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Internationale Sammler-Zeitung
Nr. 17
Zimt mit seiner Familie vor'. -Flugs hatte der Kunsthändler
sein Geld und ich einen neuen Verwandten.“
(Prähistorische Funde in Tirol.) Nach einer Meldung
des „Allgemeinen Tiroler Anzeigers“ wurde bei den in Angriff
genommenen Torfstechereien in Vill bei Innsbruck mehrere
historische Funde gemacht, die nach dem Urteil des Archäologen
Professor Dr. Menghiii auf eine Siedlung aus der Hallstätter
Periode (1100 bis 1700 v. Clir.) schließen lassen.
MUSEEN.
(Das Kaiser Friedrich-Museum in Posen) ist
in ein Großpolnisches Museum umgewandelt worden.
Zum Leiter wurde Dr. Gumoßki ernannt. Ferner wird in Posen
ein polnisches Heeresmuseum geplant. Das polnische General
kommando veranstaltet dort eine Ausstellung, für die es auch
einige Stücke des deutschen Hinden bürg-Museums verwendete.
(Wegweiser durch das Bayerische National
museum.) Unter diesem Titel ist im Verlage des Museums
zum Preise von M L50 ein Heftchen erschienen, das mit kurzen
Schlagworten das Wesentliche aus den reichen Beständen
des Museums hervorheben will. Vor allem sind die wertvollen
Neuerwerbungen, die umfangreichen Um- und Neuoidnungen
dei letzten sechs Jahre berücksichtigt. Die Bearbeitung lag
in den Händen der Konservatoren Dr. Geoig Lill und Doktor
Max Hauttmanu.
VOM KUNSTMARKT.
(Ein neuer Wiener Kunstsalon.) Den Vornehmen
Wiener Kunstsalons hat sich in den letzten Tagen ein neuer
zugesellt. Er befindet sich im Mittelpunkte der Inneren Stadt,
Kärntnerring 12, und hat Herrn A. J. Loibl, den in Kunst-
und Sammlerkreisen best akkreditierten Kunsthändler, zum
Inhaber. Von dem Schilde des Kunstsalons blinken in Gold-
lettern die Worte „Alte Gemälde — Tableaux anciens -z-
Old pictures“ entgegen, zw'ei Worte, die jedoch das Programm
Herrn Loibls klar umschreiben. Die Kunst der alten Meister
soll hier eine Pflegestätte finden, doch werden natürlich wert
vollere Gemälde späterer Epochen vom neuen Kunstsalon
nicht Verbannt sein. Beredter übrigens als Worte es zu tun
Vermöchten, kennzeichnen die Gemälde, mit denen Herr
Loibl seinen Salon eröffnete, dessen Bestrebungen. Eine er
staunliche Fülle guter, alter Holländer deckt die Wände.
Da ist zunächst Hieronymus Bosch, der mit einem wirkungs
vollen „Faschingszug“ Vertreten ist. Von feinem koloristischen
Reiz sind zwei Landschaften, die auf Berchem hinweisen.
Anmutige Blumenstücke wieder deuten auf Daniel Seghers,
während ein „Schlafendes Mädchen“ Tourenwliet nahe zu
stehen scheint. Der Viäme Lodowyck de Vadder, dessen Land
schaften äußerst selten auf dem Kunstmarkt auftauchen,‘ ist
durch zwei vorzügliche Arbeiten repräsentiert: warmfarbige
Landschaften mit reicher Staffage. Ein Schlachtenbild^ trägt
die Marke Rugendas, des geschätzten Augsburger Meisters.
Von Th. Wyck besitzt der Kunstsalon Loibl ein stimmungs
volles Küstenbild, von Louis Amy Blanc finden wir ein Haupt
werk: „Die Flucht der Königstochter Mary von England“.
Unser Angeli ist mit einem seiner sehr hoch gewerteten Damen
porträts vertreten. Das Bild, das eine Frau Doktor. Kraus
darstellt, ist signiert und 1868 datiert, stammt also aus der
besten Zeit des Künstlers. Neugebauer stellt das Porträt
eines Knaben bei, der der gräflichen Familie St. Genois ange
hört, Probst zwei herzige Kinderbilder, ein Knaben- und
ein Mädchenporträt. Noch möchten wir auf ein treffliches
Tierstück von Ludwig Voltz („Reh im Dickicht“), eine
„Manöverszene“ von Pippich und ein „Kircheninterieur“
von L. Ernst aufmerksam machen, mit denen der reiche Inhalt
des Kunstsalons Loibl aber noch lange nicht erschöpft ist.
Von Plastiken wäre eine Büste Josef Rebells von Johann
Schaller zu erwähnen, von dem die Gruppe Bellerophon
und die Chimäre im Wiener Staats- (früher Hof-) Museum
und die Statue Andreas Hofers in der Hofkirche zu Innsbruck
herrühren.
(Nachlaß Ernst Czermak, München.) Am 28. und
29. September gelangen in der Galerie Helbing in München
Antiquitäten, kunstgewerbliche Objekte, ostasiatische Ar
beiten, Textilien und Gemälde aus dem Nachlaß des Majors
Ernst Czermak (München) zur Versteigerung, Der 489 Num
mern umfassende Katalog beginnt mit Keramik, wobei das
Porzellan mit guten alten Stücken der Manufakturen Meißen,
Wien, Berlin usw. vertreten ist. Es folgt dann Glas, darunter
schöne böhmische und schlesische Gläser des 18. Jahrhunderts.
Unter den Arbeiten in Metall finden sich hübsche Gebrauchs
gegenstände in Bronze, Kupfer, Zinn und Vor allem Silber,
Von den Möbeln ist eine große, Vornehme Bibliothekseinrich-
tung der fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts besonders
zu erwähnen. Den Schluß des Kataloges bildet eine reiche
Zahl ausgezeichneter Gemälde alter und moderner Meister,
wie Josse de M'omper, Cuylenburg, Dietrich, Brand, Claude
Josef Vernef, Heinlein, Anschütz, Hugo Kauffmann, Meyer-
Basel und Josef Willroider. Der Katalog mit neun Tafeln ist
zum Preise vön M 10’— durch die Galerie Helbing, München,
zu beziehen.
(Deutsch-holländischer Kunstverkehr.) Die „Korn
scheuer“, die es sich unter andern angelegen sein läßt, deutsche
bildende Kunst im Ausland zu zeigen, hat jetzt einen deutsch
holländischen Kunstaustausch moderner Malerei eingeleitet.
Sie stellt zur Zeit in Haarlem Arbeiten ihrer Berliner Werk
stätten, im besonderen des Malers Richard Ja nt hur aus.
Die Ausstellung findet im Rahmen einer Schau wertvoller
Negerplastik aus holländischem Besitz im Haarlemer Kunst
gewerbemuseum statt und erweckt allgemeines Interesse,
schon wegen der geistigen Berührungsfäden, die von der Kunst der
primitiven Völker zu denSchöpf ungen dieses modernenDcutschen
hinüberlaufen. Auch der Verkaufserfolg ist stark. Ferner wird
die „Kornscheuer“ anfangs November eine große offizielle
Ausstellung junger niederländischer Kunst in Deutschland
zeigen, zuerst in Berlin, dann in acht weiteren Städten. Ihr
wird eine Sammlung von Werken Vincent van Goglis an
gereiht.
(Der Nachlaß der Frau Julius Joest.) Math.
Lempertz (P. Ilanstein u. Söhne) in Köln hält seine erste
Herbstauktion Vom 28. September bis 1. Oktober. Versteigert
wird der Nachlaß der Frau Julius Joest (Godesberg) und eine
umfangreiche Sammlung aus dem Besitze eines norddeutschen
Sammlers, in erster Linie hervorragende Erzeugnisse deutscher
Porzellanmanufakturen des 18. Jahrhunderts, eine große Reihe
von Delfter und chinesischen Tellern und Schüsseln, Vasen üsw.
Ferner Miniaturen, Dosen, Kleinkunstarbeiten und figürliche
Skulpturen in Elfenbein und Holz, eine stattliche Anzahl guter
Möbel, vornehmlich des 17. und 18. Jahrhunderts, Stickereien
und Webereien.
AUSSTELLUNGEN.
Bautzen. Kunstverein. „Die Maler des deutschen Wal
des“ (Franz Hein, Paul Rieß und Theodor Hagen f).
Berlin. Künstlerhaus. Deutsche Illustratoren.
— Galerie Schulte. Bürgers, E. Linder-Walther,
O. Engelhardt-Kyfflüiuser, L. Neu und Fritz Preuß.
Dresden. Brühlsche Terrasse. Kunstgenossenschaft.
Düsseldorf. Große Kunstausstellung.
Frankfurt a. M, Kunst verein. Die Frankfurter Kunst
im^l9. Jahrhundert.