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Shunman
Tafel 24
Eishi
Tafel 25
U tamaro
Tafel 26—29
pflegte er überhaupt das Schauspielerbildnis in stärkerem Maß. Er
schuf vielmehr einen neuen Frauentypus, den er in Hunderten von
Blättern abwandelt. Im Gegensatz zu den Typen Moronobus, Suke-
nobus und Harunobus sind seine Frauen übertrieben schlank. Ihre
aufrechten, schmalen Körper werden von langen, schwer gleitenden
Kurven umrissen. Ihre Haltung Ist von königlicher Ruhe, voll ver
haltener Grazie. Gelegentlich, In Bildern, die historischen oder mytho
logischen Themen gewidmet sind, wird sein Strich, auch in Anlehnung
an den Stil gewisser Schulen der Malerei, splitterig und kantig. Seine
Gestalten sind bereits völlig eins geworden mit dem Raum, in dem
sie sich bewegen, und sehr oft ist dieser Raum nun schon die voll
ausgebildete Landschaft. Mit Kiyonaga und seinen Zeitgenossen hat
der japanische Farbholzschnitt jene endgültige Form gefunden, die
uns vorschwebt, wenn wir ganz allgemein an ihn denken. Obwohl
sich der Meister selbst schon um 1790 vom Holzschnitt zurückzog,,
fünfundzwanzig Jahre vor seinem Tod, ist er eine der entschei
dendsten Gestalten in der Entwiddung dieser Kunst.
Er war allerdings nicht der einzige, gerade in seiner Zeit war
noch eine Reihe von Meistern tätig, die zwar alle zuerst unter seinen
Einfluß gerieten, die man aber nicht seine Schüler nennen kann, nicht
nur, weil sie in keinem wirklichen Lehrverhältnis zu ihm standen —
sie waren kaum jünger als er ■—, sondern weil sie selbst starke künst
lerische Persönlichkeiten waren, die seine Anregungen in ihrer Weise
verarbeiteten, so daß sie als Großmeister ebenbürtig neben ihm
stehen. Sie alle schufen in der Hauptsache Blätter, die sich mit dem
Leben der Frau befassen.
Unter diesen Meistern neben Kiyonaga ist Kubo Shunman (1757
bis 1820) der jüngste. Trotz des Namens hat er nichts mit der Schule
des Shunshö zu tun und schrieb auch, um eine Verwechslung zu ver
meiden, seinen Namen mit einem anderen Zeichen für Shun. Er war
ein Meister der Komposition, und seine Sechsblattfolge über die
Tama-Flüsse ist mit ihrem frei strömenden Rhythmus, der die sechs
selbständigen Bilder zu einer wundervoll bewegten Einheit zu
sammenschließt, wohl eine der schönsten Leistungen des japanischen
Holzschnittes überhaupt. Der fast völlige Verzicht auf Farbe, an
deren Stelle eine zart modulierte Folge von Grautönen tritt, gibt ihr
einen zusätzlichen Reiz.
Vornehm, wie die Kunst des Shunman, ist auch die des Chöbunsai
Eishi, der aus dem Geschlecht der Fujiwara stammte, dem vor
nehmsten nach dem Kaiserhaus. Er war Hofmaler des Shoguns und
eines seiner Gemälde kam sogar in die kaiserlichen Sammlungen.
Seine aristokratische Schulung machte ihm den anfänglichen Anschluß
an die adelige Gehaltenheit der Kunst des Kiyonaga wohl besonders
leicht. Um 1800 zieht er sich wiieder vom Holzschnitt zurück
und bleibt reiner Maler bis zu seinem Tod im Jahre 1829. Die
Angaben über sein Geburtsjahr schwanken zwischen 1746 und 1756.
Nur ein Jahr jünger als Kiyonaga war Kitagawa Utamaro (1753
bis 1806), aber obwohl er dazu noch früher starb als dieser, war er