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Hummer 23
] n t e r n a t i o n a 1 e S a m m i e r - Z e i t u in].
Uom Kunstmarkte.
(Auktionen o o n d eu f s ch er Plastik u n d ÖI g e-
mälden alter meist er.) Am 5. d 111. kommt in der Galerie
Helbing in lllünchen eine Sammlung deutscher Plastik aus
dem Besitze eines süddeutschen Sammlers zur Versteigerung. Sie
umfaßt Holz-, Stein und Terrakottafiguren oom 15. bis zum IS.
Jahrhundert, die hauptsächlich fränkischer und schwäbischer Pro-
nenienz sind. Besonders heroorzuheben sind ein kleiner feinge-
schnißter „Kaloarienberg“ oon 1482, der Hans oon Heilbronn
zugeschrieben wird, eine prächtige „lllaria Krönung“ aus lllergen-
theim an der Tauber, die ein Werk T i I m ann R i e m e n s ch n e i d e r s
ist, eine monumentale „Pieta“ und ein „Kaiser Heinrich“, die beide
ebenfalls demselben llleister angehören dürften, fine frühe Arbeit
um 1400 ist die Steinmadonna aus einem Weinberg bei Würz
burg. Sehr charakteristische formen zeigt ein fränkischer „Sebastian“
um 1480 bis 1460 und zroei niederbayerische „Ceuchterengel“ mit
alter guter Polychromierung. fine ikonographisch, roie stilistisch
sehr intereressante Gruppe bilden die Terrakottafiguren der zwölf
Apostel mit Christus und L'uther aus der Schloßkapelle zu Adolz-
furth, Oberamt Ochrirgen, die offenbar ein Werk der bedeutenden
neckarschule nach 1600 sind, ln einem Anhang schließen sich noch
einige lllöbel und Varia an. Der Katalog mit 11 Cichtdrucktafeln
sowie nähere Auskünfte sind bei Hugo Helbing, lllünchen, ein
zuholen. — Jin Anschluß an diese Plastiken-Sammlung gelangt am
5. und 6. Dezember bei Helbing ein größere Reihe non Gemälden
alter llleister zur Auktion, fs sind zirka 500 Bilder aus ausländi
schem Adelsbesitz, sowie aus dem Besitze eines deutschen Unioer-
sitätsprofessors und anderer Prouenienz. Sehr reich und mit ge
fälligen dekoratioen Sujets sind die Italiener und lliederländer des
17. und 18. Jahrhunderts oerfreten. Besondere Beachtung oerdieneh
die uarhandenen Spanier und die ihnen uerwandten italienischen
Scicentisten. So ist unter letzteren die „Himmelfahrt lllariae“ des
Francesco Sol men a, ein tüchtiges Werk der lleapohtaner lllaler-
schule heroorzuheben. ferner sind zu nennen ein Gemälde „lllaria
Geburt“ des Cuca Giordano, ein hl. Hieronymus des Ribera.
Unter den spanischen Illeistern ist der hauptsächlich in Kircten und
Sammlungen lllexicos uertretene, in furopa seltene Alurillo-Schüler
Balthasar de fchaoe mit einem sehr großen Gemälde, „Das
Wunder des hl. Ildefons“ zu ermähnen. Daneben können heroor-
gehoben werden ein Velasguez nahestehender „lllelonenesser“ und
ein ITlönch des francisco deZurbaran. Unter den lliederländern
seien angeführt, fine )llarine oon Bakhuyzen, zwei Gemälde
oon B e r ch e m, ein charakteristischer Hieronymus B o s ch, ein
schöner Sammetbrueghel, ein „Jüngstes Gericht“ oon Cornelis Cor-
nelisz oan Haarlem, ein guter Aelbert Cuyp (oon Hofsteede de
Groot in seinen Katalog aufgenommenes Tiertück) ein Corel oan
falens, ein Theodor des Keysers zugeschriebenes weibliches
Bildnis, zwei hübsche Arbeiten oon Claas Alolenaer, eine lllond-
srheinland oon Aernaut oan 11 e e r, eine große Candschaff oon
Adam Pynacker, eine „feuersbrunst“ oon fgbert oan der Poel,
ein paar Geldwechsler oon Alarinus oan Roy me rs male, eine
Alwine des J. J. oan Ruysdael, ein franz Snyders, ein Kon-
oersationstück oon Antonie Palamedesz Steoaerts, ein Jagdbild
oan Dirk Sfoop, eine Versuchung des hl. Antonius oon Teniers
d. Alt., ein gefälliger oan der Wer ff, ein Philips und ein Pieter
Wo umermann. Dazu einige altdeutsche Bilder und ein charak
teristisches Werk der frühen französischen Genremalerei: ein ge
störter Gourmand des Claude Gillot. Da bei der llamengebung
grofje Zurückhaltung geübt worden ist, ist die Reihe der italieni
schen und niederländischen Bilder, deren llleister nicht bestimmt
sind, eines besonderen Interesses würdig. Der Katalog mit 20 ficht-
drucktafeln ist zum Preise oon 111. 2' - durch die Kunsthandlung
Hugo Helbing in lllünchen erhältlich.
(A nti q ui t äf e n-A u kt i o n). Am 14. Dezember und den
folgenden Tagen findet in der Galerie Helbing zu lllünchen eine
Auktion oon Antiquitäten, Kunst- und finrichtungsgegenständen
aller Art aus dem Besitze der frau J, Günther-Prestel, frank-
furt a. 111. und oerschiedenem, zum Teil adeligen Besitze, statt.
Der Katalog wird mit ostasiatischem Porzellan, Steinzeug,
fayencen, Arbeiten in lllctal 1 und Speckstein eröffnet. Unter
deutschen fayencen finden sich Höchst-Dammer figuren,
Walzenkrüge oerschiedener süddeutscher fabriken, eine Straß
burger Standuhr und ein großes lliederweiler Seroice. Von
den Porzellanen sind mehrere Höchster figiirchen nach IRelchior-
modellen, ein Straßburger Alerkur und eine frankenthaler Suppen
terrine heroorzuheben. einige Glasgemälde, Gläser, Zinnsachen,
Bauernschmuck, Arbeiten in oerschiedenem llletall schließen sich
an. fine sitzende llladonna aus der ersten Hälfte des 14. Jahr
hunderts, eine liebliche oberrheinische llladonna der ersten Hälfte
des 15. Jahrhunderts, ein hoheitsooller bayerischer Apostel um
1510—20 sind die bedeutendsten der zahlreichen Holzfiguren, niübel
oerschiedener Stilgattungen, kleinere Holzarbeiten, Textilien, mehrere
kleinasiatische Knüpfteppiche oerschiedene niederländische Bilder,
llliniaturen des ausgehenden 18. Jahrhunderts machen den Schluß
aus. Der Katalog mit 20 Klischeabbildungen ist durch Hugo Hol
bing, lllünchen zu erhalten
(Auktion Gerhardt in B e r I i n.) Aus Berlin wird uns
berichtet: Bei der Auktion der Arbeiten in fdelmetall aus der
Sammlung Gerhardt gab es eine kleine „Sensation“:
eine kleine goldene Pariser Dose oon 1759/60, die im
Deckel eine llliniatur „Bildnis eines fdelmanns“ oon lAartin
o. d. llleytens in Stockholm trägt wurde mit 11.800 Alk. bezahlt;
sie geht nach Stockholm, fine französische, ooale, goldene Dase
mit königsblauem fand und „Schäferszene“, fnde des 18. Jahr
hunderts, erzielte 6900 Alk. und 4500 111k. brachte eine gleichfalls
französische, aber flache, goldene Dose mit einer Szene aus der
Alythologie und einer aus 90 Stück bestehenden Brillantenreihe,
die nach den fcken zu kleiner wird, für eine holländische, ge
schweifte Dose aus Bergkristall im Stil Couis’ XV. gab man 5100,
für eine holländische Achafdose gleichen Stils 3700, für ein großes
französisches Reisenecessaire aus Gold, Alitte des 18. Jahrhunderts,
5050 111k. fin großer nürnberger Deckelpokal, silberoergoldet,
birnenförmig, auf hohem fuß mit Aledaillons und Tieren in der
Ceibung, erzielte 3440 111k., eine siebenbürgische S ch al e (17. Jahr
hundert. ITleisterzeichen S. H.) 2900 Alk., ein zylindrischer Deckel
humpen mit Henkel in form einer Karyatide (Beschaumarke .1. R.)
ein hoher ungarischer Pokal aus Serpentin (17. Jahrhundert] mit
Ornamenten aus Silberdraht mit farbigem Schmelz 5550 111k. Im
ganzen wurde für den kunstgewerblichen Teil der Sammlung die
Summe oon 579.000 Alk. gelöst. Daran schloß sich das Ausgebot
der Gemälde des oerstorbenen Budapester Sammlers. Die 115
Hummern der Galerie brachten im ganzen 5 5 4.000 Alk. für
manche Bilder zahlte man sehr beträchtliche Preise. „Die Verkün
digung ITlariä“ oon Rubens (Atelier) erreichte 20.100 111k., das
„Caboratorium eines Chirurgen“ oon Brueghel d Reit. 14.600 Alk.,
eine „Kindergruppe“ oon Cabille-Guiard (18. Jahrhundert) 13.250 Alk.,
eine „musizierende Gesellschaft“ des „Aleisters der weiblichen
Halbfiguren“ 14.100 111k., eine „Candschaft“ oon Jakob oan Ruisdael
10.500 Alk., ein „Hartem“ Bild oon Balthasar oan den Veen
(1596—1657 ?) 10.200 Alk., ein „familienfest“ oonJan Steen 6200 Alk.,
ein „Reitergefecht“ oon Philips Wouwermann 7000 Alk., „Das
Kegelspiel“ oon Daoid Teniers d. J. 4500 111k., ein kleiner „Bauern
tanz“ oan Adriaan oon Ostade 5500 Alk. fin frühes Bild J. Al.
W. Turners „Condon“ kam auf 7500 Alk., und für lllunkdcsys
„Ringkampf“ zahlte man 12.000 AIk.
(Alax-Klinger-Radierungen.) In der Graphik-Auktion
bei Alax Perl in Berlin wurden in den leßten Tagen Radierungen
Alax Klingers uersfeigert. Die erste Ausgabe der Hauptfolge „Opus
XIII. Vom Tode, II. Teil“ wurde oom Kunsthändler Beyer in
Ceipzig für 3200 111k, erworben, „Opus VI. fin Handschuh“ (Probe
drucke oor der ersten Ausgabe) kam auf 905 Alark, und für das
oor zwei Jahren radierte Selbstbildnis des Aleisters gab man den
hohen Preis oon 605 Alk. Das sehr seltene Blatt „Die Chaussee“
brachte 590, die „frste Begegnung“ aus „Opus X. fine liebe“,
530 Alk.