Nr. 2
Internationale Sammler-Zeitung
Seite 15
Bocaccio, Decamerone, deutsch von H. Conrad, Luxusaus
gabe, M 410; Nr. 217, CI. Brentano, Sämtliche Werke, Luxus
ausgabe, M 300; Nr. 234, Büchner, Dantons Tod, 3. Dreiangel-
druck, M 150; Nr. 258, Cervantes, Don Quichote, Berlin,
Cassirer 1909, M 320; Nr. 259, Ders., Inselverlag, M 340, Nr. 296,
üenon, Eine einzige Nacht, Cassirer, 1011, M 170; Nr. 299,
Dickens, Ausgesuchte Romane, Inselverlag, M 500.
Bilder.
(Zwei Skizzenbüchcr von Gugliemlo della Porta.)
Georg Gronau, der Direktor der Casseler Gemäldegalerie,
veröffentlicht im 4. Heft des „Jahrbücher der Preußischen
Kunstsammlungen" zwei Skizzenbücher von Guglielmo della
Porta, die sich jetzt in der Düsseldorfer Kunstakademie be
finden. Ihr Zeichner gehört zu den bekanntere n Architekten und
Bildhauern Roms im 16. Jahrhundert, doch hat man bis heute
über seine Werke — das Grabmal Pauls III. in St. Peter aus
genommen — nur wenig gewußt. Durch die zwei Düsseldorfer
Bücher mit ihren verschiedenartigen Entwürfen und schrift
lichen Aufzeichnungen werden die Tendenzen dieses Miche
langelo-Nachfolgers wesentlich deutlicher, und der Nachweis
mancher bisher unbekannter Werke von ihm dürfte nunmehr
gelingen.
(Bilder aus der Zunftgeschichte.) In Bern hat der
Maler Rudolf Münger im Laufe langjähriger Arbeit unter
Mitwirkung des Forschers A. Zesiger ein bedeutsames Werk
zustande gebracht. Es handelt sich um vierundzwanzig figür
liche Szenenbilder aus der Zunftgeschichte und einen heraldi
schen Fries mit 192 Schilden von Personen und Geschlechtern,
die im „Mittelleuen“ vertreten waren. Eine Fülle von Wissen
und Können, von peinlichem Einzelstudium und gelungener
Verarbeitung machen Müngers Leistung zu einem Denkmal
von bleibendem Wert. Und damit der Zünfter auch zu Hause
den Genuß dieser Schöpfung habe, ist ein schmuckes „Mittel-
leuen-Büchlein“ herausgegeben worden, das nach trefflichen
Federzeichnungen Müngers Historienbilder in Schwarzdruck
wiedergibt.
Numismatik.
(Das Ende des Maria-Theresien-Talcrs.) Auch Münzen
haben ihre Geschichte, wie die Menschen und Bücher, und die
alte vielfältige Geschichte des Maria-Theresien-Talcrs scheint
in diesen Tagen der großen Umwälzungen ihr Ende gefunden
zu haben. Der Maria-Theresien-Taler war ursprünglich eine
österreichische Silbermünze von der beiläufigen Größe eines
Fünfmarkstückes; er trug auf der einen Seite das Bildnis
der Kaiserin Maria Theresia und auf der anderen Seite den
österreichischen Doppeladler. Sonderbarerweise erfreute er
sich in der Levante ganz besonderer Beliebtheit und war
schließlich die bevorzugte Münze in ausgedehnten Gebieten
Afrikas und Asiens. Ursprünglich schätzte man dem Maria-
Theresien-Taler in den Levanteländern, in Arabien, Abessinien,
in Ägypten und dem nördlichen Afrika nur als Schmuck oder
als Schaustück, aber schließlich wurde er ein handelsübliches
und zum Teil auch gesetzliches Zahlungsmittel in diesen
Ländern und herrschte bis zu Beginn des Krieges, besonders
in Abessinien, Ägypten und Arabien und dort wieder vor
nehmlich in dem Handelszentrum Aden fast unumschränkt.
Als der Marien-Theresia-Taler bereits längst aufgehört hatte,
eine österreichische Münze zu sein, wurde er noch in Venedig
und, seit die Lagunenstadt nicht mehr zu Österreich gehörte,
in Wien auf Bestellung in großen Mengen geprägt und meist
über Triest nach dem nahen Oriente ausgeführt. Die Prägung
blieb dabei die alte vom Jahre 1780, und diese Jahreszahl
wurde auch allen späteren Thalern aufgeprägt. Wiederholt
wurde der Versuch unternommen, diese Münze aus dem Handel
zu verdrängen. Italienische und eigene Abessinische Zahler
versuchten ihm seine Beliebtheit streitig zu machen. Aber all
dies hat ebensowenig wie der Umstand, daß in Aden die Rupie
gesetzliches Zahlungsmittel ist, hindern können, daß man in
Afrika und Asien den Maria-Theresien-Taler höher als andere
Münzen einschätzte; der Grund dafür ist wohl darin zu finden,
daß er einen weitaus größeren Silbergehalt hat. Er wurde des
halb auch vielfach aufgekault und nach Wambay übergeführt,
um. dort in Rupien umgeprägt zu werden. Zu Beginn des
Krieges wurden große Spekulationsankäufe in Maria Theresien-
Thalern abgeschlossen. Man nimmt an, daß für etwa 40 Millionen
dieser Münzen in die englische Währung übergegangen sind.
Nun, da der Zerfall Österreichs traurige Tatsache ist, und neue
Lieferungen aus Wien wahrscheinlich nicht mehr erfolgen
werden, dürfte das Ende des Krieges auch das des Maria-
Theresien-Talers sein.
(10.000 Kronen-Noten.) Die Österreichisch-ungarische
Bank in Wien hat Noten zu 10.000 Konen ausgegeben. Die
Noten sind 192 Millimeter breit, 128 Millimeter hoch und zeigen
auf dem ohne Wasserzeichen hergestellten Papier einen Doppel
druck mit deutschem und ungarischem Text. Das eigentliche,
violett gedruckte Notenbild ist von einem rechteckigen,
mit guillochierten Rosetten gefüllten Rahmen gleicher Farbe
umgeben. Dieser Rahmen trägt in der linken oberen und
unteren Ecke je einen Rosenkranz, in dessen Innern die Ziffern
10.000 stehen. Auf der rechten Hälfte der Note erscheint ein
Frauenkopf, mit Weinlaub und Rosen geschmückt, umgeben
von Festons und Rosengiilanden. Die linksseitige Notenhälfte
der deutschen Bildseite zeigt den österreichischen Adler,
flankiert von den Notenbezeichnungen in acht verschiedenen
Sprachen. Auf der ungarischen Seite ist an Stelle des öster
reichischen Adlers das ungarische Wappen und die Wertbe
stimmung nur in ungarischer Sprache angebracht. Die Serien-
und Nummernbezeichnung ist auf der deutschen Bildseite
in roter Farbe angebracht.
Philatelie.
(Die deutschösterreichischen Überdrucke.) Die
niederösterreichische Postdirektion verlautbart, daß Marken
mit privaten Aufdrucken von der Beförderung in Deutsch
österreich ausgeschlossen sind; zugelassen sind nur die Wert
zeichen mit dem amtlichen Überdruck „Deutschösterreich“’
Durch diese Verfügung erhalten die kurze Zeit unbeanstandet
gebliebenen Marken mit privaten Überdrucken natürlich nur
einen größeren Sammelwert.
(Versteigerung.) Am 24. und 25. Februar findet im Wiener
Dorotheum eine Briefmarkenauktion statt.
Verschiedenes.
(Peter Altenberg als Sammler.) Der kürzlich in Wien
verstorbene Dichter Peter Altenberg war ein leidenschaft
licher Sammler von Ansichtskarten. Von dieser Passion er
fuhren seine zahlreichen Verehrer männlichen und weiblichen
Geschlechtes erst aus unserem Blatte, dem er anläßlich einer
Rundfrage über den Wert des Sammelns (Internationale
Sammlerzeitung, 1. Jahrg., Nr. 13 u. f.) folgende interessante
Zuschrift sandte:,,Es ist ganz merkwürdig, daß Sie sich gerade
an mich wenden in dieser Angelegenheit. Denn Sie können cs
absolut nicht wissen, daß ich, ein ganz Armer, seit vielen
Jahren ein einfach fanatischer Sammler bin und mir,
gleich den Milliardären, eine heißgeliebte, gehegte und mit
vielen Opfern zustandegebrachte herrlichste Bildergalerie ver
schafft habe: 1500 Ansichtskarten, ä 20 h das Stück, in
zwei herrlichen japanischen Kästchen mit je sechs Fächern.
Es sind ausschließlich photographische Aufnahmen von
Landschaften, Frauen, Kindern, Idealen. Ich fand vor einigen
Wochen, daß der wirklich Ausgebildete des Lebens sich seiner
Schätze entäußern müsse, um das tiefste einzige Glück
des „Gebens“, des „Spendens“ auch noch bei seinen Lebzeiten
miterleben zu können an seinen Beschenkten. Daher sandte
ich beide japanische Kästchen mit den seit 1897 gesammelten
1500 Ansichtskarten nach Hamburg an die junge Dame, die