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Internationale Sammler-Zeitung
Nr. 17
scher Herkunft aus dem 16. Jahrhundert hervorheben
möchten. Innerhalb einer bedeutenden Spezialsamm
lung von Kunstobjekten aus Zinn befinden sich
Schweizer Krüge des 17. Jahrhunderts, deutsche
Krüge und Kannen des 18. Jahrhunderts, ein Zunft -
immpen der österreichischen Gerberinnung aus dem
Jahre 1744, ein solcher der Weber, 1736 in Deutsch
land hergestellt, ein deutscher Zunftpokal mit den
Datierungen 1666 — 1777, ferner eine seltene Tem-
perantiaschüssel von Caspar Enderlein, mit einem
feinziselierten Miniaturporträt des berühmten Nürn
berger Zinngießers, datiert 1611. Der gleichen Spezial
folge gehören noch ein Krönungsteller von Hans
Spatz aus dem 17. Jahrhundert, ein Auferstehungs
teller aus dem Jahre 1660 und ein Noahteller aus dem
Jahre 1635 an, sämtliche in den Meisterwerkstätten
zu Nürnberg hergestellt.
Mit welchem Geschick Josef Salzer um die Quali
tät und Mannigfaltigkeit seiner Sammlung bemüht
war, ersehen wir ferner aus einer aparten Kollektion
von Gold- und S i 1 b e r h a u b e n (mit Stücken
aus Kirchberg am Wechsel, aus der Wachau, aus dem
Böhmerlande), aus einer Auslese koptischer
Stoffe, deren, komplizierte technische Faktur und
überraschend frischeFarbigkeit denLiebhaber textiler
Seltenheiten besonders erfreuen dürften, aus Ft a -
1 ie n i s c h e n Brocatellodecken und M e Il
le 1 e i d e r n, namentlich solchen des 16. Jahrhunderts,
und anderem mehr. Wir können nicht umhin, auch
noch auf eine Kollektion von Uhren aufmerksam
zu machen, in welcher sich unter anderem eine ver
goldete und reich gravierte Nürnberger Turmuhr des
16. Jahrhunderts befindet, und auf eine Anzahl alter
astro.no m i s c h e r Instrume n t e, die aus den
deutschen Werkstätten des 17. und 18. Jahrhunderts
stammen.
Unter den künstlerischen Objekten, denen Salzer
fortdauerndes Interesse und eine stets opferfreudige
Pflege angedeihen ließ, nimmt auch die reichhaltige
Kollektion europäischer Schutz- und Trutz
waffen einen besonderen Rang ein. Eine Spezial
sammlung von mustergültiger, fast musealer Anord
nung, in welcher die Tradition der bekannten Wiener
Fachsammlungen, wie Winter, Leber und andere,
wohl zum letzten Mal anklingt. Diese Sammlung geht
vom Mittelalter aus und reicht bis zur Neuzeit. Wir
heben aus dem Gesamtmaterial eine seltene Setztart-
sche des 15. Jahrhunderts hervor, dann eine Kollektion
von Helm- und Brustpanzern, die aus dem 16. und 17.
Jahrhundert herrühren. In der vielgestaltigen Gruppe
der Stangenwaffen fallen die Aalspieße und Roß
schinder des 15. Jahrhunderts, die Partisanen und
Hellebarden vom 14. bis 17. Jahrhundert auf. Unter
den Schwertern mit mehr oder minder reich durch
gebildeten Formen befinden sich: Bidenhänder, Korb
schwerter, Sciavonnen und Degen des 16. und 17.
Jahrhunderts. Das Interesse desFachmannes und Lieb
habers werden gewiß auch eine Ochsenzunge und ein
schottischer Dolch des 15. Jahrhunderts, die Spitz
dolche des 16. und 17. Jahrhunderts, ebenso wie die
reichverbeinten Radschloß- und die seltenen Stein
schloßgewehre vom 16. bis zum 18. Jahrhundert
finden. Die Sammlung enthält auch eine Anzahl von
Pistolen, darunter die reichverbeinten Faustrohre des
16. Jahrhunderts, eine Auslese von Sporen-Stangen-
gebissen und Steigbügeln und schließlich eine histo
risch aufgebaute Musterkollektion von Pulver
hörnern, von Hirschfängern und Jagdfanfaren.
tTTlusikerautograpFien.
Am 29. September bringen Karl Ernst Henrici
und Leo L i e p m a n n s s o h n in Berlin den zweiten
Teil der Musikerautographen aus der Sammlung
Wilhelm Hey er in Köln zur Versteigerung. Wir
haben diese größte deutsche Musiker-Autographen-
sarnmlung in der Nummer vom 1. Dezember v. J.
bereits eingehend gewürdigt und können uns heute
beschränken, darauf hinzuweisen, daß auch der jetzt
unter den Hammer kommende Teil überaus reich an
hervorragenden Stücken ist.
Das wertvollste mag die Kantate J. S. Bachs
sein: ,, Wo soll ich fliehen hin?“ Manuskripte von der
Hand Bachs sind äußerst selten und darum sehr
gesucht. Das mit 12.000 Mark bewertete Autograph
zeigt das für Bachs ersteNiederschriften bezeichnende
Bild, dem man die Hast anmerkt, in der der Meister
seine Kantatenschöpfungen niederschreiben mußte.
Hinweise auf die ausführenden Stimmen fehlen mit
einer Ausnahme durchweg, ebenso Phrasierungen und
Vortragsbezeichnungen, die meist erst in die zur
Aufführung ausgeschriebenen Stimmen eingetragen
wurden. Bemerkenswerte Aenderungen sind in "der
Instrumentaleinleitung vor dem Choreinsatz, an ver
schiedenen Stellen der Tenorarie ,.Ergieße dich reich
lich“ und am Schluß der Baßarie „Verstumme, Höllen
herr“ festzustellen. Das Titelblatt ist von Bachs Gattin
Anna Magdalena geschrieben; eine Wiederholung der
Aufschrift von Zelters Hand findet sich auf dem
bläulichen Papierumschlag des Manuskripts. Es ge
hörte ehemals zu dem von Wilhelm Friedemann
Bach geerbten Jahrgang Kirchenkantaten, war in den
achtzehnhundertfünfziger Jahren Eigentum des Pro
fessors A. F. Rudorff in Berlin, ging später in den
Besitz von Josef Joachim über und wurde 1908 für
das Heyer-Museum erworben. Die Autogramme der
Söhne Bachs sind schon bei weitem billiger. Ein Brief
des Enkels Bachs, Wilhelm Friedrich Ernst, ist sogar
mit nur zehn Mark bewertet.
Beethovens Manuskript des Liedes „An
Laura“ (zu Matthissons Gedicht „Freud’ umblühe dich
auf allen Wegen“) wird mit zweitausend Mark aus
gerufen werden. Dieses Lied stammt aus der Frühzeit
des Meisters und ist um 1790 in Bonn entstanden.
Bis zum Jahre 1911 war es vollständig unbekannt
oder jedenfalls gänzlich verschollen. Als unterscho
benes Klavierstück ist es in einer eigenmächtigen
und gekürzten Bearbeitung von Diabelli in einer
mit der Opuszahl 112 erschienenen späteren Ausgabe
der elf Bagatellen Opus 119 als Numero 12 veröffent
licht worden. Die Handschrift des Liedes „Neue Liebe,
neues Leben“ („Herz, mein Herz, was soll das geben“)
Op. 75 Nr. 2 wird mit 7500 Mark ausgeboten werden.
Ein Skizzenblatt zur Musik von Goethes „Eg-
mont“ (4M zehnzeilige Seiten in Querformat) ist mit
2500 Mark geschätzt; drei in. sehr herzlichem Tone
gehaltene, inhaltlich bedeutsame Briefe Beethovens
an den Advokaten Dr. Johann Kanka in Prag, den
Sachwalter der Verlassenschaft des 1812 tödlich ver
unglückten Fürsten Ferdinand Kinsky, mit 3000 Mark.
Aus der Reihe der Briefe des Meisters an den Schrift
steller und Redakteur Karl Bernard (1775—1780)
sind 12 Briefe vorhanden, die mit 9000 Mark bewertet
sind. Einen in großer Hast und Aufregung geschrie
benen Brief Beethovens an Tobias Haslinger mit der
dringenden Bitte Nachforschungen nach seinem
Sorgenkind, seinem Neffen Karl anzustellen, dessen