Nr. 12
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 185
Beamten kund, die mit dem Pyramidenbau beauftragt
waren, und führen uns so mit sicherer Hand um Jahr
tausende in der Geschichte der Menschheit zurück. Der
XII. Dynastie gehört die Büste eines Greises voll war
men Empfindens und ergreifenden Ausdruckes an, der
saitischcn Epoche eine reizende Figur mit hieroglyphi-
scher Inschrift auf der Rückseite.
Erwähnt sei noch der Besonderheit halber die Figur
einer Viktoria mit den Zügen der Kaiserin Faustina und
endlich das interessante Porträt einer jungen Frau (auf
Holz gemalt), mit einem Ausdruck voll Milde und einem
Blick, der durch die Jahrhunderte hindurch nichts von
seinem Reiz und seiner Koketterie verloren hat.
Dr. W.
Eine interessante Schilderung von altägyptischen Holz-
malereien aus der Eeder von Alfred Deutsch -German
brachten wir unter dem Titel »Die älteste Bildergalerie der
Welt« im 1. Jahrgang, Seite 181 u. f. Anm. d. Red.
Die Miniaturenausstellung in Lemberg.
Man schreibt uns aus Lemberg:
Den vereinten Bemühungen hiesiger Sammler und der
Verwaltung unseres Kunstgewerbemuseums ist das Zustande
kommen einer Miniaturenausstellung zu danken, die eine Sehens
würdigkeit ist. Lediglich aus Sammlungen des Landes stam
mend und Objekte enthaltend, die von polnischen Künstlern
herrühren, oder auf polnische Persönlichkeiten sich beziehen,
hat die Ausstellung den Charakter einer spezifisch polnischen
und ist auch darum von einem gewissen kulturhistorischen In
teresse.
Ueber alle Erwartungen groß ist die Zahl der exponierten
Stücke, von denen in erster Linie eine Oelminiatur auf Kupfer
aus dern 16. Jahrhundert des Breslauers Martin Kober her
ausgegriffen werden soll. Der Künstler stellt den König
Sigismund III. (gab. 1566) in seinem 25. Lebensjahre dar.
Vom dunklen Hintergrund hebt sich in malerischer schwarze:
schwedischer Tracht die Gestalt des jungen Herrschers ab.
Die rechte Ecke der Miniatur trägt oben die Aufschrift in
Gold: »SIGIS. 111. REX. POLON. ET SVETIAE. — ANNO
AETATIS 25.«
Diesem Werke reiht sich ebenbürtig die Emailminiatur
(Email de Limoges) des Dresdener Hofmalers Georg Friedrich
D i n g ! i n g e r an, der König August II. den Starken ver
bildlicht. Auf der Rückseite liest man die Worte: »Friedericus
Augustus Rex Polo, et Elect. Saxoniae 1712. F. G. D. fecit
Dresden.«
Ein herrliches Stück ist die Miniatur der Gräfin Sophie
W i e 1 o p o 1 s k a, die kein Geringerer als I s a b e y porträtiert
hat. Die Miniatur ist auf Elfenbein ausgeführt. Von der Hand
Isabeys enthält die Ausstellung übrigens auch eine Miniatur
auf Pergament, auf der ein junger Mann in der Uniform eines
russischen Husarenoffiziers dargestellt ist.
Reich vertreten durch 13 Exemplare — ist Vincenc
de Leseur Lessero wicz (1745—1813 Warschau), ein
Schüler des Hofmalers M. Bacciarelli. Die meisten Stücke
stammen aus dem Besitz der gräflichen Familie Tarnowski
in Dzikow und sind in Auffassung und Ausführung als künst
lerisch vollendet zu bezeichnen. (Im vorigen Jahre hat bekannt
lich auf einer Pariser Kunstauktion eine Miniatur von Lessero-
wicz Jen Preis von 12.000 Franken erzielt.) Nicht unerwähnt
darf man lassen die Werke -von M. van Meytens, Jean V.
Mussard, P. Duchesse de Polignac, John Smart, Olympe Millon
de Villiers, Anselme Francois Lagrenee, des Schweizer Mi
niaturmalers Rudolf Bell, eines Schülers von Isabey. Die Dres
dener Miniaturkünstlerin Sophie Friederike Di n gl in ge r isi
durch eine Miniatur verteten, die Elisabeth Stillpin zum Gegen
stände hat. Die Dame ist in Rösakleid und einem grünen, pelz
verbrämten Samtmäntel verewigt.
Imposant ist die Schule der Wiener Meister. Von Daf
finger finden wir vier Exemplare: Das Brustbild St. Dunin
W a s o w i c z\ des Adjutanten Napoleon L, kühn und pracht
voll, im Format 20X16, .ein Porträt des Fürsten H. L u b c-
m i r s ie i auf Elfenbein, ein Porträt des Fürsten Koryhut
Woroniecki, des Obersten der Napoleonisehen Armee, auf
Elfenbein und ein Porträt einer jungen Dame auf Elfenbein.
Johann En der erscheint 13mal mit seinen Werken, Leopold
Fischer hat zwei reizende Aquarelle, einen Herrn und eine
Dame, Josef Kriehuber die Miniatur einer schönen Frau,
Karl von Saar drei, F. Schwager zwei, Robert The er
vier Miniaturen.
Zahlreich und schön ist die Sammlung polnischer Mi
niaturen, die sich an die Wiener Schule anlehnten. Zu den be
deutendsten von ihnen ist infolge der präzisen Ausführung
und der Frische der Farben Stanislaus Marschalkie-
wicz (Warschau 1789—1872) zu zählen. Seine ausgestellten
acht Objekte nehmen künstlerisch den allerersten Rang ein.
Der Amateurminiaturist A. v. Medvcy ist durch zehn Ob
jekte vertreten, während auf der letzten Wiener Miniaturaus
stellung kaum zwei Bilder dieses Meisters zu finden waren.
Schließlich wären noch zu nennen: Leon Brzezinski, Marie
Baronin Canstein, Johann Zacharias Frey, Johann Glowacki,
Josef Haar, I. Kosinski, Alois Rejchan, Franz Tepa, Michael
Weichselbaum und andere..
Chronik.
Autographen.
(Die Auktion bei H e n r i e i.) Ueber die Auto
graphenauktion bei H e n r i c i in Berlin liegt uns folgende
Meldung vor: Unter reger Teilnahme der Museums-, Samm- |
ler- und Häudlerkreise begann am 10. d. M. die Auktion. Die
Sensation des ersten Tages bildete die Versteigerung von
vier Briefen von Christoph Willibald von Gluck, die nach
lebhaftem Kampfe um 8300 Mark in den Besitz von Börner
• in Leipzig übergingen. Ein offizielles Dokument, durch das
Gluck zum kaiserlich-königlichen Hofkompositeur ernannt
wird, erzielte 500 Mark. Ein eigenhändiges Musikmanuskript
Beethovens wurde vom musikhistorischen Museum in
I Köln für 750 Mark erworben. Ein Brief mit dreizehn Zeilen
Beethovens kam auf 610 Mark, ein zweiter Brief auf
550 Mark. Acht Briefe von Hans v. Biilow erwarb das
musikhistorische Museum in Köln fiir 220 Mark. (Wir kommen
auf die Auktion noch ausführlich zurück. Anm. d. Red.)