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Volltext: Hohe Warte - Illustrierte Halbmonatsschrift zur Pflege der künstlerischen Bildung und der städtischen Kultur, 2. Jahrgang 1905/06

schickt, wo sich Fachschulen befinden, und diese Dinge euv 
fach kopieren läßt. Zugleich sorgt das sogenannte Lehr' 
mittelbureau im k. k. österreichischen Museum für 8 Vorlageiv 
blätter, jene berüchtigte Art papierener Kunst, deren Schäd' 
lichkeit ich häufig genug nachgewiesen habe und_ die 
gleichfalls den Schülern zur Nachahmung in die Hand 
gegeben werden. Ein ganzer großer Apparat von Lehr- und 
Arbeitskräften funktioniert, den natürlichen künstlerischen 
Gestaltungstrieb des Volkstumes, so in dieser Ausstellung 
an glänzenden Beispielen illustriert, zu vernichten und an 
Stelle dieser edlen schöpferischen Regungen die Schablone 
zu setzen und die Unfähigkeit groß zu ziehen. Neben den 
unmeßbaren Schätzen vergangener und halbvergangener Vo S' 
kunst befinden sich in dieser Ausstellung allerdings auch Proben 
jener Verbesserung durch die kunstämtlichen Hebammen' 
dienste. Sie wirken neben den guten Beispielen als Karikatur. 
rseiner'Kunst schafft das unverbildete Volk primitiv und 
schaulich wie das Kind. Das Kind, bevor es zur Schule 
mmt, trägt in der Regel eine vollkommene Bildung schon 
er die ersten Keimansätze hinaus entwickelt in sich. Es 
rsteht seine Anschauungen zeichnerisch auszudrücken, es 
rmt, malt mit ausgesprochener Freude am Farbigen und 
it richtigem; Sinn für Farbenverhältnisse, so wie es m der 
:gel richtig singt; die Schule, anstatt die entwickelten Keime 
pflegen und weiter zu entfalten, setzt diesen Entfaltungen 
i tödliches Ende, indem sie mit etwas ganz anderem, ganz 
•emdartigem und;Neuem beginnt. Sie verwandelt den keim' 
irken Boden zuerst in eine Wüste, um das magere Reis 
r schematischen Durchschnittsbildung dem jungen Stamm 
ifzupfropfen. Anstatt Fähigkeiten entwickelt sie ein be' 
irftiges Wissen. Es verhält sich ganz ähnlich mit der 
olkskunst. Sie ist einer lebendigen Anschauung einfacher 
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