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Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde.
Herausgeber: Norbert Ehrlich.
11. Jahrgang. Wien, 1. Juni 1919. Nr. 11.
Ignaz Umlauf und Johann Nejebse.
Zwei Maler der Altwiener Schule.
Von Ingenieur Albert Frankenberger (Langenzersdorf).
Im Kunsthandel sowie in Kunstsammlungen finden
sich zuweilen Bilder und Skizzen der beiden genannten
Künstler, welche infolge ihrer vortrefflichen Dar
stellung und künstlerischen Eigenart das Auge des
Kunstfreundes fesseln und den Beifall des Kenners
hervorrufen. Da in der einschlägigen Literatur über
diese beiden Künstler nahezu nichts zu finden ist und
auch die Mitteilungen, welche Wurzbach in seinem
Biographischen Lexikon bringt, unvollständig sind
und Unrichtigkeiten enthalten, so dürften genaue
Angaben über das Leben und Wirken dieser Künstler
um so mehr erwünscht sein, als beide infolge ihrer her
vorragenden Begabung wohl verdienen, der Ver
gessenheit entrissen zu werden.
Ignaz Umlauf*).
In Hoflenz in Mähren, auch kurzweg Lenz genannt,
Gerichtsbezirk Schildberg, politischer Bezirk Hohen
stadt, hatte bis Anfang der vierziger Jahre des vorigen
Jahrhunderts das Anwesen Nr. 9 den Namen „Umlauf
wirtschaft“ und heute noch heißt ein daran grenzender
kleiner Waldbestand, welchen ein Wasserlauf durch
zieht, der „Umlaufgraben". In der erwähnten Umlauf
wirtschaft kamen drei Künstler: Domenik, Ignaz und
Johann Umlauf zur Welt. Domenik, der Vater, ge
boren am 27. August 1791, war Maler und Holzschnitzer
(Bildhauer) und hat seine Kunst als Autodidakt er
worben. Er hat die Kirchen in Hoflenz und anderen
Orten der Umgebung mit Statuen in Holz geschnitten
und vergoldet versehen. In der Pfarrkirche zu Potten-
stein bei Senftenberg ist ein schön geschnitzter Christus
am Kreuze in Lebensgröße von seiner Hand, ferner
sind zwei gemalte Kreuzwege von ihm bekannt, einer
längs des Weges zur Pottensteiner Burg, der andere
in der Johanneskapclle „am Bergei“ in Geiersberg i. B.
Er starb 1872 in Geiersberg, wohin die Familie Ende
der dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts über
siedelt war, in seinem 81. Lebensjahre.
Sein älterer Sohn Ignaz, geboren am 21. August
1821, zeigte schon in seiner Jugend ein besonderes
Talent zum Zeichnen, welches sich unter der Anleitung
*) Bei Zusammenstellung dieses Aufsatzes haben die
Herren Gemeinderat Leo Pesch ke in Hoflenz, Oberlehrer
Alois Knßzek in. KunCic bei Geiersberg (Zeitschrift,.VSstnik")
und Bürgerschullehrer Franz Schneider in Langenzersdorf
dem Verfasser -viele Angaben geliefert, wofür er hiermit seinen
Dank ausspricht.
seines Vaters rasch entwickelte. Nachdem er zwei
Jahre an der Kunstakademie in Prag studiert hatte,
begab er sich 1839 an die Akademie der bildenden
Künste in Wien, wo er sich zum Bildnis- und Genre
maler ausbildete. Ignaz Umlauf fiat in diesen beiden
Fächern ganz Hervorragendes geleistet und war gleich
tüchtig in der Aquarell- w T ie in der Ölmalerei. Er trat
jedoch nie in die Öffentlichkeit, stellte auch nie aus und
blieb infolgedessen ziemlich unbekannt. Er arbeitete
zumeist in Wien, bis ihn ein schweres Lungenlciden
befiel, welches er vergeblich im Kurorte Gräfenberg
in Schlesien zu heilen suchte. Er kehrte nach Geiers
berg zurück, wo er am 8. September 1851 in seinem
31. Lebensjahre seinem Leiden erlag. Mit ihm wurde
ein bedeutendes Talent, ein hervorragend tüchtiger
Künstler auf der Höhe seines Schaffens begraben.
Wurzbach nennt in seinem Biographischen Lexikon
(Band 49, Seite 21) Umlauf „einen jungen, vielver
sprechenden Künstler, dessen Werke wir erst nach
seinem Tode in Ausstellungen begegnen“ und führt
von ihm sechs Bilder an, welche teils im Österreichischen
Kunstvereine, teils bei Versteigerungen zu sehen waren
und fügt hinzu: „Hierauf beschränkt sich unser ganzes
Wissen über den Künstler, von dem alle Künstler
lexika schweigen, dessen tüchtige, zu den schönsten
Hoffnungen berechtigte Arbeiten aber Verfasser dieser
Zeilen selbst gesehen hat.“ Die Wiener Buch- und
Kunsthandlung Gilhofer & Ranschburg brachte
in ihrer 24. Kunstversteigerung im Jahre 1908 ein sehr
schönes Aquarell Umlaufs, welches auch im Katalog
abgebildet war und bemerkt hinzu: „.Arbeiten Umlaufs
gehören zu den größten Seltenheiten, was um so be
dauerlicher ist, weil man die Arbeiten dieses Künstlers
nach den wenigen bekannten Proben seines Könnens
mit vollem Recht Pettenkofens Werken an die Seite
stellen kann. Dieselbe vorzügliche Komposition und
farbenfrische, anmutige Darstellungs weise charak
terisiert auch das vorliegende Aquarell Umlaufs.“
Von seinen Werken sind zu erwähnen: Zwei Bild
nisse im Erbgerichte Weißwasser und ein Bild im Schlüs
sel daselbst, den Pfarrer Franz Kuhn darstellend,
ferner mehrere Bildnisse in Hoflenz. Die Bildnisse
des Feldzeugmeisters Julius Jakob Freiherrn von
Ilaynau und des General-Artilleriedirektors Vinzenz
Freiherrn von Augustin befinden sich im Ehiensaale der
Wiener-Neustädter Militärakademie. Ein 'sehr schönes