Hofburg, alter Teil.
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Im ersten Stockwerke dieses Traktes sind die I. Antekammer, die Ritterstube und die Tra
bantenstube, im zweiten Stocke Suitenwohnungen und im dritten Geschosse Dienstwohnungen
untergebracht. Im südöstlichen Teile liegt im Parterre die Zuckerbäckerei, im Mezzanin eine
Abteilung der Generaldirektion der Allerhöchsten Privat- und Familienfonds, im ersten Stockwerke
das technische Appartement, so genannt, weil hier seinerzeit die für Lehrzwecke der kaiser
lichen Prinzen erforderlichen technischen und physikalischen Instrumente und Apparate ihre
Aufstellung hatten, im zweiten Stockwerke ein Teil der Kabinettskanzlei, im dritten Geschosse
Dienstwohnungen. Im nordöstlichen Teile liegen im Parterre das Feuerwehrwachzimmer und
die Tapeziererei, im Mezzanin ein Teil der kaiserlichen Familienfondsgüter-Direktion, im ersten
Stocke Suitenwohnungen, im zweiten
Geschosse die Kabinettskanzlei und im
dritten Stockwerke Dienstwohnungen.
2. Der Kaiserspitaltrakt
auf dem Ballhausplatze, aus dem Jahre
1543 stammend, wurde 1903 demoliert.
3. Die Stallburg.
Im Jahre 1458 stand an der Stelle dieses
Gebäudes das Haus des Landmarschalls von
Ebersdorf. Sodann in kaiserlichen Besitz über-
gegangen, wurde das Gebäude »Spanischer
Stall« oder »Zaumburg« genannt, weil in den Stallungen derselben die Pferde spanischer Rasse unter
gebracht waren. Kaiser Ferdinand I. berief nach seiner Thronbesteigung als deutscher Kaiser im Jahre 1556
seinen Sohn Maximilian (nachmals Maximilian ll.) aus Spanien nach Wien und ließ für ihn dieses Haus als
Wohnsitz entsprechend umbauen. Später befand sich die k. k. Gemäldesammlung bis zu ihrer Unterbrin
gung im k. k. Belvedere in den Räumen dieses Gebäudes.
Die Stallburg ist von der Flabsburgergasse, der Stallburggasse, der Bräunerstraße und
dem Josefsplatze begrenzt und in der Höhe ihrer zweiten Etage durch eine Bogenüberbrückung
mit dem Trakte der Redoutensäle verbunden. Sie stellt im Grundrisse ein reguläres Viereck
dar und ist in einfachem Renaissancestile aufgeführt. Der Hofraum war ehemals auf allen
Seiten und in allen Geschossen von Kreuzgängen umschlossen, welche in späterer Zeit ver
mauert wurden, noch heute aber deutlich wahrgenommen werden können. In dem Hofe be
findet sich ein Brunnen mit Eisengitter, auf dessen Steingrand die Jahreszahl 1675 gemeißelt
ist. Im Jahre 1900 wurde in diesen Hof der Kassenpavillon für die k. k. Hoftheater eingebaut
und sind weiters im Parterre die k. k. Hofapotheke und die Stallungen für die spanischen Reit
pferde gelegen. Das erste Stockwerk nehmen die Bureaux des Oberstkämmereramtes und der
Generalintendanz der Hoftheater, den zweiten Stock die Kanzleien des Ordens der eisernen
Krone und des Franz Josef-Ordens, sowie Wohnungen für Hofbedienstete ein.
4. Der Amalienhof.
An der Stelle dieses Gebäudes stand im 15. Jahrhundert der Cillyerhof, von dem dort wohnhaft ge
wesenen Grafen Friedrich von Cilly, Statthalter von Österreich und Erzieher des Prinzen Ladislaus Post
humus, des Sohnes Kaisers Albrecht II., so genannt. Im 16. Jahrhundert als Hof-Zeughaus verwendet, wurde
es in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts von Kaiser Rudolf II. vollständig umgebaut. Nach dem Tode
Kaiser Josef I., also anfangs des 18. Jahrhunderts, erhielt dieser Burgtrakt die Bestimmung als Witwensitz
für dessen Gemahlin Kaiserin Wilhelmine Amalia und ward seither Amalienhof benannt.
Dieser Gebäudetrakt ist vom Franzensplatze, von der Schauflergasse und dem Ballhaus
platze begrenzt; an der vierten Seite gegen die Löwelstraße ist er durch einen Schwibbogen
mit dem Leopoldinischen Trakte verbunden. Im Erdgeschosse befinden sich das Oberststall
meisteramt und mehrere Hof-Offizen, im Mezzanin das Gisela-Appartement, Suitenwohnungen
und Bureaux. Das erste Stockwerk gegen den Franzensplatz bewohnte weiland Ihre Majestät die
Kaiserin Elisabeth; diese Gemächer sind noch heute in ihrer Einrichtung vollständig unver
ändert geblieben. Gegen den Ballhausplatz und die Bellaria gerichtet, befindet sich im ersten
Stocke das Alexander-Appartement, so genannt, weil dortselbst während des Wiener Kongresses
Kaiser Alexander I. von Rußland wohnte. In diesem Appartement sind namentlich die gut er
haltenen Rokokoplafonds, mit zahlreichen Waffenemblemen geziert, erwähnenswert. Das zweite
Stockwerk enthält Suiten- und Dienstwohnungen.
Abb. 170. Hofbibliothek. I. Stock. 1: 1000.