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jenseits der letzteren wird die Festigkeit überwunden, liegt
die Zerstörung.
Wenn diese beiden Grenzen, innerhalb welchen die Bieg
samkeit eines Rohstoffes liegt, recht weit von einander ent
fernt sind, so ist dieser hochgradig biegsam, im entgegen
gesetzten Falle besitzt er eine g er i n g e Biegsamkeit. Einige
Metalle besitzen eine enorme Biegsamkeit, so das Blei.
Das industrielle Verfahren des Biegens wird in der Re
gel dort angezeigt erscheinen, wo man über eine hohe Bieg
samkeit verfügt.
Das Holz hat im trockenen Zustande eine sehr geringe
Biegsamkeit. Es hat eine hohe Elastieität; ist jedoch die
Elasticitätsgrenze überschritten, so muss man auch schon den
Bruch gewärtigen, es hat ja eine geringe Festigkeit; die Bruch-
öder Biegsamkeitsgrenze liegt sehr nahe bei der Elasticitäts
grenze. Das Holz ist also ein sehr wenig biegsames Material;
nimmt das Holz eine bleibende Biegung an, so ist sein Be
stand gefährdet, weit mehr als dies beim Schmiedeeisen der
Fall ist.
Bei der Umformung des Rohstoffes Holz im Dienste der
Industrie schien es, als müsste man auf das rasche und wirk
same Verfahren des Biegens verzichten. Immer und immer
wieder wurde man durch die Forderungen der Industrie auf
das Biegen des Holzes hingewiesen, und mit stets erneutem
Bedauern erprobte man die Abneigung dieses Stoffes gegen
eine derartige Bearbeitung. Man musste sich entweder mit
einer massigen Krümmung von höchst einfacher Art begnügen,
oder sehr dünne Lamellen anwenden, die man in ihrer ge
krümmten Gestalt durch eigene Mittel festhielt — ein völlig
befriedigendes Ergebniss, ein nach jeder Richtung ausreichen
des Verfahren konnte man erst nach einer langen Lernzeit
erfinden. Es ist eine Errungenschaft der Gegenwart.
Schon vor mehr als einem Jahrhundert wusste man, dass
gerades Holz — ein Stab oder eine Platte — sich krümme,
wenn man dasselbe auf der einen Seite erwärmt, also ihm
leuchtigkeit entzieht, während man es auf der andern Seite
benetzt, also ihm Feuchtigkeit zuführt. Davon machte man
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