Hummer 15.
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 227.
dekorativer Illuster und symmetrischer Darstellung ohne
individuelle Bedeutung, endlich in dem häufigen Vorkommen
non Vexierbildern mit Spielereien. Wir sehen eine ITlauer,
deren Gefüge sich roie Schriftzeichen ausnimmt, Türme
und Schilde roerden bei genauerer Betrachtung zu Gesichtern,
in Buchstaben bergen sich kleine Köpfe, eine Darstellung
bleibt aufrecht oder umgekehrt dieselbe.
Von den grofjen Brakteaten machen einzelne gerade
zu den Eindruck einer Ulalerei: so erinnert z. B. ein Stück
mit dem den falken auf der fausf haltenden Thüringer
Bandgrafen in ganzer figur aufs lebhafteste an die Bilder
der lllanesseschen Handschrift oder des hortus deliciamm.
Betrachtet man dazu die grofje Gleichförmigkeit, die bei
allen durch die Illache gegebenen Unterschieden den JTlünzen
doch anhaftet, dann ist der Gedanke vielleicht nicht zu
kühn, dal3 die mittelalterlichen Hlünzer, roenigstens an
einzelnen Orten, coo der Betrieb durch Hausgenossenschaften
im Besitze einer alten Überlieferung mar oder non kunst
oerständigen Jllännern geleitet rourde, JTlusterbücher zur
Verfügung gehabt haben, die ihnen oon Handschriften
malern angefertigt morden roaren.
Die deutsche Brakteatenprägung rourde sehr bald in
oerschiedenen ausmärtigen ländern übernommen. Die
Skandinaoier besagen sie allerdings schon früher und
hatten aufjer ihren Goldbrakteaten auch brakteatenförmige
münzen, doch haben sie deren Prägung bei roeitem nicht
auf die Höhe der deutschen zu heben oermocht. Ihre Er
zeugnisse sind kleine, unansehnliche Pfennige mit einfachen
Darstellungen und selbst die gelungensten Stücke des 12.
und 13. Jahrhunderts können auf Beachtung kaum Rn-
spruch machen. Polen bekam seine Brakteatenprägung
auf dem Wege über lllagdeburg, dessen heiligen llloritj
es macker kopierte. Es oermehrte den Bilderschatj mit
einigen Zutaten aus dem Llberflufj der breiten bayrischen
Denare mit den Ungetümen der kirchlichen Kunst, dem
Centaur, meermann, Simson und dem Drachenkämpfer, in
dem man mahl einen einheimischen Helden, den Palatin
Krakus, darstellen mailte, llach Böhmen kam die Brak
teatenprägung auf dem Wege über Hleifjen und die Causitj,
roa die Könige ansehnliche Besitzungen hatten. Hier
bedeutet sie höchst merkroürdigerroeise einen Hiedergang
in der Kunst. Denn im 12. Jahrhunderte hatten die Böhmen
zroeiseitige Denare mit oft geradezu entzückenden kleinen
Bildchen geprägt, die auf einem nur 17 mm. messenden
Raum ungefähr alles das zeigten, roas die Brakteaten im
doppelt so großen felde darstellen. Jetgt schlug man in
den oerschiedenen Teilen des Reiches nach sehr oer
schiedenen ITlustern plumpe Stücke mit einfachen, meist
roh ausgeführten Darstellungen.
Besonders merkroürdig ist die Geschichte der Brak
teatenprägung in Schlesien. Zroar selbst Piasten, standen
die fürsten dieses Tandes doch mit ihren polnischen Vettern
in roenig guten Beziehungen: so mag es sich erklären,
daf; sie ihre Brakteaten nicht aus Polen oder mit Polen
gemeinsam erhalten haben, sondern für sich allein. Die
ersten schlesischen Brakteaten sind, roie die Darstellungs
meise und manche Einzelheiten, z. B. das Pfeilspitjenkreuz
zroeifelsfrei ermeisen, oon münzern aus dem Harz
geschlagen morden. Rllmählich überroiegt aber doch die
polnische Prägemeise: schlesische und polnische Pfennige
sind, roenn überhaupt, dann nur mit grofjer IJJühe zu
schneiden. Die Breslauer Stempelschneider haben damals
recht hübsche Rrbeifen geliefert, zierliche Bilder des Herzogs
und seines Schutzheiligen, des Täufers, oft im Rahmen
gefälliger Bauwerke, sogar an Darstellungen der Kardinal
tugenden: Caritas Fides und Justitia haben sie sich mit
ihren nur 18 mm. großen Hlünzchen geroagt, Ihre Kunst,
roie überhaupt die den Deutschen oerdankte Blüte, erregte
den oon national-polnischem Widermillen gegen die Ein-
roanderer gesteigerten Heid des oberschlesischen Herzogs
ITleska: sein Eisenschneider setzte demonstratio auf ein
Bildnis oon ungeroisser Bedeutung die Rufschrift „milost“,
die polnische Übersetzung oon Caritas. Um das Jahr 1220
änderte Herzog Heinrich I. den münzschlag, indem er
die böhmische Prägeroeise annahm. Ihn oerband mit König
Ottokar I. nicht nur Verwandtschaft, sondern er erhielt
oon ihm auch roertoolle Rechtsbelehrung für seine Berg
werke. Von diesen überaus zahlreichen Geprägen, die bis
etroa 1200 reichen, schweigt billig der Kunstrichter: als
Erzeugnisse der Plastik in einem sonst an gleichzeitigen
Denkmälern nicht allzu reichen Tande, oerdienen aber auch
sie Beachtung.
Wenn roir dann noch einen Blick auf die erste gegen
Ende des 12. Jahrhunderts einsetzende, also etwas nach
hinkende, übrigens auch künstlerisch durchaus belang
lose Brakteatenprägung in Ungarn roerfen, so dürfte
dieses Kapitel aus der Kunstgeschichte der münzen zum
Schlüsse kommen. Die Blüte der Brakteaten mar eine kurze,
roie einst die der griechischen Prägung: schon bald nach
1200 wird der Stil überall roher, die Rrbeit immer
flüchtiger, und die kaiserlose, die schreckliche Zeit, tötet
auch diese Schönheit. Es überroiegen jene gräflichen
Ungeheuer, die riesigen (45 mm,!) meißner mit ihren
einigen, glotzenden lllarkgrafenbildern, in den ITlünzstätten
der Tausilz zu knopfförmiger Gestalt, richtiger, zur Unform
eines oerbeulten und zerschlissenen Hutes entartend.
Rnderroärts fabriziert man ganz kleine Stücke, auf denen
eine Inschrift selbstredend kleinen Platz mehr findet: hier
leisten das Rufjerste die grafjpolnischen und kujaroischen,
oft nicht ein Zehntelgramm schweren Pfennige, wirklich
eine „ganz oerroorfene Sorte Spreu oon Geld“, die „beim
leisesten Zuglüftchen auf und daoon fliegt“.
Deueruuerbungen des „Francisco Carolinum“ in Linz.
Der Direktor des ITluseums „Francisco Carolinum“ in £inz,
Dr. Hermann Ubell, ueröffentlichf in der „Cinzer Tagespost“ einen
Bericht über die jüngsten lleuermerbungen dieses Instituts, dem
mir folgende interessante Einzelheiten entnehmen:
Die Stadtgemeinde £inz hat dem Uluseum das grofze schmiede
eiserne Oberlichtgitter nam Candstrafjenporfal der demolierten Train
kaserne zum Geschenke gemacht, Durch den immer wieder erneu
erten Anstrich hatte diese Oberlichte ein plumpes Aussehen ge
wannen; nach gründlicher und sorgfältiger Reinigung zeigt sich
die Komposition dieser edlen Kunstschmiedearbeif wieder in ihrer
ganzen Schönheit; sogar die reichen Orauierungen der Blätter an
den schmiedeeisernen Ranken sind wieder sichtbar geworden.
Dafj das Stück ein Dokument der ersten Ansiedlung der Barm
herzigen Brüder in Cinz ist, beweist der geborstene, seine unzäh»