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Internationale Sammler-Zeitung
Nr. 9
Baukunst wird ergänzt durch eine reiche Zahl photo
graphischer Aufnahmen der B u n d e s 1 i c h t bild-
steile und besonders hervorragende der Kunst
anstalt Reiffenstein (Clam-Gallas Palast in Prag,
Schloß Frain in Mähren, Schloß Klessheim in Salzburg,
Mausoleum Ferdinands II. in Graz), während mehrere
Handzeichnungen und alte Ansichten vom Mirabell
schloß in Salzburg, einen Vergleich mit der von Fischers
Zeitgenossen und Hauptrivalen, Lucas von Hildebrand,
vertretenen Richtung in der Baukunst ermöglichen.
Wie sehr Fischer von Erlach bereits in seinen frühen
Schaffensjahren mit Aufträgen voll beschäftigt war,
davon geben uns Zeugnis einige von ihm geschriebene
Briefe aus den Jahren 1693 und 1694, die von Julius
Leisching 1896 in Brünn aufgefunden und im „Führer“
wieder abgedruckt sind. Drei andere eigenhändige
Briefe Fischers aus dem Jahre 1707, welche als Leih
gabe der W i e n e r Städtischen Sammlungen
im Original aufgelegt werden konnten, werfen ein
Licht auf seine Beziehungen zu Salzburg, wo ihm vom
Fürsterzbischof, Johann Ernst die künstlerische Leitung
aller seiner Bauten übertragen worden war.
Vom Schlosse Klessheim hat das Salzburger
Museu m ein Holzmodell ausgestellt, aus dem die
ursprüngliche Gesamtanlage ersichtlich ist, ein anderes
Modell aus dem Besitze des Stadtmuseums stellt
den ersten nicht ausgeführten Entwurf zur Mariensäule
am Domplatz dar.
Auch der Plastik aus Fischers Zeit ist ein Platz
eingeräumt. Die Reste des alten Hochaltares in der
Priesterhauskirche, eine Dreifaltigkeitsgruppe mit lebhaft
bewegten, vorzüglich durchgebildeten Figuren füllen die
Abschlußwand der Ausstellung, die denn überhaupt
dem Fachmann eine reiche Menge Studienmaterials
und dem Kunstfreund nicht allein durch die überaus
wertvollen graphischen Blätter einen auserlesenen
Genuß bietet. Die vornehme Aufmachung und der
architektonisch fein abgestimmte Raum leihen der Aus
stellung einen würdigen Rahmen.
c Die c L(Dai&ra-iJ~lulilion.
Die Wawra-Auktionen bewegen sich in einer er
freulich schönen aufsteigenden Linie. Hatte die im
Februar d. J. durchgeführte Versteigerung ein Ergebnis
von 1'3 Milliarden, so ist bei der vom 16. bis 19. April
abgehaltcnen bereits die zweite Milliarde überschritten
worden. Der Erlös betrug rund 22 Milliarden,
beziehungsweise mit dem 25%igen Aufschlag 2'7
Milliarden.
Das Hauptinteresse konzentrierte sich diesmal auf
die herrlichen Keramiken, die aus der Sammlung
Miller von Aichholz stammten. Nach dem Tode dieses
grosszügigen Sammlers hatte der Wiener Bankmagnat,
Herr Castiglioni, das Palais Miller-Aichholz mit
allem, was dazu gehörte, käuflich erworben, aber nach
und nach alles ausgeschieden, was sich nicht auf seine
Liebhaberei, alte italienische Gemälde, bezog. So brachte
er im vorigen Jahre bei Wawra die reichen Bestände
der Miller von Aichholz-Sammlung an Pettenkofen-
Bildern und -Blättern und jetzt die Keramik jener Samm
lung unter den Hammer. Bei der Versteigerung konnte
er sehen, wie diese Objekte von anderen Sammlern
geschätzt werden : auch die Besorgnis erwies sich als
unbegründet, dass die hochwertigen Oefen keine Ab
nehmer in Wien finden werden. Es entspann sich um
diese kostbaren Objekte ein heisser Kampf und wenn
schliesslich auch nicht die Schätzungspreise erreicht
wurden, so gingen die Oefen doch zu sehr bedeutenden
Summen ab. Den berühmten, von Walch er in seinem
Werke „Bunte Hafnerkeramik der Renaissance“ abge
bildeten Ausseer Ofen (Fig. 96) erstand der Wiener
Fabrikant Oskar Bondy um 410 Millionen, den Re
naissanceofen von 1539 sicherte sich zur allgemeinen
Befriedigung das „Oesterreichische Museum“, das für
diesen frühesten Zeugen der Fayencekachel-Technik
100 Millionen anlegte. Die Preise der anderen Oefen
bewegten sich zwischen 29 und 45 Millionen.
Von den Gemälden hat besonders das Selbst
porträt Fügers einen lebhaften Wettbewerb entfesselt:
der Zuschlag erfolgte bei 140 Millionen an einen Wiener
Sammler, wie denn auch diesmal, wie bei den früheren
Auktionen, alle sehr kostbaren Objekte in Wiener
Privatbesitz übergingen. Eine Ausnahme bildete der
Aubusson-Teppich (Nr. 139), den der Münchner Kunst
händler B e r n h e i m e r um 29 Millionen an sich
brachte.
Nachstehend die erzielten Preise :
Antiken.
Nr. 1 Einhenkel. Vase. Etrusk. 6.-7. J. v. Chr. K 1200,
Nr. 2 Kugelbauchkanne, Korinth, 6.-7. J. v. K 60.000, Nr. 3
Bauchige Amphora, Jon. 6. J. v. 6'5 Mill., Nr. 4 Amphora,
Attisch, 2, H. 6. J. v, 4'6 Mill., Nr. 5 Hydria, Unteritak griech.
um 400 v. Chr., 1'9 Milk, Nr. 6 Hydria, Unterit. griech. 4. J. v. Chr.,
16'5 Milk, Nr. 7 Zweihenkelige Vase, Unterit. griech. 4. J. v.
K 72.000, Nr. 8 und 9 Schlauchförm. Gefäße, Unterit., 4. J. v. Chr.
K 78.000, Nr. 10 Weibl. Terrakottakopf 2 3 Milk, Nr. 11 Ton
maske. Ital. griech. 4.-3. J. v. Chr. 2'6 Milk, Nr. 12 Wasser
speier, Röm. um Chr, G. K 88.1XK), Nr. 13 Tonrelief, 80er J.,
19. Jahrh. K 72.000.
Keramik.
Nr. 14 Bauernkrug, Oest. 18. J. K 70.000, Nr. 15 Godcn-
schale, Oberöst. 18. J. K 140.000, Nr. 16 Desgl. K 290.000, Nr. 17
Schlüssel, Delft, 17. J. K 52.000, Nr. 18 Steinzeugkrug, Frechen,
17. J. K 60.000, Nr. 19 Bauernkrug, Oesterr. 19. J. K 190.000,
Nr. 20 Bauchiger Krug, Delft. 17. J. K 540.000, Nr. 21 Schüssel,
Delft, 18. J. 1-3 Mill, Nr. 22 Steinzeugkrug, Sachs. 17. J. K 950.000,
Nr. 23 Henkelkrug, Westd. 17. J. 1'2 Milk, Nr. 24 Zwei Schüsseln,
Egerl. 18. J. K 180.000, Nr. 25 Schüssel, Fers. 17. J. K 300.000,
Nr. 26 Schüssel, Delft, 18. J. K 480.000, Nr. 27 Steinzeugkrug,
Frechen, 27. J. K440.000, Nr. 28 Teller, Deutsch, 18. J. K70.00Ö,
Nr. 29 Hcnkelkrug, Westd. 17. J. K 1'3 Milk, Nr. 30 Pilgerflasche,
Deutsch, 18. J. K 500.000, Nr. 31 Teller, Froskau, 18. J. K 40.000,
Nr. 32 Schüssel, Span.-maur., 17. J. 2 Milk, Nr. 33 und 34 Teller,
Oberital. 18. J. K 650.000, Nr. 35 Steinzeugkrug, Frechen, 17. J.
K 130.000, Nr. 36 Zwei Schüsseln, Delft, 18. j. K 520.000, Nr. 37
Teller, Proskau, 18. J, K 300.000, Nr. 38 Zwei Teller, Deutsch,
18. J. K 850.000, Nr. 39 Schüssel, Oberital. 18. J. K 1,900.000,
Nr. 40 Schüssel, Tirol, 17. J. K 360.000, Nr. 41 Zwei Schüsseln,
Egerl. 18. j. K 300.000, Nr. 42 Schale, Pers. 17. J. K 680.000,
Nr. 43 Schüssel, Pers. 17. J. K 220.000, Nr, 44 Desgl. K 100.000,
Nr. 45 Desgl. K 100.000, Nr. 46 Vase, Delft, 17. J. P2 Milk,
Nr. 47 Steinzeugkrug, Frechen, 17. J. 1'5 Milk, Nr. 48 Steinzcug-
krug, Frechen, 17. J. K 80.000, Nr. 49 Bauernkrug, Slowak. 1793
K 600.000, Nr. 50 Kl. Bartmannskrug, Köln-Frechen, 17. J. 2’4 Milk,
Nr. 51 Siegburger Schnelle, 16. J. 94 Milk, Nr. 52 Brauner Stein
zeugkrug, Köln, 16. J. K 540.000, Nr. 53 Desgl. K 800.000, Nr. 54
Tiefe Schüssel, Oberital. 17. J. K 720.000, Nr. 55 Ein paar Alba-
relli, Urbino, Ende 16. j. 9'6 Milk, Nr. 56 Schüssel, Span.-maur.
16. J. 5'6 Milk, Nr. 57 Zwei große Apothekervasen, Verona, 17. J.
17 Milk, Nr. 58 Schüssel, Span.-maur. 16. J. 2'1 Milk, Nr. 59
Vase, Japan. 18. J. 2 Milk, Nr. 61 Krug, Orvieto, Ant. 16. J.
K 400.000, Nr. 62 Gr. Bartmannskrug, Westd. 16. J. 5'4 Milk,
Nr. 63 Siegburger Schnelle, 16 J. 2’4 Milk, Nr. 64 Bartmanns
krug, Köln, Anf. 17. J. 6'3 Milk, Nr. 65 Braune Schenkkanne,
Raeren, Ende 16. [. 5'6 Milk, Nr. 66 Schnelle, Köln, Anf. 16. J.
14-5 Milk, Nr. 67 Vase, Delft, 17. J. K 950.000, Nr. 68 Schüssel,
Delft, 18. J. K 750.000, Nr. 69 Halskrug, Delft, 18. J. 2'7 Milk,
Nr. 70 Schüssel, Japan. 18. J. K 850.000, Nr. 71 Schnabelkrug,
Bassano, 18. J. 14 Milk, Nr. 72 Teller, Mittelitak 16. J. K 460.000,
Nr. 73 Siegburger Schnelle, 16. J. 3 Milk, Nr. 74 Schraubflasche,
Westd. 17. J. 2'4 Milk, Nr. 75 Bauernkrug, Oesterr. 19. J.
K 290.000, Nr. 76 Bauernkrug, Oesterr. 19. J. K 380.000, Nr. 77
Zwei Schalen, Alt-Wien 1815 K 240.000, Nr. 78 Schale, Meißen