Flnmmer 17.
Seife 273.
Internationale Sammler-Zeitung.
wegen ihrer Verwendung ein besonderes Interesse beanspruchen.
Diese Papyrusfetjen stammen, wie Schubart in den „Amtlichen
Berichten“ aus den königlichen Kunstsammlungen Berlins ausführt,
wahrscheinlich aus Vorlagebüchern für koptische Weber oder Wirker;
aus dem Vergleich mit den Sarben und Klotiuen der koptischen
Webe- und Wirkarbeiten ergibt sich dieser Zusammenhang ohne
vueiteres. ITlan erkennt ihn auch daran, daf3 auf einer Zeichnung
das Saumornament nur an einer Ccke gezeichnet ist, roas als Vor
lage für den Weber genügte Die eine der Zeichnungen diente
wohl als Vorlage für eine Decke oder einen Teppich. Der Grund
ist leer gelassen, zeigt also die Papyrusfarbe, roie ja auch die ge- j
webten oder gewirkten Ornamente auf der llaturfarbe der Gein-
wand stehen. Die Zeichnung ist schwarz mit aufgesetzten weiijen
Strichen. Dargestellf werden Wasserpflanzen, Wasseruögel, 5ische
und Seepferdchen und im inneren Teile ein Triton und eine mensch
liche Sigur. Huf einem anderen Stück stehen Blattornamente und
Tiere in roeifz auf uiolettem Grunde. Das zierliche Stück zeigt zwei
zusammenhängende schmarzbegrenztc Streifen mit Darstellung uan
Wasserfieren und Pflanzen, der obere eine im Wasser schreitende
menschliche Gestalt, An koptische Wollstickereien erinnert in der
Ausführung eine Zeichnung, die ein Brunnenmotio mit Vögeln, blau
und schwarz, augenscheinlich nach beiden Seiten hin wiederholt,
während sich darüber ein zweites Band derselben Art hinzieht.
Gin letztes Blatt dieser Art zeigt geflügelte Genien, die ein ITIedai Ion
mit einem weiblichen Kopf halten.
(Gine 600 Jahre alte Turmuhr.) Die älteste Uhr Gng-
lands und zugleich eine der ältesten der Welt ist die Uhr der
Kathedrale uon Pefersborough. Im fahre 1320 wurde das Werk
oollendef, und heute nersieht die alte Uhr getreulich ihren Dienst.
Sie ist die Arbeit eines manches. Das Werk ist übrigens ziemlich
primitio. Der Gang wird durch zwei 300 Pfund schwere Bleigewichte
geregelt, die an einem 90 ITleter langen Seil herabhängen, das sich
um eine Holzrolle aufwickelt. Sie schlägt die Stunden an den
grofjen Kirchenglocken, dann dröhnt ein 72 Pfund schwerer Hammer
gegen die gewaltigen Glockenwände. Das Gangwerk und das
Schlagwerk sind sehr einfach und sinnreich durch eine kurze
Schnur oerbunden. Die alte Uhr besitzt übrigens keinen Stunden
zeiger; die Stunden werden durch das Hauptrad markiert, das
alle zwei Stunden eine Umdrehung uollendet. Trotz des primifioen
Werkes und der rohen Arbeit hat die ehrwürdige Turmuhr sechs
Jahrhunderte lang getreulich ihre Pflicht erfüllt, ja in dem langen
Zeitraum soll sie niemals auch nur um JTtinuten falsch gegangen sein.
(Tluseen.
(fleuerwerbungen des Kaiser-Sriedrich-llluseums.)
Die Berliner Gemäldegalerie hat eine Reihe wertooller lleu-
ermerburgen gemacht, durch die einige Tücken in der Sammlung
aufs glücklichste gefüllt werden. Aus der Zeit der Hochblüte
oenezianischer Kunst stammt das Bild „Die Schachspieler“ oon
Paris Bordone; an den Anfang des deutschen 13. Jahrhunderts
führt eine oiclieicht schwäbische „Kreuzigung“. In den Kreis
der grofjen Altniederländer gehört ein Gemälde im Stil Hugos uan
der Goes, Bernhard Striegel, dem ITlemminger Kleister um 1520,
steht ein Altarflügd mit einer Darstellung aus der heiligen Sippe
nahe. Im Jahre 1531 hat ein anscheinend niederländischer Kleister
auf den neuerworbenen Bildnissen eines Ghepaares sich mit seinem
Klonogramm aus den Buchstaben H. und B. bezeichnet. Dem Kreise
des Herri mef de Bles gehört ein kleines Hausaltärchen an, das
als Geschenk der Inhaber des Auktionshauses Cepke in die Galerie
kam. Ins 17. Jahrhundert fü rt eine kleine Candschaft des Pieter
Klo ly n, des Schülers frans Hals. Den Beschluß der lleuerroer-
bungen bildet ein französisches Werk des 17. Jahrhunderts, eine
arkadische Gandschoft. Diese schönen neuen Ankäufe werden in
dem ersten Kabinette der niederländischen Abteilung, das früher
die Sammlung Wesendonk barg, aufgestellt werden Ihnen sollen
sich die sechs Bilder anreihen, die uon diesem Gemäldeschatze in
Berlin blieben.
(Gin Dorfmuseum in Schlesien.) Das erste schlesische
Dorfmuseum wurde in dem Dörfchen Dohnau an der Katzbach
im Kreise Ciegnitz eröffnet. Durch eine kleine würdige Seier wurde
am 26. August das Kluseum für Crinnerungen an die Schlacht an
der Katjbach (26. August 1813) der Öffenflichket übergeben. Gs
ist ein kleiner achteckiger Bau in der form eines massioen Garten-
paoillons, den man durch eine kleine Vorhalle betritt. Sein Geht
empfängt er durch kleine fenster in den oberen Teilen der Wände
und durch das Dach. Der ganze Bau hat 4350 ITlk. erfordert,
mouan je 1000 Klk. durch Staat, Prouinz und Kreis gespendet
worden sind, während die übrigen Kosten die Gemeinde, die
übrigens nur etwa 200 Seelen zählt, im Verein mit einigen Gönnern
aufgebracht hat. Als zum erstenmale der Gedanke auftauchte,
die Grinnerung an die denkwürdige Schlacht an der Katzbach neben
dem Klalhügel auch durch die Grrichtung eines Kat3bach-IKuseums
in der Gemarkung des Dorfes Dohnau, auf der sich der Schlufjakt
des gewaltigen Siegestages uom 26. August 1813 abspielfe, wach
zu erhalten, fand er heftige Gegnerschaft. ITlan konnte den Gedanken
noch nicht fassen, dafj ITluseen im Interesse oon Wissenschaft und
Kunst anderswo ols an den Zentralpunkfen des geistigen Gebens,
in gröfjeren Städten, errichtet werden können. Aber der Gedanke
hatte sofort in dem Gemüfe des Volkes, namentlich des Candoalkes
so tiefe Wurzeln geschlagen, dal) er trotz oller Bekämpfung schon
in Jahresfrist seine Durchführung finden konnte. Sogleich bei dem
ersten Bekanntwerden der Idee und auch später wurden der
Gemeinde so zahlreiche Sammlungsgegenstände überwiesen, dafj
die Austatfung des lTluseums mit Grinnerungen an die Schlacht
sehr reich ist. Sie enthält Bilder und Büsten der Heerführer,
Schlachtpläne und Beschreibungen des Tages, Darstellungen oon
Gpisoden aus der Schlacht, Waffen aller Art und Geschosse oon
ortsgeschichtlicher Bedeutung Gin alter Stahlstich Blüchers wurde
oon einer Urenkelin des alten IKarschalls Vorwärts, der Gräfin o.
Strachmitj, geborene Gräfin o. Blücher, geschenkt, ebenso wurden
Porträts oon Gneisenau und Uork durch Urenkel der beiden Generale
überwiesen. Das Candesdirektorium oon Hannouer schenkte eine
Reproduktion des im dortigen Candesmuseum befindlichen, dem
Herzog oon Cumberland gehörigen Bildes „Blücher in der Schlacht
an der Katzbach“ oon Karl Bleib treu. Das Kriegsministerium
überwies aus den französischen Beutestücken 20 Sfeinschlofjgewehre
und oier französische Seitengewehre. Der „Aufruf an mein Volk“
oom 17. ITlärz 1813 ist in einem Originaldruck uorhanden. Dieses
erste Dorfmuseum dürfte oielleicht Anregung zu ähnlichen
Gründungen oon anderen geschichtlich oder oolkskundlich denk
würdigen Orten geben.
(Griechische Vasen'. Die königlichen ITluseen in Brüssel,
die in der letzten Zeit auf oerschiedencn Gebieten zu Sammlungen
ersten Ranges gelangt sind, haben auch einen großen, sich ständig
oermehrenden Bestand an griechischen Vasen gewonnen, der
eine grofze Reihe oon ausgezeichneten Denkmälern der antiken
Gefäfzmalerei enthält Unter den fortwährend zunehmenden Gr-
merbungen, die oornehmlich aus den Geschenken reicher belgischer
Kunstfreunde und der Societe des amis des Musees bestehen, oer
dienen zwei Stücke besondere Aufmerksamkeit. Das eine ist ein
reizender, schwarzfiguriger Psykfer, d. i. Kühlgefäf), uon dem, was
eine grofje Seltenheit ist, der Deckel wohl erhalten ist. Die beiden
kleinen, an dem Bauche angebrachten Ösen dienten dazu, das Gefäfz
in ein anderes, größeres einzulassen, damit sein Inhalt dort ab-
gekühlf würde, woher denn der Home stammt. Die an den Seiten
aufgetragenen ITtalereien, ITlänner, die zum Gastmahl gehen, erinnern
in ihrer Technik an den Stil der besten ITleister. Das Stück stammt
aus der Zeit der Perserkriege. Gin anderes ist eine attische Preis
amphora, bedeutsam einmal durch ihre ungemöhliche Höhe, dann
durch die Angabe des Archon. Gs ist Polypelos, wodurch die Am
phora auf das Jahr 367 o. Chr. bestimmt wird. Gs ist bemerkens
wert, dafj solche Gefäfje, die mit Öl gefüllt, der Siegespreis an den
Panathenäischen Spielen in Athen waren, gerade wie auch das
oorliegende Beispiel, in der Kyrenaika in Hordafrika öfter gefunden
wurden. Das erklärt sich daraus, dafj, wie auch aus den olympischen
Siegerlisten heroorgeht, die griechische Beoölkerung des Candes
Kyrene sich in heroorragendem Htafze an den Wettspielen beteiligte.
Die Auktion Hommel in Zürich.
(Schlufj.*)
Hr. 642 runde Plakette, Bacchanal 105 Sr. (Klannheim):
Ar. 647 eine uergoldete Plakette mit der Darstellung oon ITlucius
Scäoola 200 Sr.; Hr 654 55 zwei Plaketten mit den getriebenen
Reliefs der Goangelisten Gukas und IKarkus 165 S.; Hr. 665 Plakette,
Schaustellung Christi 120 Sr.; Hr. 667 dito Raub der Sabinerinnen
100 fr.; Hr. 672 uergoldete Plakette mit ITtaria auf ITlondsichel
stehend 150 fr.: Hr. 1559 Glfenbeinplatfe, Potiphars Weib und
Joseph, Relief, 5)0 Sr.; Hr. 1 61 und 62 zwei Porfräfbiisfen
Choiseuls und Sleurys in Glfenbein (Relief) 175 Sr.; Hr 1364 byzan
tinische Glfenbeintafel mit lllaria und den Aposteln 300 Sr.;
nr. 1568 Diptychon in Hochrelief 150 Sr (Rubli, Zürich); Hr. 1575
Glfenbeintafel mit biblischen Darstellungen 1.35 Sr. (Brauner, Paris);
Hr 1580 gotische Spiegelkapsel in Glfenbein, schönes Stück, 480 Sr,
(Klannheim); Hr 1495 gotisches Relief mit lllaria und Klartha,
polychromiert. süddeutsche Arbeit, 550 Sr ; Hr 1496 Himmelfahrt
ITtaria, 18. Jahrh. Relief 155 Sr.; llr. 1499 Brustbild der Klater
Dolorosa in Zedernholz, die Augen aus Glas, spanisch, 780 Sr.;
*) Siehe llr. 15 und 16 der „Internationalen Sammler-Zeitung“
oom 1. und 15. September 1909.