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Nr. 13
Internationale Sammler-Zeitung
Ganzes ergeben. Unter diesen Sondersammlungen befindet
sich z. B. Lefferts Sammlung von Pope-Schriften, Professor
Kittred ge hat zahlreiche Bücher zur Folklore gestiftet,
während die Erinnerung an den Besuch des Prinzen Heinrich
die „Hohenzollem-Kollektion“ wachhält, die das Studium
der deutschen Geschichte ermöglicht. Frankreich ist durch
Professor Bochers Moliöre- und Montaigne-Sammlung ver
treten, und über England unterrichtet eine von Professor
Groß angelegte und seit Jahren durch Ankäu+e in London
erweiterte Spezialsammlung. Italienische Literatur und Ge
schichte vermittelt eine von der amerikanischen Dante-Gesell
schaft und einem Gönner der Harvard-Universität gestiftete
Sonderbücherei. Von den Professoren Wiener und Coolidge
stammt eine Bibliothek über Rußland und den nahen Osten.
Für Siam hat der König von Siam eine reichhaltige Auswahl
gespendet, und für China sorgt eine von Professor Julian
Coolidge zusammengetragene Bibliothek. Die Erwerbung
der Brevoort-Kollektion brachte wertvolles Material zur
Kenntnis Altjapans zusammen, für die Türkei wurde die
Sammlung des Grafen Paul Riant aus Paris, für zwischen
staatliches Recht die des Marquis d’OIivart aus Madrid und
für skandinavische Geschichte die -Bibliothek Konrad von
Maurer aus München erworben.
Bilder.
(Hus-Biklnisse.) Von Johannes Hus, der am 0. Juli 141.5
zu Konstanz den Feuertod erlitten, gibt es verschiedene
Bildnisse, die den Reformator allein oder vor dem Konzil
oder auf dem Scheiterhaufen darstellen. Es sind diese Bilder
meist nach einem Stich von Holbein gezeichnet, der aber,
wie Nachforschungen des Kunsthistorikers Dr. Strunz er
geben haben, Hus mit seinem Freund und Schüler Hieronymus
von Prag, der ebenfalls den Feuertod erlitten hat, verwechselt
hat. Die einzigen echten Hus-Porträts sollen vielmehr in einem
lateinischen Gesangbuch der Hus-Gemeinde in Leitmeritz
in Böhmen, das im dortigen Stadtamte aufbewahrt wird,
enthalten sein. Die drei Husbilder, die bald nach 1415 enstanden
sein werden, Stellen streng historisch das letzte Verhör im Dome
zu Konstanz und den Feuertod des Magisters dar. Die Konzil
szene zeigt Hus genau nach den besten Überlieferungen im
goldgestickten roten Talar; die bei der Verurteilung zerstörte
Tonsur ist absichtlich — zur Glorifizierung — hervorgehoben.
Das Haupt erscheint bartlos und vollwangig. Hus hatte eine
stark geformte Nase und ein energisches Kinn. Um das Haupt
des Märtyrers hatte der Künstler, der jedenfalls ein großer
Meister gewesen sein muß, eine goldene Gloriole gelegt, die
später von irgend einer fanatischen Hand weggekrazt wurde.
Handschriften.
(Keplerbriefe.) Professor Dr. W. van Dyck, der berühmte
Mathematiker der Münchner Technischen Hochschule, berich
tete dieser Tage in der Juli-Sitzung der mathematisch-physi
kalischen Klasse der Bayrischen Akademie der Wissenschaften
über die wichtige Reihe von Briefen Johannes Keplers,
welche er im Frühjahr 1914 in der Bibliothek des British-
Museums zu London, der Bibliotheque Nationale zu Paris
und der Büchersammlung der Sternwarte ebenda aufgefunden
hatte. Sie sind an Edmund Bruce und an den Leipziger
Mathematiker Philipp Müller gerichtet und sollen nebst den
nötigen Erläuterungen im nächsten Heft der Abhandlungen
der Münchner Akademie gedruckt werden.
(Eine Photographie des Gregorianischen Meß
buches). Ein ebenso eigenartiges wie wertvolles Geschenk
eines Feldgrauen hat die Universität Jena dieser Tage aus
Cambrai in Nordfrankreich erhalten. Anfang Mai richtete
der ordentliche Professor der Kirchengeschichte Dr. Lietz-
mann an die Etappenkommandantur des von den Deutschen
besetzten Cambrai die Anfrage, ob es möglich sei, von der
dort befindlichen, im Jahre 811 geschriebenen Handschrift
des sogenannten Gregorianischen Meßbuches eine Photo
graphie zu erhalten und bat die Kommandantur gegebenenfalls
die Arbeit einem dort heimischen oder einem „leidgrauen“
Photographen zu übertragen. Umgehend kam die Anwort,
es habe sich ein feldgrauer Photograph gefunden. Dieser ist
nun sofort fleißig an die Arbeit gegangen, nachdem er in der
.verlassenen Bibliothek nach mühsamem Suchen endlich den
wertvollen Kodex ausfindig gemacht hatte. Am 28. Juni
traf in Jena ein prächtig in braunes Leder gebundenes dick
leibiges Buch ein, dessen Titelblatt die Worte trägt: Zur Zeit
der Besetzung der Stadt Cambrai durch die Deutschen im
Weltkriege 1914/15 gefertigt und der Universität Jena über
reicht von einem Feldgrauen.“ Das Buch enthält auf 250 Seiten
die mit technischer Meisterschaft ausgeführte photographische
Wiedergabe dieses ältesten deutschen Meßbuches, das für die
Geschichte des katholischen Gottesdienstes von grundlegender
Bedeutung ist. Der zur Zeit bei der Etappenkommandantur
Cambrai diensttuende Spender, dem die Universität Jena
für diese ungewöhnliche Bereicherung ihres wissenschaftlichen
Rüstzeuges herzlichen Dank schuldet, ist in seinem Zivil
beruf Rechtsanwalt in Würzburg und heißt Dr. Schamei.
Numismatik.
(Johannes Arndt.) In Karlsbad verschied Herr Johannes
Arndt, Oberkommissär der Staatsbahnen i. P. und Referent
der numismatischen Abteilung am Museum Francisco Caro
linum in Linz. Der Verstorbene, ein Nachkomme, des Dichters
Emst Moritz Arndt, gehörte dem Verwaltungsrat des Linzer
Museums seit 1909 an und bew-irkte eine durchgreifende
Neuordnung der reichhaltigen Münzen-und Medaillensammlung,
die er durch glückliche Ankäufe vermehrte. Sein besonderes
Augenmerk wandte er dem oberösterreichischen Münzwesen
zu, das gegenwärtig in der Linzer Sammlung nahezu erschöpfend
vertreten ist.
(Lemberger Erinnerungsrubel.) Aus Lemberg wird
uns gemeldet: Hier wurden Erinnerungsdenkmünzen an die
Befreiung aus russischer Herrschaft in Verkehr gebracht.
Die Gedenkmedaillen stellen einen Rubel dar, auf dessen einer
Seite der Kopf des Zaren ist, neben dem die Aufschrift „Knuten
herrscher“ angebracht ist. Auf der anderen Seite befinden sich
die Daten der russischen Invasion und der Wiedereroberung
der Staat durch die verbündeten Truppen. Die Gedenkmünzen
finden reißenden Absatz.
(Kriegspapiergeld 1870.) Zu Beginn des deutsch-franzö
sischen Krieges im Jahre 1870 ließ der Magistrat von Nürn
berg zusammen mit dem dortigen Gewerbeverein Scheine
zu einen Gulden drucken, die aber nach den ersten Siegen
nicht zur Ausgabe kamen und jetzt zu den größten Seltenheiten
gehören.
(Münzenfunde.) Der „Secolo“ meldet aüs Genua,
daß im Campo Ligore bei Renovierungsarbeiten zahlreiche
Goldmünzen gefunden wurden, die teils aus der Zeit der
genuesischen Republik stammen, teils das Bild König
Johannes V. von Portugal (1707) tragen.
(Fälschungen.) In Zürich verhaftete die Polizei eine
Italienerin, die 300 falsche französische Zweifrankenstücke
mit der Jahreszahl 1905, 536 falsche französische Einfranken-
stücke mit der Jahreszahl 1911 und 125 französische Halb
frankenstücke mit der Jahreszahl 1912 bei sich trug.
Philatelie.
(Neue Kriegspostmarken.) Die österreichische Kriegs
markenverwaltung hat für die Postanstalten in den von öster
reichisch-ungarischen Truppen besetzten Gebieten neue Feld
postmarken herausgegeben, die seit dem 20. v. M. auch bei
der Postwertzeichenverschleißstelle des Hauptpostamtes in