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Internationale Sammler-Zeitung.
Nr. 8
Von feiner Qualität sind fast sämtliche der in etwa 650
Nummern beschriebenen Kupferstiche alter Meister und eng
lischer und französischer Blätter des 18. Jahrhunderts. Eine
ganze Reihe kostbarer Raritäten sind da verzeichnet: die
Werke der deutschen Kleinmeister und der Niederländer des
17. Jahrhunderts, vor allem aber eine Reihe erstklassiger
Diirer-Kupfcrstiche, dabei die »Melancholie« und der »Hierony
mus in der Zelle«, und prachtvolle Rembrandt-Radierungen,
darunter das »Hundertguldenblatt«, und eine Reihe von Land
schaftsradierungen, wobei sich ein prachtvolles Exemplar der
»Drei Bäume« befindet. Von unseren Abbildungen zeigt Fig. 14
ein anmutiges Blatt von Hans Sebaldus Beham, »Die heilige
Jungfrau mit dem Papagei«, in einem frühen Abdruck von
größter Schönheit und Frische, und Fig. 15 einen ausgezeich
neten Abdruck von Jeremias Fa Ick, »Friedrich Wilhelm,
der große Kurfürst«.
Vom 18. Jahrhundert sind die Farbendrucke von Marin-
Bonnet nach Huet, die englischen Blätter eines Cosway, Down-
man, Reynolds, Smith. Ward zu nennen. Das kostbarste Stück
Fig. 14. Beham, Die heilige Jungfrau.
der ganzen Sammlung bildet aber ein Exemplar des berühmten
Monument du Costume von Moreau und Freude-
ber g, 36 Blatt mit vollen Rändern von unberührter Qualität
in der frühen Ausgabe mit dem Privilegs du Roi in einer alten
Mappe.
Die Auktionen finden vom 4. bis 9. Mai statt. Da am
6. Mai in Leipzig, die große »Internationale Ausstellung für
Buchgewerbe und Graphik« eröffnet wird, dürften viele Inter
essenten den Besuch dieser Ausstellung mit dem der Auktion
bei C. G. Boener verbinden. Beide Kataloge mit vielen Text
illustrationen, der der Kupferstichsammlung außerdem noch mit
15 Lichtdrucktafeln ausgestattet, sind zum Preise von je zwei
Mark durch die Firma C. G. Boener in Leipzig zu beziehen.
Wiener Ausstellungen.
Von Dr. Ernst Berneck (Wien).
Die 39. Jahresausstellung im Künstlerhaus
legt, wie alljährlich, Rechnung über die ehrliche künst
lerische Arbeit eines Jahres. Was die Ausstellungen des
Künstlerhauses auszeichnet — wenn die Registriernadel
auch gelinde Wellenlinien verzeichnen mag — das solide,
gediegene Niveau, es ist auch heuer wieder mit Genug
tuung wahrzunehmen. Porträt, Landschaft und Stilleben,
Graphik, Plastik und Medailleurkunst — für jedes dieser
Gebiete hat das Künstlerhaus seine Meister in erfreulicher
Zahl beizustellen. Bei ihnen darf der Kritiker sich seine
Aufgabe erleichtern, indem er ihnen ein Lob in Bausch
und Bogen spendet — bei der Fülle der ausgestellten
Werke eine aus der Raumnot entstandene Tugend. Und
wenn einzelne der interessantesten Werke hervorgehoben
werden, so möge die Variante eines französischen Sprich
wortes gestattet sein: Es sind manchmal die besten
Meister, von denen man am wenigsten spricht.
Die verbesserten Raumverhältnisse des umgebauten
Hauptsaales ermöglichten eine günstigere Gruppierung
, der plastischen Objekte, die diesmal in größerer Zahl als