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Inter nationale Sam m 1 er - Zei tu ng
aufe Brillanten
speziell
I
ferner Perlenschnüre, Smaragde,
Saphire und antiken Schmuck
jeder Art, Porzellan etc.
KARL POLITZER
Wien, I., Lobkowitzplatz 1.
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I
VERSCHIEDENES.
(Friedrich Delitzsch als Sammler.) In einem auto
biographischen Aufsatz, den der berühmte Assyriolog Pro
fessor Dr. Friedrich Delitzsch eben in Reclams „Uni
versum" (Jahrgang 36, Heft 47) veröffentlicht, erzählt er:
Schon mit dem sechsten und siebenten Jahre lernte ich
allerhand ausländische Brocken, zum Beispiel die norwegi
schen und englischen Zahlwörter. Der Umgang mit den
vielen Ausländern erweckte zugleich mein Interesse für das
Sammeln von Briefmarken und in dieser Hinsicht bleibt
die lichteste aller meiner Jugenderinnerungen, als eines
Tages unter den neuangekommenen Zuhörern meines seligen
Vaters der Sohn des schottischen Generalpostmeisters in
Edinghburg gemeldet wurde, der noch dazu in unserem
Nachbarhaus Wohnung nahm. Um meiner kleinen Marken
sammlung willen bot ich alles auf, um seine Freundschaft
zu gewinnen, und es waren immer von neuem sehnlichst
erwartete Momente, da er mich zu sich kommen ließ und
mich mit den kostbaren Marken von Kapland, Neuseeland
und Neuguinea beglückte. Meine Markensammlung hin
wiederum stärkte in mir die Vorliebe für fremde Länder
und Sprachen und schon damals beschloß ich, auf der Uni
versität dereinst dasjenige I'ach zu wählen, das mir die
sicherste Gelegenheit bieten würde, fremde Länder, Völker
und Sprachen kennen zu lernen.
(Der Geist Stradivaris.) Aus Berlin wird uns be
richtet : Ein Hamburger Kaufmann, Herr Ohlh ave r, behauptet,
eine Erfindung gemacht zu haben, durch die es möglich wird,
den billigsten Fabriksgeigen angeblich die Klangschönheit
der Stradivari-Geigen zu verleihen. Herr Ohlhaver verweigert
jede nähere Auskunft über seine Erfindung und erklärt,
auf okkultistischem Wege dazu gekommen zu sein. Der Geist
des Stradivari sei über ihn gekommen. L>ie Angelegenheit
wird trotzdem in Berliner Musikkreisen so ernst genommen,
daß man mit Spannung der Vorführung des Herrn Ohlhaver
entgegensieht, die am 7. Februar in einem Berliner Konzert
saale vor einem geladenen Kreise von Künstlern und Kritikern
erfolgen soll.
(Altdeutsche Bronzen.) In Annecy (Obersavoyen)
entdeckte der Archivar Sern ad bei der Ordnung der Kunst
sammlung im Schlosse Montrottoir vier hervorragend
schöne, mit biblischen und mythologischen Figuren verzierte
Bronzen, zwei Fliese und zwei Giebelstücke, die sämtlich das
Nürnberger Wappen auf weisen.' Der Name des deutschen
Meisters konnte noch nicht festgestellt werden.
(Rubin - Ausstellung.) Hans Goltz, München,
bereitet für den Februar eine Ausstellung vor, welche das
Werk Alfred Kubins zum erstenmal in seiner Gesamtheit
vorführt.
(Ein verschwundener Kirchenkclch.) Bei einer
Inventaraufnahme im Salzburger Dom stellte sich heraus,
daß ein gotischer Kelch nicht mehr vorhanden und auf
unerklärliche Weise abhanden gekommen ist. Man neigt zu
der Ansicht, daß das kostbare Stück einem Diebstahl zum
Opfer gefallen ist. *
(Prähistorische Funde in der Provinz Sachsen.)
Aus Halle wird uns geschrieben: Die Verwaltung des Provin
zialmuseums in Halle wird in Spören bei Delitzsch,-wo sich
ein gewaltiges, etwa 4000 Jahre altes Hünengrab befindet,
im Herbst umfangreiche Ausgrabungen vornehmen — In. den
letzten Wochen hat das Provinzialmuseum in Halle einen vor
geschichtlichen Grabhügel im Buchholzwald der Stadt Naum
burg ausgegraben. Die vielversprechenden Ausgrabungen
mußten vorläufig abgebrochen werden, da eine Einigung mit
der Stadt über eine Fortführung der Arbeiten nicht erzielt
werden konnte. Eine Grabstätte ist bisher freigelegt worden. -
Bei den Ausgrabungsarbeiten wurden am Eingang der
Heimkehle-Höhle in Uftrungen (Harz) prähistorische Urnep-
scheiben und Knochenreste gefunden. Ebenso konnte eine
vollständige Feuerstelle bloßgelegt werden. Die Funde be
fanden sich einen Meter unter der Oberfläche. Damit ist die
bisher nur auf Sage und Vermutung gestützte, Annahme, daß
der Eingang der Höhle bewohnt gewesen sei, bestätigt worden.
(Ein Shakespeare-Fund.) Bei Reinigungsarbeiten in
der Besuchsgalerie des Schlosses von Hampton Court wurde
Shakespeares Signatur in den Stein eingeritzt entdeckt.
Über dem Autogramm findet sich die Form einer-mensch
lichen Hand mit ausgestreckten Fingern. Aber es ist zweifel
haft, ob diese Zeichnung dem Dichter zugeschrieben werden
kann. Historiker haben festgestellt, daß es sich bei den bisher
unter dem Mörtel verborgenen Schriftzügen um eine sehr alte
Inschrift handelt, deren Form durchaus mit den bekannten
Unterschriften des Dichters übereinstimmt. Die Signatur, die
sich in der Fensternische nahe der Tür der Kapelle befindet,
zeigt das „S" deutlich lesbar und ebenso das „speare". Die
dazwischenliegenden Buchstaben sind zimlicli verwischt.
Rechts darunter, steht das Datum 1606, das Jahr, in dem
Shakespeare mit seiner Gesellschaft, den „Spielern des Königs",
in Hampton Court Aufführungen veranstaltete, zur selben
Zeit, als der König von Dänemark anwesend war. Die B.esuchs-
galerie des Palastes wurde damals als Gesellschaftszimmer für
die Schauspieler benützt. Die Überlieferung berichtet, daß
sich Shakespeare und seine Gefährten dort aufhielten, nachdem
sie ihre Vorstellungen in der großen Halle veranstaltet hatten.
MUSEEN.
(Ein Bild von Falbe.) Von dem heute fast vergesse
nen Joachim Martin Falbe, einem der besten Maler Berlins
im 18. Jahrhundert, hat das Germanische Museum in
Nürnberg das prachtvolle Bildnis einer etwa 70jährigen Dame
erworben. Es galt bisher, anscheinend mit Unrecht, als Bild
nis der Lieblingsschwester des alten Fritz, der Prinzessin
Anna Amalie, die von ihrem 33. Jahr an Äbti sin des Qucd-
linburger Stiftes war. Falbe, der von 1709 bis 1782 in Berlin
lebte, ist auf der Darmstädter Ausstellung von 1914 mit einem
Selbstbildnis zuerst wiederbekannt geworden; eine gute
Radierung von ihm hat jetzt das Berliner Kupferstichkabinett
ausgestellt.
(Das Louvre-Museum) erwarb aus der Sammlung
Aynard eine Cleopatra von Giampetrino und das Bildnis
einer alten Frau von Ludgcr tom Ring.
(Die Neuordnung der Florentiner Uffizien) wird
zurzeit durchgefübrt. Aus allen Museen von Florenz werden
dort die bedeutendsten und charakteristischesten Werke in
der Hauptgalerie vereinigt. Besonders die Akademie von
Florenz hat ihre Hauptbilder hergeben müssen. Die Wandel-
gange, die bisher mit Bildern vollgestopft waren, erhalten
nur Gobelins und Skulpturen als Ausstattung. Nur zwei
Maler werden anderwärts unter gebracht: Andrea del Ca-
stagno im Kloster von S. Apollonia und Angelico im
Kloster S. Marco, aber nun auch mit allen ihren Werken. Die
Fribuna der Uffizien enthält nicht mehr die Meisterwerke
aller Schulen, sondern solche florentinischer Manieristen.
Als neue fribuna ist ein anderer Saal eingerichtet, mit
Michelangelos Heiliger Familie, Raffaels religiösen
Bildern und Porträts.
VOM KUNSTMARKT.
(Der dritte Teii der Kupferstichsammlung Da
vidsohn.) Der dritte Teil der Kupferstichsammlung Paul
Davidsohn, der vom 25. bis 30. April bei C. G. Boerner
in Leipzig versteigert wird, bringt das unvergleichlich schöne