Notizen aus dem Kunst-
Ieben und Kunsthandel
WELT DER FORMEN
UND SYMBOLE
Zur graphischen Kunst von
Nereo Tedeschi
Die Geschichte der Wechselwirkungen
zwischen österreichischer und italieniv
scher Kunst ist ebenso alt wie wohl-
bekannt: die Klosterneuburger Tafeln
von der Rückseite des Verduner Altares
(um 1330) sind nicht nur die ersten
Tafelbilder der Welt nördlich der Alpen
überhaupt, sie sind ohne die durch
Giotto geformten Voraussetzungen nicht
denkbar! Und es hieße Eulen nach
Athen tragen. wollte man an dieser
Stelle über das italienische Element in
der österreichischen Kunst des 17. und
mit all seinem schrillen Naturalismus
nach Wien verpflanzte und ihn mit
eigenem metaphysisch-surrealem Ge-
dankengut „unterwanderte". Aber das
Schaffen der impressionistischen Gruppe
der "Macchiaiuoli" blieb in Österreich
praktisch ebenso ohne Wirkung wie
im Z0. Jahrhundert die Kunst der
Futuristen und eines de Chiricc. aber
auch eines Morandi, de Pisis oder
Rcsai: der Magnet Paris hatte dem
bis daher stets eher nach dem Süden
gerichteten Anker Wien eine radikale
Drehung nach Westen verliehen.
Von einem gegenständlichen Einfluß
der italienischen bildenden Kunst kann
erst wieder in der Yatlerunmitteiborsten
Gegenwart die Rede sein: hier ist vor
allem das Wirken der internationalen
Sommerakademie für bildende Kunst
hervorzuheben, die Bildhauer vom
Range eines Manzü und Greca nach
Kunstakademie von Verona als Pro-
fessor tätig ist. hat niemals eine Aus-
bildung an einem offiziellen Institut
genossen. mehr noch, die Akademie
von Verona hatte seinerzeit seine Auf-
nahme als Schüler abgelehnt...
Es war eine glückliche ldee, gerade
Tedeschi nach Wien zu bringen, denn
seine technisch meisterliche. in allen
Finessen des Metiers wohlbewanderte
Radierkunst hat dem hiesigen Genius
loci viel zu geben. Zahlreich sind die
surrealen Elemente in Tedeschis Kunst,
hintergründig und melancholisch ist
die Poesie seiner Blätter.
..Die Serie der Akte erfassen das
Geheimnis der körperlichen Schönheit.
.Clown' und ,Trompeter' entschlüsseln
die geistigen Bereiche. die hinter der
natürlichen äußeren Gestalt liegen. und
führen in die große Traurigkeit der
Seele hinein. ebenso wie das Unheil-
iiLit die der Realisierung Cil
präzisen inneren Anschauur
Und das, was wir an seinen
so stark erleben. eben das T
dierende, ist der Mehrheit seine
leute (wie aus den vom Verfass
Zeilen eingesehenen einheimisr
tiken hervorgeht) gar nicht
Daß ihm das "Surreale" St
passiert. ist damit geradezu
weis für die Echtheit und Spo
seines poetischen Genius, der
gebiert und nicht erfindet. D
eine Gruppe von Kunstwerk
mal so (nämlich rationalistisc
naltitaliana") und dann wi
diametral anderer Weise z
interpretiert werden kann. bew
daß echte kulturelle Wechselwi
in vielen Füllen auf schöpterisct
verstündnissen beruhen. die (
für alle Zukunft erhalten möge.
18. Jahrhunderts sprechen. Antonio Ca-
nova SChllßßllth, der letzte ltaltenlsche
Künstler. der etnen Weltstil prägte,
htnterlleß gerade lrl Wien Hauptwerke
setnes Schaftens vor allern das
Grabmal der Erzherzogm Maria Chrtr
stlne ln der Augusttnerklrche . die
strh heute noch angebrochener Popar
laritat ertreuen. Im Laute des l9. Jahr-
hunderts wurde der Exnfluß der llOllE-
rutschen bildenden Kunst auf Österretch
fühlbar lockerer, wenn man vorn
Einzelfall des Malers Anton Romako
absehen will, der den Lokalstll Roms
vom dritten Viertel des 79. Jahrhunderts
Oslerretclt brachte und lhnen Gelegen-
helt gab, als Lehrer auf dlc langstc
Generatlon elnheirnischer Künstler etnr
zuwtrken. Ob dleser ncuc Kontakt
anekclattsch bletben WlFCl oder nlchl.
kann erst dte Zukunft crwclscn. Das
gtlt nach von dem kurzen Ausslelluags
oesunh, den der Radterer Nereo
Teaeschl m1 Saatwlnter dtescs Jahres
dank der Verrntttlang des ltaltentsclwen
Kultartnstltates tn Wlen absolvlertc Es
war dte erste Auslandsausstellung dteses
tn Verona im Jahre 1923 geborenen,
ln sctner Helmut hachangesehcncn
Kunsllers, Tedescht. der heute an der
volle, das über den ,Vögcln' liegt, zu
neuen Tlelensdttchlen hlnler den Spie!
gelblldern des Realen verstößt, bis
wtr... tn bedrückend an? und uber-
wtrkltchen Berelchen angelangtslnd..."
(Wtener Zeltung. 20.2.1963).
Was Tedeschl uns also zu bteten hat.
deckt slch ll'l nelen Fallen mtt Ten-
denzen der _,Wtener Schale" des
Sarreallsrnus. Der Unterschied lst aber,
dal! Tedescht das Surreale, Doppel?
bddlge nicht wtll und nxcht anstrebt.
Als echter Romane ist er ein Mann der
lorrn, und seine Probleme auf der
Ebene des Bewulilsetns stnd ausschliellv
Ntrvun mw-sL-l,
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