heben und zur vollen Wirkung zu bringen, die im Ausstellungs
gegenstand liegt, die Wiß- und Schaubegierde des Besuchers
auf dieses zu konzentrieren, darin liegt die Bestimmung des
Bauwerkes. Es soll große und kleine Ausstellungen beher
bergen, alles vorteilhaft veranschaulichen können, was Kunst,
Wissenschaft und Industrie im Dienste der Kultur hervor
bringt und es soll ein unparteiischer Boden sein für alles,
was immerhin gut und fördernswert ist. Darum wird die
Leitung eines solchen Zentralinstitutes für Ausstellungs
wesen Männern anvertraut sein müssen, die nicht merkantile
oder parteiliche Interessen pflegen, sondern die Kultur heben
und von denen die Fähigkeit dazu vorausgesetzt werden kann.
Die Wertigkeit in den Erstrebungen sowie in den Erreichungen
ist das einzige, worauf es bei der Kultur ankommt.
Es gilt nicht nur Bedürfnisse zu erfüllen, sondern auch voraus
zusehen. Da es sich zunächst um ein Bauwerk handelt, müssen
von vornherein die Künstler zu Rate gezogen werden. Die
Pflicht der maßgebenden Faktoren ist es nur, den Berufensten
zu kennen. Er wird gefunden werden, wenn man will.
Uber das Ausstellungswesen liegen bestimmte Erfahrungen
vor, die zu benützen sind; an den bestehenden Werken
kann man zumindest lernen, Fehler zu vermeiden. Als
direktes Vorbild ist keines der vorhandenen Bauwerke dieser
Art zu betrachten. Der Kristallpalast in London, der Glas
palast sind zwar Produkte der Neuzeit und sind für ähnliche
Notwendigkeiten, wie die oben geschilderten, vorgesehen;
sie sind überaus praktisch, aber auch ziemlich häßlich. Maß
gebend wird die Besonderheit des gegebenen Falles und
ein genaues Studium der Bedürfnisse, der vorhandenen und
der vorauszusehenden, sein.
Die Lösung ist natürlich an die Platzfrage gebunden. Für
diesen Fall handelt es sich glücklicherweise um kein un
lösbares Problem. Der einzig mögliche und zu erlangende Platz
für ein solches Bauwerk ist der Grund, auf dem die heutige
„Gartenbaugesellschaft“ steht. Das dortige Gebäude, das seinen
Zweck in keiner Weise erfüllt, wäre nach der Grunderwerbung
zu schleifen, um Besseres an dessen Stelle zu setzen.
Die maßgebenden Faktoren, vor allem die REGIERUNG,
können, wenn sie wollen, diesen Gedanken verwirklichen. Es
wäre eine große Tat, die unserem wirtschaftlichen und kulturel
len Leben von unberechenbarem Vorteil wäre. Ein dringendes,
vielgestaltiges Bedürfnis liegt vor, vielleicht findet es an leitender
Stelle Verständnis und Förderung. Joseph Aug. Lux.
DAS HAUS DES BÜRGERS.
ie Anlage des Hauses, auf beiden folgenden Heftseiten
dargestellt, ist aus den einfachsten Bedürfnissen ent
wickelt und wiederum auf das Einfachste zurückgeführt.
So ist im ERDGESCHOSS ein großer Raum als
Wohn- und Speisezimmer, die gute Stube mit der vorigen
durch eine verhängte Öffnung zusammengeschlossen, die Küche
durch einen Schalter mit dem Speisezimmer verbunden an
geordnet worden. Ein großer Vorplatz ist vorgesehen, während
die offene Veranda als Eingang dient, jedoch bei gutem Wetter
als Speiseraum im Freien benützt werden kann.
Im ERSTEN STOCK liegt ein großes Schlafzimmer mit
Bad, zwei kleinere und ein größeres Zimmer für die Jugend
sowie eine Kammer für das Hausmädchen.
Der KELLER zieht sich unter dem ganzen Hause, ausge
nommen der Veranda, hin. Durch einen separaten Eingang an
der Rückseite gelangt man in die dort angelegte Waschküche.
Die Verwendung der einfachsten ortsüblichen Materialien
ist angenommen.
Das Mauerwerk ist in Feldbrenner ausgeführt gedacht und bis
Brüstungshöhe der Erdgeschoßfenster mit grauer Tönung sehr
rauh verputzt. Um das Aufsteigen der Erdfeuchtigkeit und das
dadurch verursachte Abbröckeln des Putzes zu verhindern, wird
auf Terrainhöhe eine Backsteingurte vorstehend sichtbar durch
geführt, so gleichzeitig ein farbiges Sockelband bildend.
Der Erdgeschoßteil ist an der Rückwand und den Seiten
ansichten vollständig in sichtbarem rotem Backstein-Mauer-
werk, die vordere Ansicht und der Aufbau weiß verputzt.
Einfach durch das Ausbauen des rückwärtigen Bauteiles
zu Zimmern sind die Giebelformen entstanden, während der
große Raum des Vorderteiles durch Ausbau des Zwerghauses
ausgenützt ist. Das Dach wird mit roten Ziegeln gedeckt und
das Holzwerk des Hauses lichtblau, das der Fenster und Türen
hingegen weiß gestrichen. Zwischen hohen geputzten Wangen
führt die Treppe mit Backsteinen gemauert zum Eingang
und unterhalb des Fensters der guten Stube, zwischen den
gemauerten Pflanzenkübeln, ist eine Gartenbank aus Kiefern
holz, zum Herausnehmen eingerichtet, angebracht.
Architekt F. W. Jochem, Darmstadt, hat solche Projekte,
davon dieses ein Beispiel ist, ausgearbeitet und in einem
geschmackvollen Band bei Julius Hoffmann in Stuttgart
herausgegeben. Allen Hausbaufreunden empfohlen!