Internationale
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Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde.
Herausgeber: Norbert Ehrlich.
4. Jahrgang. Wien, 1. August 1912. Nr. 15 und 16.
Der japanische Farbenholzschnitt.
I. Sammlungen und Sammler.
Von Karl Mienzlt, k. u. k. Oberstleutnant d. R. (Wien).
Das Jahr 1912 hat für die Geschichte der japanischen
und der modernen europäischen Kunst eine besondere
Bedeutung, denn in
diesem Jahre könnte
die japanische Kunst
stolz das fünfzig
jährige Jubiläum ihrer
Invasion in Europa
feiern. Diese Invasion
beginnt mit dem Auf
tauchen des japani
schen Farbenholz
schnittes und der son
stigen Kunstwerke des
japanischen Gewerbe
fleißes in Europa. Es
war dies im Jahre
1862 auf der Londoner
Weltausstellung, wo
Sir Rutherford A1-
c o c k seine Samm
lung japanischer Holz
schnitte ausstellte, die
er als Gesandter in
Japan gesammelt hatte.
Und gleichzeitig in
demselben Jahre, vor
50 Jahren, wurde auch
in Frankreich der japa
nische Farbenholz
schnitt von Künstlern,
man könnte sagen, ent
deckt.
Ein Maler in Paris
erhielt aus einem Ge
schäfte einen Gegen
stand, der in ein Papier
verpackt war, das die
Verwunderung dieses
Malers auf das höchste
erregte; es war dies
ein japanischer Farben
holzschnitt, der zu
Packzwecken ver-
I wendet wurde. Dieser Buntdruck wurde in Künstler-
I kreisen allgemein bewundert und der Eindruck, den
dieses unbekannte,
fremdartige Kunstwerk
auf die Maler machte,
war ein derartiger, daß
nun eifrig nach japani
schen Farbenholz-
schnittcn gefahndet
wurde. Es ist Tat
sache, daß zu dieser
Zeit so mancher
Sammler in den Ge
schäftshäusern, die ja
panische Waren im
portierten, für einige
Heller die kostbarsten
Blätter erwarb. Far
benholzschnitte, die als
Packpapier verwendet
wurden! Heutzutage
kommt das natürlich
nicht mehr vor, es
würde das gleiche
sein, wenn man Bank
noten, die einen mehr-
ziffrigen Wert reprä
sentieren, zu Pack
zwecken verwenden
würde. Man kann dar
aus ersehen, in welcher
Wertschätzung diese
Kunstblätter damals in
ihrer Heimat Japan
standen. Doch die Zei
ten und auch die An
schauungen haben sich
geändert. Der Japaner
hat auch sehr bald den
Kaufwert dieser Bunt
drucke erkannt und in
folge des immer mehr
und mehr sich ver
breitenden Sammel-
Fig. 1. Kiyonaga Torii.