MAK
Seite 126 
Internationale Sammler-Zeitung 
Nr. 16 
„Den Rennpferden geht es doch aucli nicht anders; 
der Stall bekommt den Preis, das Pferd den Hafer“. 
* 
Objektivität. 
Menzel lag schwer krank zu Bett. 
Einen Moment lang hatte er die Augen offen; in 
einem Winkel des Zimmers standen die Aerzte und 
berieten sich mit leiser Stimme. 
Menzel schlief wieder ein. 
Als er dann wohl genug war, wieder den Stift zu 
führen, skizzierte er die Männergruppe im halbdunklen 
Zimmerwinkel. Das war ihm das Wesentlichste an seiner 
Krankheit. 
Gfironifi. 
BIBLIOPHILIE. 
(Busoni als Bibliophile.) Der große Tonkünstler 
FerrucioBusoni, der kürzlich verstorben ist, gehörte zu den eifrig 
sten Bibliophilen Deutschlands. Schon seit vielen Jahrzehnten war 
er ein ständiger Gast aller Buchhandlungen, die sich mit dem 
Verkauf seltener und kostbarer Bücher befassen. Er gehörte zu 
den größten Kennern besonders der Erstausgaben der deutschen 
Literatur. Man konnte ihn stundenlang in Antiquariaten sitzen 
sehen, umgeben von einer ungeheuren Anzahl seltener Schriften, 
die er mit Kennerblick auf Jahr des Erscheinens, auf Seitenzahl, 
kurz auf alle die Anzeichen prüfte, aus denen ein Fachmann 
die wirkliche Qualität eines Buches ersieht. Besonders hatten 
es ihm die illustrierten Werke der deutschen Literatur angetan. 
Die kleinen genealogischen Kalender mit den Kupferstichen von 
Chodowiecki, Meil u. a. berühmten deutschen Kupferstechern, 
kaufte er, wo er sie erhalten konnte. Eine besondere Vorliebe 
hatte er für die Erstausgaben und illustrierten Werke von 
Goethe. Seine Bibliothek weist eine ungeheure Anzahl von 
Goethe-Schriften auf, wie sie vielleicht selten ein Sammler zu 
sammengebracht hat. 
(Eine kostbare Bibliothek.) Wie aus Kopen 
hagen mitgeteilt wird, soll jetzt die wertvolle Sammlung von 
mehr als 20.000 chinesischen Büchern, welche Knut-Krin- 
A d a n der königlichen Bibliothek in Kopenhagen vermacht hat, 
katalogisiert werden. Die Sammlung enthält zahlreiche seltene 
Werke und alte buddhistische Handschriften, die zum Teil aus 
der Zeit um 900 stammen. 
BILDER. 
(Die J agd nach dem Palma Vecchio.) Aus 
Budapest wird uns geschrieben: Als Besitzer des Palma 
V e c h i o, von dem in Ihrer letzten Nummer die Rede war, ist 
Dr. Bela K o v a c s eruiert worden. Dr. Kovacs zeigte sich bereit, 
gegen Ersatz seiner Kosten, die er mit 5000 Dollar beziffert, 
den Versteck des Bildes bekanntzugeben, der Finanzminister ver 
langte jedoch, daß Dr. Kovacs mit Rücksicht auf das Prestige 
des Staates, ohne ein Versprechen von seiten der Regierung, 
angeben solle, wo sich das Bild befinde. Da Dr. Kovacs auf 
dieses Verlangen nicht einging, wurde er in Haft genommen. 
Auf die weitere Entwicklung der Affäre ist man mit Recht sehr 
gespannt. 
(Ein neuer Botticelli.) Ein Spätwerk des großen 
Florentiners ist, wie man uns aus Rom meldet, von dem Direktor 
der Vatikanischen Bibliothek entdeckt worden. Es ist eine bisher 
völlig unbekannte Darstellung des hl. Sebastian. Das Werk be 
fand sich im Castel Gandolfo und wurde für das vatikanische 
Museum angekauft. 
NUMISMATIK 
(M ü n z a u k t i o n in B r a u n s c h w e i g.) In Br-aun- 
schweig fand seit dem Jahre 1756, in dem die Münzen 
sammlung des Herzogi. Braunschw.-Lüneburgischen Geheimrats 
und Regierungspräsidenten August Adolph von Gramm in 
Wolfenbüttel zur Versteigerung gelangte, zum erstenmale wieder 
am 30. Juni und 1. Juli eine Münzauktion statt. Von der Firma 
Dr. phil. Franz Ferdinand Kraus, in deren Geschäftsräumen, 
Kaiser Wilhelmstraße lb veranstaltet, war die Auktion gut be 
sucht und nahm einen befriedigenden Verlauf. Es gelangten 
speziell Münzen und Medaillen von Braunschweig und Nieder 
sachsen zur Versteigerung. Es wurden u. a. nachstehende Preise 
erzielt: Nr. 43 Friedrich-Ulrich, Breiter, fünffacher Taler 1624 
M 420. Nr. 44 Desgl., Vierfacher Taler M 235. Nr. 69 August 
der Jüngere, Breiter, fünffacher Taler 1655 M 590. Nr. 75 Desgl., 
Breiter Doppeltaler 1666 auf den 88. Geburtstag M 190. Nr. 116 
Rudolf August, Breiter, vierfacher Lautentaler 1685 M 1000. 
Nr. 117 Desgl., Breiter, dreifacher Lautentaler 1685 M 275. 
Nr. 167 August Wilhelm, Harzgold-Dukat 1729. Nr. 323 Fried 
rich zu Celle, Breiter, dreifacher Ausbeutetaler 1647 M 370. 
Nr. 358 Johann Friedrich, Breiter Doppeltaler 1677 M 210. 
Nr. 370 Ernst August, Breiter Doppeltaler, 1681 M 190. Nr. 428 
Georg III., Silberne Medaille 1782 auf die Belagerung von 
Gibraltar M 225. Nr. 450 Georg III., 16 Gute Groschen Kon 
ventionsmünze, Feinsilber 1820 M 180. Nr. 561 Stadt Bremen, 
Doppelter Dicktaler 1657 M 1000. Nr. 583 Stadt Hameln, Taler 
1556 M 250. Nr. 677 Erdmuthe Sofia, Doppeldukat 1654 M 350. 
(Richard Wagner Gedenkmünzen.) Aus Anlaß 
der Festspiele in Bayreuth hat der Porzellan-Kunstverlag 
Max Oertelin Dresden zwei Richard Wag ne 
Gedenkmünzen prägen lassen. Die eine zeigt das Bild des 4 
Meisters aus den Siebzigerjahren, zur Zeit als er den Nibelungen - 
ring schuf, die andere das Bayreuther Festspielhaus. 
VERS CHI ED EN ES. 
(Richard Moser f.) In W i e n ist am 2. August der 
Maler und Radierer Richard Moser nach kurzer Krankheit 
gestorben. Moser, der erst im 49. Lebensjahre stand, hatte seinen 
ordentlichen Wohnsitz in Salzburg, dessen bauliche Sehens 
würdigkeiten er in einer Reihe- vorzüglicher Vedutten festhielt. 
Er kam aber auch oft nach Wien und malte und radierte auch 
hier alles, was seinen Pinsel, bezw. Stift anzog, so insbesondere 
die alten Kirchen. Im Sommer vorigen Jahres veranstaltete 
Alfred Wawra, der immer dabei ist, wenn es sich darum 
handelt, ein Talent zu fördern, eine Ausstellung der Werke 
Mosers, die in Sammler- und Liebhaberkreisen viel Beachtung 
fand und Moser zahlreiche Aufträge einbrachte. 
(Ein Bernini-Fund im E s k o r i a 1.) Jn der Be 
gräbniskapelle der spanischen Könige wurde von Be mini ein 
bronzenes Kruzifix aufgestellt, das König Philipp IV. dem 
römischen Meister in Auftrag gegeben hat. Dies Kruzifix, das 
bisher als verschollen galt, hat jetzt Dr. Hermann V o ß, Kustos 
am Berliner Kaiser-Friedrich-Museum, in einem anderen Raume 
des Eskorial wiedergefunden. Damit ist von dem Hauptmeister 
des Barock eine Arbeit wiedergewonnen, die unter seinen 
Bronzewerken unbedenklich an eine der ersten Stellen gerückt 
werden muß. Das Kruzifix, das ursprünglich an einem Kreuzes 
schaft von schwarzem Marmor innerhalb einer runden, von 
Pilastern eingefaßten Nische hing, zeigt die für Bernini charakter 
istische bewegle Führung des Umrisses und dazu eine hohe 
Feinheit der Jnnenmodellierung. 
(Ausstellung im Kestner-Museum.) In dem 
graphischen Kabinett desK e stner-Museumsin Hannover 
wurde eine Ausstellung von Werken des Berliner Malers Karl 
Blechen eröffnet, die aus der Berliner National-Galerie ent 
liehen waren. Aus dem eigenen Besitz des Museums waren 
dazu Zeichnungen der Deutsch-Römer, die der Gründer des Muse 
ums, Kestner selbst, als „Römische“; gesammelt hat, ausgestellt. 
Der Vergleich ist sehr lehrreich; während Blechen in seinen 
Werken durchaus als Romantiker und selbst in den italienischen 
Studien als malerisch empfindender Naturalist erscheint, sind 
die Zeichnungen der Schnorr v. Carolsfeld, Fohr, Koch usw. 
ganz linear und idealisiert gesehen; zwei Welten, die dort gleich 
zeitig bestanden haben, scheinen sich hier in dem kleinen Saal 
des Kestner-Museums getroffen zu haben. 
Dr. Fritz W e d e k i n d. 
(Die Karte eines römischen Legionärs.) Ein 
überaus interessantes Fundstück, das bei den letzten Grabungen 
zu Salihiyehd in den Nähe von Damaskus entdeckt wurde, 
war der Gegenstand eines Vortrags, den der französische 
Archäologe Franz C u m o n t in der Pariser Akademie der In 
schriften hielt. Es handelt sich um den Teil eines Schildes, auf 
dessen Lederbespannung eine Karte aufgemalt war, wie sie die 
römischen Legionärre zu ihrer besseren Orientierung mit sich 
führten. Der Schild gehörte einen Bogenschützen aus dem 3. 
Jahrhundert. Auf der Karte ist das Meer blau gemalt, Schiffe 
sind darauf angedeutet, das Land ist rot gegeben mit blau ein 
gezeichneten Flüssen. Auf der Karte sind in Griechisch die ver 
schiedenen Stationen angeseichnet, an denen die Legionen auf 
ihren Märschen haltmachen sollen, und die Entfernungen sind 
in Meilen dabei angemerkt. Die Route beginnt mit dem Ab 
marsch von Odessus, dem heutigen Warna und geht dann über 
Callatis (Mahgalia) und Tom (Konstanza) nach der Donau und 
dann quer durch Bessarabien und Südrußland nach Heraclea 
Chersonosus (Sebastopol) in der Krim. Die Karte ist ein Beweis 
dafür, daß die Römer unter dem Kaiser Severus Garnisonen in 
Südrußland, zu Tyras (Akkermann), Olbia (an der Mündung des 
Bug) und aufdem Chersones besaßen, die durch gute Chausseen
	        
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