MAK
Seilt- 172 
Internationale Sammler-Zeitung 
Nr. 1(1 
Staat; am zweiten und dritten Tage (16. und 17. Sep 
tember) die Teilauflösung von Sammlungen aus Privat 
besitz mit sehr wertvollen Einzel marken und Sätzen. 
Unter den Ganzsachen befindet sich ein Bild, die 
Heilige Familie darstellend, aus zum Teil hochwertigen 
Marken hergestellt, das mit K 8000 amgerufen werden 
wird. 
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Die Galerie Sanct Lucas hat sich entschlossen, 
ihre Räume im Palais Palavicini (I., Josefsplatz 5} 
der modernen Kunst zu öffnen. Während der Messe 
findet da eine Ausstellung von Arbeiten heimischer 
Künstler statt, unter denen Hugo Bouward, Fritz 
Gareis, Karl Haßmann, Karl Ludwig Prinz hervor 
zuheben wären. Ein eigener Raum ist den Werken 
des zu früh der Kunst entrissenen Kolo Moser gewid 
met. Wir werden auf die Ausstellung, die sehr beach 
tenswerte Arbeiten enthält, noch zurückkommen. 
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Die Auktionsfirma August Johannes Schelle 
(I., Micliaelerplatz 6) teilt uns mit, daß sie anläßlich 
der Messe eine Ausstellung ihrer reichen Bestände 
an Gemälden und Kunstgegenständen, namentlich 
Bronzen, bieten werde. Line besondere Attraktion 
dürften die Neuerwerbungen der Firma an inter 
essanten Musikinstrumenten sein. Es befindet sich 
darunter eine Geige von Nicolaus Amati, welche die 
Signatur „Nicolaus Amati Crcneovem Hieronimi filii 
Antonii nepos fecit Anno 16." trägt. Sachverständige, 
wie Coletti und Rauer, die die Meistergeige zu sehen 
Gelegenheit hatten, sind darin einig, daß man es hier 
mit einem unzweifelhaften Werke des bedeutendsten 
Mitgliedes der berühmten Cremorier Geigenbauer 
familie zu tun habe. 
Neben der Amati-Geige wären noch zwei Celli von 
den hervorragenden Meistern Storiono und Rugieri 
zu nennen. 
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Im Rahmen der Theater-, Konzert- und Kinomesse 
finden folgende, Sammler interessierende Ausstellun 
gen statt: 
Im Marmorsaale der alten.Burg: Buchausstellung. 
In den Goeßappartements der Brrrg: Graphik- 
ausstellung. 
In der Verbindungsgalerie zur neuen Burg: Aus 
stellung von Graphik, Briefmarken und Notgeld. 
Internationale Schwarz-Weiß-Ausstellung in Salzburg. 
Es ist hocherfreulich, daß es gerade Österreich ist, 
dieses im Auslande mit mehr oder weniger aufrichtigem 
Mitleid „totgesagte" Land, in dem nach dem Kriege 
zum ersten Male wieder mit viel Glück der Versuch 
gemacht wird, die kulturelle Wiederannäherung der 
Völker praktisch zu verwirklichen. Schöne Worte sind 
ja genug gewechselt worden, diese Salzburger „Inter 
nationale“ der Graphischen Künste aber ist eine Tat. 
Denn wenn auch quantitativ nicht jedes Land gleich 
stattlich vertreten ist, so wiegt die Qualität des Ausge 
stellten diesen scheinbaren Mangel reichlich auf. 
Wenn man diese, von der Salzburger Künstler 
vereinigung „Der Wassermann“ im Verein mit der 
Wiener Kunsthandlung Würthle & Sohn, Nachf., 
veranstaltete Ausstellung im Künstlerhause aufmerksam 
durchwandert, so fällt einem die starke Befruchtung auf, 
die der gesamten europäischen Schwarzweißtechnik be 
sonders durch die ostasiatische Kunst zuteil geworden ist. 
Ich stehe nicht an, dieser Abteilung den Preis zuzuerken 
nen. Wohl selten, auch vor dem Kriege, hatten wir eine 
so ausgiebige Gelegenheit, diese Farbenmärchenpracht 
des japanisch-chinesischen Orients in Muße zu stu 
dieren. Die Urelemente aller graphischen Betätigung 
treten hier zutage: das Grundieren des Papieres zuerst, 
dieses unnachahmlich malerischen asiatischen Papieres, 
das die armen Europäer allzugern imitierten, ohne in 
dessen die Inspirationskraft des Originales mit seinen 
herrlichen dunklen Tönen zu erreichen. Was so ein 
Künstler wie Hiroshige zum Beispiel in der nächtlichen 
Flußszene an romantischen Tönungen erzielt, wie er 
in einem Triptychon das Motiv des Froschkrieges zum 
Tummelplatz ornamentaler Phantastik und köstlich 
sten Farbenaufbaues macht, das ist allerhöchste Kultur, 
weit mehr als malerischer Geschmack allein!. . . Ein 
im europäischen Sinne typisch modern malender Künst 
ler ist Kunisada, dessen Frau mit blauem' Schirm 
ein Kabinettstück koloristischer Technik genannt wer 
den kann. In die echte japanische Kunstsphäre ver- 
stezen uns die Schauspielerbildnisse von Sh uns ho. 
Was in diesen Originalholzschnitten der Asiaten mühe 
los erzielt wird, nämlich ein ungeteilter Farbengenuß, 
ohne Grellheit, ohne Rausch und Hypertrophie, das 
sucht ein Toulouse Lautrec in seiner Affiche „Divan 
japonais" ins Montmartremäßige abzuwandeln, ohne 
daß jedoch etwas völlig Harmonisches entsteht. Mir 
will scheinen, daß da die Phantasie eines Niederländers, 
wie Felicien Rops, trotz seiner sonst natürlich völlig 
eigenartigen Psychologie viel reiner von dem Japanstil 
befruchtet worden sei: man betrachte etwa, sein in 
reinster Linienschönheit aufgelöstes Titelblatt zu Bau- 
delaires „Les Epaves". Es ist bewundernswert, wie 
viele uns nicht immer geläufige Namen wir gerade aus 
den Niederlanden wie auch aus Frankreich, Amerika 
und England auf dieser Ausstellung kennen lernen, 
etwa Ludwig Tem H ompel oder den sehi begabten 
Vlaminck oder unter den Neufranzosen-— neben 
den Großmeistern Steinlen, Picasso, Pissaro, Legrand, 
1 .egros usw. — auch Graphiker wie Maximili en Luce, 
einen fleißigen Akt- und Landschaftsskizzierer, wie 
Marie Laurencin (mit der feinen Farbenlithographie 
„Die kleine Waise“). 
Die französische Abteilung ist eine der reichhaltig 
sten, denn sie führt von Gavarni, Daumier, Toulouse- 
Lautrec bis zu den Modernen und Modernsten. Inter 
essant ist der Vergleich der romantisch erzählenden 
Engländer, etwa Frank Brangwyn mit den sachlich 
schildernden Amerikanern, unter denen Joseph Pen- 
nel der hervorragendste ist. 
Daß die Deutschen und die Deutschösterreicher 
sehr reich vertreten sind und den Vorrang sich nicht 
vom internationalen Charakter der Schau haben streitig 
machen lassen, ist nur zu begrüßen. Keiner der großen 
Namen fehlt wohl da, und fast alle sind gut vertreten, 
Daß dem Kubismus und sonstigen extremen Strömun 
gen nur ein bescheidener Raum gegönnt ist, gestatte 
ich mir, selbst auf die Gefahr, als Banause zu gelten, 
freudig zu betonen. Immer wieder stehen wir staunend 
vor der kühnen Charakterisierungskunst eines Kokosch 
ka und vor der unendlich feinädrigen Psychologie 
des der Kunst zu früh entrissenen Egon Schiele, 
aber auch Künstler wie Faistauer, wie der kräftige, 
aber nie maßlose Harta, wie der Farbenornamentiker 
Jungnickcl, sprechen zu unserer Seele, und die 
Deutschen, ein Erich Heckei (etwa sein holzschnitt- 
starkes Porträt), ein Hans Meid (ein Radierer von 
köstlicher Feinheit),’ oder die Modernsten, ein Schin- 
nerer, ein Seewald, alle sind sic ausgeprägteste Per 
sönlichkeiten, in der Blüte ihrer Entwicklung und zu 
kräftigem Weiterarbeiten gerüstet.
	        
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