37
das grösste Geschick haben; oder sie werden zum Kleinvertriebe für die Handweberei in
Schnellem abgehaspelt und in Strähnen zusammengefasst (beides Frauenarbeit),
um dann durch Männer in Bündel gepresst und verpackt zu werden.
6. Das Zwirnen.
Diese Operation zerfällt in nachfolgende Arbeitsprozesse: Die von der Spinnmaschine
kommenden Kötzer (Bobbinen, Cops) werden ab- und das Garn auf grossen Holzspulen
aufgewickelt (Spulen). Die Arbeiterin hat den etwa abgerissenen Faden anzuknüpfen.
Ein Mädchen kann 30 bis 50 Spindeln übersehen. Die vollen Spulen werden dann aut die
Zwirnmaschine gesteckt und von dort durch sogenannte Throstle-Spindeln 2-, 4-, 6- und
auch mehrfach zusammengezwirnt. Das die Zwirnmaschine beaufsichtigende Mädchen
hat Acht zu geben, dass kein Faden der einzelnen Spulen ausbleibt. Kleinere Mädchen be
sorgen das Abnehmeu der Spulen von den Spindeln, wenn selbe mit dem Zwirne angefüllt
sind. Die Spulen werden dann wieder mittelst der von Frauen bedienten Haspel abgehaspelt,
d. h. in Schneller und Strähne verwandelt, welche gewöhnlich auf chemischem Wege ge
bleicht, theils in kleinere Packete durch Mädchenhände gepresst, theils in Knäuelform
gewickelt, zum Verkaufe adjustirt und verpackt werden.
7. Das Weben
zerfällt in die Operationen des Spulens, Zettelns, Schlichtens, Einziehens odei Andiehens
und des eigentlichen Webens. Alle diese Umwandlungen, bis auf jene des Einziehens ode r
Andrehens, werden durch Maschinen verrichtet, und sämmtliche Maschinen, mit Ausnahme
der das Schlichten besorgenden, von Arbeiterinnen bedient. Das Spulen besteht, wie
bei dem Zwirnen, aus dem Abwickeln der Garn-Kötzer (Bobbinen, Cops) und Ueberführung
des Games auf grosse Holzspulen. Letztere kommen dann auf den Kähmen der Zettel
maschine, welche — von einem Mädchen bedient — diese Fäden für die Schlicht
maschine auf einer Walze zusammenfasst. Die einzelnen geschlichteten Garnfäden werden
dann durch kleine Mädchen in die s. g. Geschirre oder in das Blatt, einen Bestandtheil
des Webstuhles, eingezogen, oder an die Enden schon gebrauchter Fäden angedreht.
Die Aufsicht über den mechanischen Webstuhl, welche bei glatten Geweben darauf beschränkt
ist, den etwa gerissenen Kettenfaden anzuknüpfen oder einen neuen Kötzer in den Schützen
kasten einzuführen, wird am besten durch weibliche Arbeiter besorgt. Eine mittelmässxge
Weberin übersieht leicht zwei Webstühle, eine geschickte bei glatten Stoffen sogar deren
vier, ln allen Webereien werden jedoch auch männliche Arbeiter, bei den Webstühlen ver
wendet, und es rührt diese für einenMann zu unbedeutende Beschäftigung wohl daher, dass
so viele bisher mit Handweberei beschäftigte Arbeiter zur Maschinenarbeit übergingen.
Im Ganzen sind die Arbeitsbedingungen dieses Industriezweige^ in sanitärer Beziehung
sehr günstig. Der Anspruch an körperliche Kraft ist sehr gering und die Licht- und Luftver
hältnisse lassen nichts zu wünschen übrig, wie schon daraus erhellt, dass Nettigkeit und*
Keinlichkeit die vorzüglichsten Eigenschaften sind, welche von den in diesem Industrie
zweige verwendeten Arbeiterinnen gefordert werden.