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lnternationale Sammler-Zeitung
lekin mit Dame und Papageien. Unter der großen An
zahl von Bildern sind meistens heimische Künstler ver
treten, darunter das schöne, große Bild von Bukovac
„Eine Montenegrinerin erwartet ihren Liebsten“, welches
auf der Pariser Weltausstellung 1883 den Grand Prix
erhielt. Ein altes Gemälde nach Veronese, dann ein
Munkacsy und zwei stimmungsvolle Landschaften von
Ajvasovski sowie das einzige Reiterbild von Banus
Grafen Jelaüic von Geiger, vervollständigen diese Bilder
sammlung. Erwähnenswert sind auch einige recht seltene
und feine Kupferstiche von Bartolozzi und Conde. Doch
wahre Prunkstücke bilden die vielen alten Möbelstücke,
welche mit seltenem Kunstverständnis in den einzelnen
Zimmern aufgestellt sind. Meistens dominiert der Stil
aus der Zeit Ludwig XV. oder XVI. Ein Sekretaire aus
der Zeit Louis XVI., dann ein Tabernakel aus derselben
Epoche, ein reizendes Alt-Nürnberger Kästchen, eine
Kaiser Karl Steh-Uhr (1723), ein mächtiger Danziger
Kasten (17. Jahrh.) und ein originales Boule-Tischchen
(Platte Louis XIV.), sollen besonders herausgegriffen
werden. In der „Brie a Brac“ Sammlung, die zwanzig
Nummern enthält, verdient ein türkischer Prunksäbel,
vom Sultan seinem Großwesir verehrt, in Silber mon
tiert und ziseliert (17. Jahrh.), eine Louis XV. Gold-Uhr
mit Damen-Miniature, sowie eine Uhr aus Silber-Email
mit Bergkristal mit Abzeichen der Großmeister der Frei
maurerloge geziert, und ein Dolch, Eisenschnitt (15. Jahr
hundert) mit gravierter deutscher Inschrift, spezielle
Beachtung. Außerdem ziert diese prächtige Sammlung
eine Menge von alten, kostbaren Perser-Teppichen, die
auf die einzelnen Zimmer verteilt sind.
Weiters wollen wir auch die kleine aber hübsche
Sammlung von Kunstsachen und Antiquitäten des Herrn
ßanalrat von Moäinsky einer kurzen Besprechung
unterziehen. Der Eigentümer ist ein spezieller Sammler
von Kunstgegenständen aus der Empirezeit und nament
lich von Spindeluhren aus verschiedenen Zeitaltern. Der
Empirestil dominiert auch unter den Möbeln, worunter
ein Sekretär aus der Zeit Karl VI. durch seine Ferm
und vorzügliche Erhaltung auffällt. Alte Kirchenkelche
(Reliquiare), dann eine Anzahl von Familienbildern und
färbigen Lithographien, die stilgemäß eingeordnet sind,
sowie die wirklich sehenswerte Spindeluhrensammlung,
vereinheitlichen diese nicht große aber reizende Samm
lung.
Einige kleinere Sammlungen bei den Familien v.
Adrovski-Unukic, Gräfin J ela die, Direktor
Dr. S v r 1 j u g a, Leo Bauer, Direktor P 1 a v § i c
(große Sammlung von Werken heimischer Maler), Se
nator Taborsky (bedeutende Uhrensammlung), konnten
leider in der Zeit nicht besichtigt werden.
Ein ERutogramm-EJJluseum.
Zum ersten Male ist ein Museum von Dichter
handschriften errichtet worden. Der Sohn Pierpont Mor
gan s hat die gewaltigen Schätze, die sein Vater an
Autogrammen und Manuskripten gesammelt hat, zu einem
Museum vereinigen lassen, das im „New-York Publice
Library“ untergebracht worden ist.
In der Hauptsache sind in diesem Museum die
bedeutendsten Manuskripte der englischen Dichter
und Schriftsteller vertreten. Als das wertvollste Manus
kript der Sammlung wird die eigenhändige Nieder
schrift von John Miltons Dichtung „Das verlorene
Paradies" angesehen. Dieses Manuskript hat dem Dichter
selbst, der in den politischen Wirren Englands ein
armer Mann geworden war und seine Wohnung durch
ein Schadenfeuer verloren hatte, 10 Pfund Sterling ein
gebracht. Morgan hat für das Manuskript angeblich
lOO.OhO Dollar bezahlt. Von anderen bedeutenden Ma
nuskripten sei von Dickens die berühmte Novelle „Ein
Weihnachtsabend" erwähnt. Von Thackeray findet
sich hier das Manuskript von „Three Georges".
Auch der berühmte Johnson ist hier vertreten, und
zwar mit dem Werk „Das Leben von Alexander Poe".
Selbstverständlich sind die modernen Schriftsteller
Englands und Amerikas, wie Kipling, Stevenson u. a.,
nicht nur mit ihren bedeutendsten Werken, sondern
auch mit der größten Anzahl ihrer Originalhandschriften
in das Museum aufgenommen, das sich zur Aufgabe
gestellt hat, die ganze Literaturepoche von der Zeit der
Königin Elisabeth bis auf den heutigen Tag zu ver
einigen.
Alle diese Manuskripte sind so geordnet, daß sie.
nach wissenschaftlicher Art in einzelne Perioden und
hauptsächlich in Geistesepochen zusammengefaßt sind.
ERfte Semätde Bei ßepde.
Anschließend an die Versteigerung der Porzellan-
Sammlung Darmstädter, auf die wir in der vorigen
Nummer hingewiesen haben, wird das Kunstauktionshaus
Rudolph L e p k e in Berlin zirka hundert Gemälde aus
einer fürstlichen Galerie versteigern. Abgesehen von
einigen ganz ungewöhnlichen Stücken der Düsseldorfer
Schule — Hauptwerke von Achenbach, Schemen,
Schirmer etc. — handelt es sich ausschließlich um alte
Meister aller Schulen.
Um die Mitte des verflossenen Jahrhunderts erwarb
eines der großen deutschen Fürstenhäuser die Galerie
des Oberbergrates Bernhard Hausmann in Hannover.
Dieser unermüdliche Sammler hatte es mit sicherem
Blick verstanden, aus dem reichen Kunstbesitz der
niedersächsischen Lande Bilder aller Schulen an sich
zu bringen. Gewiß spiegelte auch sein Besitz die all
gemeinen Tendenzen der Zeit wieder, die zum Beispiel
bei den holländischen Landschaften die italienisierenden
Meister bevorzugte und so finden wir auch die Berghem,
Carr6e, Weenix, Dalen, Bioemen, van Laer und Lingel-
bach gut vertreten.
Manches Stück hatte schon der Vater Haus
manns auf Versteigerungen erwerben können und
die Provenienz einiger der Bilder geht auf eine
der bedeutenden Sammlungen des 18. Jahrhunders, die
des Grafen Walmoden zurück, die im Jahre 1818
in Hannover versteigert wurde. Aber auch die „nordischen
Holländer“ sind gut vertreten. Jakob Ruijsdael mit
zwei schönen Landschaften, von denen besonders der
„Blick von den Dünen“ einen nur noch selten vor
kommenden Typus repräsentiert. Sein Schüler, R. de
V r i e s, ist mit einem, von L i n g e 1 b a c h staffierten,
ungewöhnlich guten Bild vertreten und der jüngere Jan
van der Meer, van H a a r 1 e m mit einer „Landschaft
mit Schafherde“, die an Zartheit mit seinen kostbaren
Radierungen wetteifert.