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Seife 242 
Internationale Sammler-Z ei tu ng. 
1 (ummer 16 
Karl Schreibers schrieb am 20. April 1796 die Worte: 
„Wohl dem, der seiner Wünsche Ziel erreicht, der freud 
und tust geniefjf, die Reichthum, Gut und Ghr’, die er in 
Städten sucht, oerleiht; noch besser dem, der ruhig auf 
dem £and geniefjt, roas die llatur ihm tischt. Doch 
beyde sind nur halb beglückt, wenn niemand ist, der freud 
und Heid mit ihrem teilt. Du fühltest diefj, ein Herz dem 
deinen gleich fandst du; der Himmel schenk es dir; diefj 
wünscht dein freund, der dich um dieses Glück beneidet.“ 
Karl Schreibers roar kaiserlicher Rat und Direktor 
des kaiserlichen riaturalien-Kabinetts und tourde 1810 
gleichzeitig mit seinem Oheim, dem Ried. Doktor löset 
L'udwig Schreibers, in den erbländischen Ritterstand erhoben. 
Gr mar ein Reffe des berühmten Botanikers Rikolaus oon 
Jacquin, seines Vaters Schwester war die Gattin des 
Heiteren. Schreibers starb am 21. Rlai 1852 in hohem Alter. 
Gin bekannter Wiener Arzt der Zehner und Zwan 
ziger lahre des oorigen Jahrhunderts war Dr. löset oon 1 
Portensdrlag-Hedermayer. Gr schrieb sich am 14. Sep 
tember 1796 in das Stammbuch ein und zwar, wie er 
dazusetjfe, auf seinem Krankenlager, oon dem er sich aber 
jedenfalls wieder gesund erhob, denn er starb erst 32 
Jahre später, im Dezember 1828. 
Blasius Höfel, der oortreffliche Kupferstecher und 
Holzschneider, dessen Heben und Werke erst jüngst Josef 
Wünsch in einer ausgezeichnet oerfafjten Klonographie 
des näheren beschrieben hat, radierte Dr. Portenschlags 
Bildnis. Gr trug in das Stammbuch ein: 
„Im Crdenthal ist Alles Alles nichtig, i 
Die Zeit und das, roas ihrer Saat entreift. 
Die Ciebe selbst, diefj Rosenkind ist flüchtig, 
So roie die Cuft, die hin durch ihre ITlyrthe streift; 
Was 5reundschaff thut und spricht, bleibt einig unuergessen; 
Sie altert nicht, roas auch hinroeg oon teben träuft, 
Schön, roie Unsterblichkeit, geht sie durch die (Zypressen, 
Sie läutert jedes Herz, das Ihre Olut ergreift.“ 
Auch der berühmte Botaniker Josef oon Jacquin, 
der Grofguater oon ITlosels erster frau, schrieb sich ein. 
Gr benütjfe den Schiller’schen Sinnspruch dazu: 
„Alles sey recht, roas du thust, doch dabey lafj es beroenden 
freund, und enthalte Dich, alles roas recht ist, zu thun. 
Wahrem Cifer genügt, dafj das Vorhandene oollkommen 
Sey, der falsche will stäts, dafj das Vollkommene sey.“ 
Datiert, 19. Dezember 1796. 
Josef oan Jacquin, Sohn des ebenso berühmten Bo 
tanikers und Chemikers, Rikolaus oon Jacquin aus Heyden, 
war am 7. februar 1766 in Schemnit] in Ungarn, wo sein 
Vater Professor an der dortigen Bergakademie gewesen, 
geboren und starb am 9. Dezember 1839 in Wien. 
Auch seine Gemahlin Barbara, eine geborene Baronin 
Ratorp, schrieb sich schon am 12. April 1796 in das 
Stammbuch mit einem hübschen Gedicht oon Hagedorn ein, 
das mit den Worten schließt: „Die wahre freundschaff ist 
der Tugend Rleisterstück.“ 
Run treffen wir einen Rlann, der 1811 seinen Ramen 
mit den Worten: „Ach, über alles Glück geht doch der 
freund!“ eingetragen hat: Rlorifj Graf oon Dietrichstein. 
Gr war ein besonderer Gönner und wahrer freund ITlosels, 
dem Heiterer auch einen grofgen Teil des reichen Bestandes 
seiner Autographensammlung oerdankfe. 
Kloritj Graf oon Dietrichstein war einer der oiel- 
seitigsten Rlänner, der in der Wiener Gesellschaft der 
längstoergangenen Zeit oon 1790 bis etwa 1840 eine 
heroorragende Rolle spielte. 1775 in Wien geboren, wurde 
er mit 16 Jahren Offizier, Adjutant des Generals Klack 
und des Grzherzogs Karl, leitete 1815 als Vertrauensmann 
Kaiser franz I. die Grziehung des Herzogs oon Reich 
stadt, war 1819 Intendant der kais. Kapelle (Hofspielgraf), 
1821 Direktor der Hoftheater und 1826 Präfekt der kais. 
Hofbibliothek und später Oberstkämmerer. Gr starb am 
14. Oktober 1852 in Wien. 
Am 16. Rlärz 1813 schreibt der österreichische 
Dichter Rlatthäus oon Co Hin aus seiner „Pilgerreise“ die 
Verse in das Stammbuch: 
„Ilach dem höhren Seyn geroendet, 
Strebst du's wieder darzustellen. 
All der Kunst so reiche Quellen 
Willst du mild in’s Heben leiten, 
freude rings her zu uerbreiten, 
Und es herrlich zu erhellen.“ 
Gin Wiener oon Geburt (geb. 3. Rlärz 1779), widmete 
sich Collin der Hiteratur und trug gewifj nicht wenig zum 
Ansehen derselben im Auslande bei. 1804 erhielt er die 
juridische Dokforsmürde, wurde 1808 Professor der Ästhetik 
und Geschichte der Philosophie an der Unioersität in Krakau 
und später an der Wiener Unioersität. 1813 übernahm 
er die Redaktion der „Wiener Hiteraturzeitung“, wurde 
1815 Grzieher des Herzogs oon Reichstadt. Von 1818 an 
redigierte Collin die „Wiener Jahrbücher für Hiteratur“. 
Als Collin am 23. Rooember 1824 in Wien starb, 
wurde er auf dem alten St. Jakobfriedhof in Penzing be 
graben, wo ich mich noch erinnere, seine tumbaartige 
Gruft gesehen zu haben, lllit der Aufhebung dieses fried- 
hofes oerschwand auch Collins Grabstätte. Ich rneifj nicht, 
ob ihm ein Ghrengrab auf dem Zentralfriedhof gewidmet 
und seine irdischen Überreste dorthin überführt wurden, 
Verdient hätte er es. 
Auch Collins Gemahlin, Illarianne oon Collin, eine 
geb. Bernhard trug ihren Ramen mit einigen freundlichen 
Worten am 15. Rlärz 1813, also einen Tag oor ihrem 
Gemahl, zur Grinnerung in das Stammbuch ein. 
Kari Bertuch schrieb am 10. Rlärz 1815 roie in 
Vorahnung seines baldigen Todes die Worte: „Kurz ist 
das Heben, doch unendlich dauert die Kunst.“ Gin Jahr 
darauf, 1816, starb Bertuch. Gr mar wie sein Vater ein 
bekannter Schriftsteller gewesen. Karl Bertuch war Schmarz- 
burg-Rudolstädtischer Handkammerrat und stand seit 1806 
seinem Vater, dem Hiteraten friedrich Justin Bertuch, in 
seiner literarischen und Verlagsunternehmung (sie hiefj 
„Handesindustriekomtor,“ eine etwas seltsame Bezeichnung 
hiefür) zur Seite, besorgte seit 1811 das „Rlodejournal“ 
und das „Bilderbuch für Kinder“ und gab später ein Buch: 
„Bemerkungen auf einer Reise aus Thüringen nach Wien“ 
heraus, bei welchem Besuche Wiens sich Bertuch in ITlosels 
Stammbuch eintrug. 
Der Wiener Kupferstecher Adam oon Bartsch trug 
am 11. februar 1816 einen sinnigen lateinischen Spruch 
ein: „In amicitia plus v r alet similitudo worum quam 
adfinitas.“ Darunter „Nep.“, wahrscheinlich soll dies Cor 
nelius Repos bedeuten, aus dessen Werken diese Phrase 
genommen wurde. Adam oon Bartsch zeichnete auch ein 
allerliebstes Bildchen in das Buch. Bekanntlich war Bartsch 
(geb. 1757, gest. 1821) Kustos der Kupferstichsammlung 
der k. k. Hofbibliothek in Wien, wo er auch auljer mehreren 
anderen Werken seinen geradezu heute noch als klassisch 
geltenden „Peintre graoeur“ (Wien 1802—21, 21 Bände) 
herausgab. 
Auch sein Sohn friedrich oon Bartsch, geb. 1798 
in Wien, widmete dem Stammbuch eine hübsche, überaus 
zart ausgeführte Zeichnung, den Kopf eines schlafenden 
Kindes darstellend, 
friedrich oon Bartsch war seit 1827 Kustos an der 
Wiener Hofbibliothek und gab 1818 einen Katalog der 
Arbeiten seines Vaters heraus. Gr war roie dieser eben 
falls künstlerisch tätig. 
Rlit dem geistoollen Schiller’schen Vers: 
„Wohl Schönres find ich nichts, roie lang ich roähle, 
Als in der rechten Sorm die schöne Seele“
	        
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