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Volltext: Alte und Moderne Kunst V (1960 / Heft 3)

lischen Königin von Ungarn, vollendet worden ist. Diese 
enge Verbindung des Stifters zur Muttergottes kommt 
aber nochmals im Bilde zum Ausdruck. Ganz oben an 
höchster Stelle sind das M des Mariennamens und das im 
Herzschild des esterhäzyschen Wappens aufseheinende L 
unter einem Fürstenhute zu einem Monogramm ver- 
einigt. 
Dieser Kirchenbau, dessen zweistöckige Fassade im 
LÜntergeschoß mit jonischen und im Obergesehoß mit 
korinthischen Pilastern gegliedert ist, erinnert mit den 
zwei flankierenden Türmen und den reich gegliederten 
Turmhelmen sehr an die Wiener Kirchenbauten des 
Friihbarocks. Auch der 53 m lange und 185m breite und 
nahezu gleich hohe Innenraum folgt mit seiner Anord- 
nung von Langhaus, Seitenkapellen und darüberliegen- 
den Emporen für die Pilger, einem älteren Bauschema, 
das vor allem die jesuitenbaumeister bevorzugten. Die 
Hauptbauleitung lag in den Händen von Francesco Mar- 
tinelli, der 1651 am Comcrsee geboren war und seit 1681 
in Wien lebte. Dic reichen Stuckornamente an den Ge- 
wölben und den Langhauswänden wurden von dem Stuk- 
kateur Pedro Antonio Conti gemacht. 
Francesco Martinelli hat alle dekorativen Mittel auf die 
Ausgestaltung des l-lochaltares konzentriert. Dieser he- 
stimmt im wesentlichen den Gesamteindruck des Rau- 
mes. Sein wuchtiger, farbiger Fassadenaufbau mit den 
korinthischen Doppelsäulen zur Mitte hin, rückt den 
Altartisch, den Tabernakel und die zierliche Architek- 
tonik des Schreines mit der Gnadenstatue und seiner 
reichen ornamentalen Bekrönung, in den Blickpunkt des 
die Kirche bctretenden Wallfahrers. Über den schweren 
und feierlichen Farbtönen der Altäre und der Kanzel 
aber breiten sich mit hellen Farbtönen die Malereien der 
Deckengewölbe aus. Die Gewölbefläche ist von zahl- 
reichen Feldern in reich stukkierten Rahmen durch- 
brochen, so daß Durchblicke entstehen, die in illusioni- 
stischer Weise die Funktion der Decke aufzuheben schei- 
nen. In diesen großen und kleinen Himmelsöfinungen 
hat der italienische Freskant Luca Antonio Columba aus 
Arogno bei Lugano Szenen aus dem Leben Christi und 
seiner Mutter Maria und zahlreicher Heiligen gemalt. 
Dieser Bau hat 12.000 Fuhren, 7,000.000 Mauerziegel, 
35.000 Dachziegel, 170 Zentner Eisen, 15.000 Quadrat- 
klaiter Stein, 4000 Metzen Kalk und 4000 Fuhren Sand 
erfordert. Nach einer eingehenden Restaurierung bietet 
er seit kurzem wieder den gleichen Anblick wie damals 
am 19. November 1702, als er im Rahmen glänzender 
Feierlichkeiten zu Ehren der allerseligsten junglrau Ma- 
ria eingeweiht wurde. In seiner künstlerischen Einheit ist 
er das hervorragende Beispiel einer fürstlichen Bauge- 
sinnung ad majorem dei gloriam, die sich aber auch noch 
den Geist und den Charakter einer volkstümlichen Fröm- 
migkeit bewahrt hatte.
	        
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