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nternationale Sammler-Zeitung.
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(Gin antiker Campendacht.) Die interessanten antiken
Mundstücke, die unter der Ceitung des Archäologen ITlerlin an der
Küste non Tunis oom Kleeresboden ans Dicht gebracht morden
sind, meisen unter der großen Anzahl täglicher Gebrauchsgegen
stände auch eine karthagische Campe auf, die noch mit einem
Docht oersehen ist. Dieser Docht, der aus dem zweiten Jahr
hundert o. Chr. stammt, ist nun genau untersucht morden, und
man hat festgestellf, daß er aus Mlachsfasern besteht. Damit
ist ein kleines archäologisches Problem gelöst, dem gegenüber
man bisher nur auf Vermutungen angewiesen mar. itlan hatte
sich schon öfters gefragt, aus roelchem material wohl die Dochte
antiker Campen gefertigt roaren, man hat uermufef, daß sie aus
Hollundermark, aus Werg, aus Papyrus oder aus Tierhaaren
bestanden haben. Ilun ist einmandfrei erwiesen, daß wenigstens
im alten Karthago die Dochte aus Mlachsfasern hergestellt wurden.
(Geschmuggelte „Strads“.) einem Schmuggel mit kost
baren Violinen, der die Vereinigten Staaten um eine Einnahme uan
90.000 Dollar gebracht hat, ist William Coeb, der Zollinspektor
des Rew-yorker Hafens, auf die Spur gekommen. Er hat fest
gestellt, daß in den lebten dreizehn Jahren 50 kostbare Violinen
uon Stradioarius, Guarnerius und anderen berühmten Geigenbauern
oon Geigenoirtuosen eingeführt und zu Preisen oon 1500 bis
15.000 Dollar ocrkauft wurden. Oie Geigenkünstler bezeichneten
die Violinen als „Handwerkszeug“ und blieben so zollfrei. Die
Gesamtsumme der uerkauften Violinen beträgt 200.000 Dollar, und
da der Zoll für Geigen 45 Prozent ihrer Wertes ist, so haben also
die Vereinigten Staaten gegen 90.000 Dollar Zoll zu beanspruchen.
Diese Summe wird sich Coeb nicht entgehen lassen. Er hat bereits
sorgfältige Ruchforschungen nach den jeßigen Besißern der ge
schmuggelten Instrumente angestellt und will nicht eher ruhen,
als bis alle die 50 der glücklichen Besitzer der teuren „Strads“ ihre
Pflichten gegen den Staat erfüllt haben. Zwar rechnet er damit,
daß ihn die Ruffindung all der Geigen 45.000 Dollar kosten wird,
aber ihm bleibt dann noch die andere Hälfte und das warnende
Exempel, das er aufgestellf hat.
ffluseen.
(Ein neues IRuseum in Tirol.) Jn Imst hat sich oor
kaum zehn IRonafen ein Verein zur Errichtung eines eigenen
JRuseums gebildet, ln diesem IRuseum soll alles gesammelt werden,
was zur Schaffung eines anschaulichen Bildes der Entwicklung des
heimischen Kulturlebens, der engeren Heimatsgeschichte etc. beizu
tragen geeignet ist. Dank der regen lltithilfe der Beoölkerung ist
es dem Vereine in kurzer Zeit gelungen, seine Sammlungen so zu
ueruollständigen und zu oergrößern, daß er sein IRuseum uar
kurzem bereits eröffnen konnte. Die mit Sachkenntnis und Sorgfalt
zusammengestellten Sammlungen füllen heute schon fünf Zimmer,
welche dem Vereine uon der Stadtgemeinde im zweiten Stocke des
Rathauses zur Verfügung gestellt wurden. Jst dem Unternehmen
naturgemäß auch ein engerer Rahmen gesteckt als ähnlichen Insti
tuten in den Großstädten, so enthält das neue Imster IRuseum
dennoch manches mertoolle, seltene Stück, das nirgends seines
gleichen finden dürfte. So weist zum Beispiel die Krippensamm-
iung neben einigen sehr gut erhaltenen uollsfändigen Krippen aus
der Zopfzeit, zwei alten Bauernkrippen etc. eine große, sehr kost
bare Wachsfigurenkrippe aus dem 18. Jahrhundert auf, die das
Entzücken aller Kenner erregt; fast jeder der fein modellierten
Köpfe ist ein kleines Kunstwerk für sich. Eine Spezialität des
IRuseums ist auch die Sammlung uan originalen Schemenlaruen
und Zubehör, oon denen einzelnes uralt und einzig in seiner Rrt
ist. Diese Abteilung soll übrigens später noch durch Aufstellung
uollständiger Schementrachtenfiguren ergänzt werden, wie über
haupt auch die Erweiterung der Sammlung oon echten alten
Rationaltrachten geplant ist. Ebenfalls sehr seltene Stücke meist
die Sammlung uon Gegenständen aus der längst oergangenen
Imster Vogelhändlerzeit auf. Jm übrigen sind auch das alttirolische,
bzw. aberinntalische Kunstgewerbe, IRalerei, Holzskulptur etc. gut
oertreten. Außerdem zeigt das IRuseum einen reichen Schaß oon
alten Urkunden, Schriften, alten Zunftgegenständen und eine Reihe
interessanter Kulturkuriosa auf. Kurz, das Imster IRuseum über
rascht sowohl durch Reichhaltigkeit als auch durch Anordnung
und Sichtung der Sammlungen
(Gründung eines schulhygienischen IRuseums in
Berlin.) Der Berliner Schularzt Dr. Cemandomski befürwortet
in der „Halbmonatsschrift für soziale Hygiene und IRcdizin“ die
Gründung eines schulhygienischen niuseums in Berlin. Dr. Ceman
domski weist darauf hin, daß ein Grundstock für ein solches In
stitut sich in der Ausstellung des preußischen Kultusministeriums
auf der Brüsseler Weltausstellung schon befindet. Obgleich dort
nur beschränkte Räume für diesen Zweck zur Verfügung stehen,
gibt die Ausstellung einen umfassenden Überblick über die Dinge,
die die Schulhygiene betreffen, so daß es zu bedauern wäre, wenn
die mit uielen Schwierigkeiten oon den oerschiedensten Seiten zu
sammengetragenen Dinge mit dem Schluß der Ausstellung wieder
in alle Winde zerstreut würden, besonders da die Internationale
Hygieneausstellung 1911 in Dresden es wünschenswert erscheinen
lasse, das bis dahin noch zu ueruollständigende IRaferial wieder
auszustellen. Wie weit umfassend das Gebiet der Schulhygiene ist,
in dessen IRittelpunkt jeß! schon in oielen Städten der Schularzt
steht, geht aus dem heroor, was nach Cewandoruskis Schilderungen
in Brüssel zu sehen ist, doch würde es zu weit führen, das alles
aufzuzählen. Wir erwähnen deshalb nur die Hygiene der Schul
gebäude, die diagnostische und prophylaktische Tätigkeit des
Schularztes, die Mürsorge für Hebung der Gesundheit und für die
minderwertigen Schüler (Zahnpflege, Tuberkulose, Stotterer, Schwach
sinnige usw.)
(Das Berliner IRünzkabineft) hat jeßt auf der Pariser
Auktion du Cac eine große Reihe mertooller römischer byzantinischer
Gold- und Silbermünzen erworben, uornehmlich aus der früheren
Kaiserzeit. Unter den römischen Bronzemünzen ragen besonders
oorzüglich erhaltene Sestertien des Hadrianus mit Darstellungen
heroor, die sich auf die Reisen des Kaisers beziehen. Merner
kaufte das IRünzkabineft einen ägyptischen Goldstater mit hiero-
glyphischer Inschrift und ein großes Silbermedaillon des Geta, das
ein Unikum ist. Die 94 neuermorbenen griechischen IRünzen sind
meist Kupfermünzen aus der Kaiserzeit. Von Ceonhard Posch,
dem ausgezeichneten Berliner IRedailleur aus dem Anfang des
19. Jahrhunderts, wurden 50 Wachsmodelle angekauft.
(Steindrucke oon Daumiers und Ciebermann.) Das
Berliner Kupferstichkabinett hat seine Sammlung oon moderner
Graphik soeben durch eine große Erwerbung oon Steindrucken
Honore Daumiers bereichert. Rieht weniger als 57 Blätter, die
allerdings bei dem umfangreichen, mehr als 2C00 Bläffer umfassen
den Werke des genialen Satirikers immer nur einen kleinen Bruch
teil seiner Schöpfungen darstellen, wurden angekauft. Weiterhin
erwarb Direktor Mriedlander einige der neuesten graphischen Arbeiten
IRax Uiebermanns in Steindrucktechnik. Bilder aus dem Roord-
wyker Strandleben und das Panorama Hamburgs oon der Alster
brücke aus sind hier festgehalten.
Uom Kunstmarkte.
(Auktion moderner Kleister). Eine Reihe bemerkens
werter Gemälde heroorragender moderner Kleister kommt am
6. Oktober in der Galerie Helbing in Klünchen zur Versteigerung.
Die Bilder stammen aus dem Besiß des Königl. Hofglasmalers
Carl de Bauche sen. und aus anderem IRünchener Prioatbesiß
Besonders gut ist die IRünchener Kunst oerfreten; man findet beste
nieister der alten wie neueren Zeit mit ganz oortrefflichen Arbeiten.
So oon Heinrich Bürkel ein prächtiges Campagnamotio, das überaus
charakteristisch für seine Stellung innerhalb der deutsch-römischen
Candschaftsmalerei ist, daneben eine reizoolle Schilderung der Schön
heit des heimischen Waldes in Spätsommerstimmung und einen
mit echt Alfmiinchener Humor dargestellten ländlichen Schmeinehandel.
Altmeister Spißweg ist mit mehreren Gemälden oertreten, darunter
mit ganz köstlichen Proben seiner so sympathischen Kunst. Es
seien hier nur genannt: „Der oerliebte Harlekin“, „Die Übung der
Kommunalgarde“, „Sternguckerei“. Daneben ein paar fandschaften
mit echt Spißweg’scher Sonne. Von den großen Kleistern der
späteren Zeit findet sich Wilhelm oon Dieß mit einem hochin
teressanten, doppelseitig bemalten Werke; auf der Vorderseite eine
Raubritterszene in echt Dießschem Geiste, auf der Rückseite eine
bildmäßig durchgeführte Studie „Bonaparfe als Konsul“ zu Pferd
oor Cagerstaffage. Sehr gut ist auch Cenbach oertreten. Das
„Mlorentinerin“ genannte Bildnis ist seinen besten Damenporträts
ebenbürtig; ferner sind ein Werk seiner Mrühzeit (aus 1863) und