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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Nr. 19
webe aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts j
mit Darstellung der Verkündigung auf rotgrundigem !
Seidengewebe, Kelchdecken aus dem 16. Jahrh.,
Samtpolster mit Ap'plikationsstickerei aus dem 16,
Jahrhundert etc.
Unter den Skulpturen prangt ein Johannes
der Täufer, von dem in der Literatur noch nicht
sichergestellten Meister der Johannesstatuetten.
Johannes als Jüngling (siehe Fig. 7) auf einem Felsen j
Die Möbel sind vorwiegend französischer,
italienischer und deutscher Provenienz. Dominierend
ist das 16. Jahrhundert. Besonders hervorragend ein
Kabinettsschrank mit dem Reliefbild der Tempe-
rantia, Frankreich, zweite Hälfte des 16. Jahrhun
derts, Erwähnenswert sind auch die prachtvollen
Renaissance-Rahmen.
Den Beschluß machen die Gemälde, in denen
sich ebenfalls Weinbergers Vorliebe für das 15. und
Fig. 5. Reliquiar (Chasse). Limoges, Anf, 13. Jahrh,
sitzend, den Kopf leicht erhoben, in der rechten Hand
die Pilgermuschel, die linke an die Brust gelegt. Das
Gewand aus Lammfellen ist an den Schultern ge
knüpft und mit einem Gurt festgehalten. Rechts
neben Johannes auf dem Felsen ein kleines Lamm.
Diese Abteilung enthält weiters vorzügliche
Arbeiten von Cristoforo S o 1 a r i (Lodovico il Moro,
Herzog von Mailand), Dona lei lo (Madonna
Pazzi), Andrea della R o b b i a (Knaben mit Hunden)
und anderen Künstlern von gleichem Niveau.
16. Jahrhundert kundgibt. Das Wertvollste ist zwei
fellos das aus der Sammlung Stroganoff in Rom
stammende Cassonebild „Der Sieg des Cimon in
Cypern im Jahre 449 v. Chr.“ vom Anghiari-Meister.
Ihm schließen sich an: das Brustbild eines jungen
Mannes von Bernaert (Barend) van 0 r 1 e y, die
„Thronende Madonna mit Kind“ von Francesco
d‘A n t o n i o, „Zwei kämpfende Kinder“ aus der
sienesischen Schule um 1480, „Adam und Eva“ von
Adriaen Isenbrat und viele andere noch, deren
Aufzählung hier zu weit führen würde,
Srosse Sraphikaukiion bei JCollstein $ Puppel.
Eine hochwertige alte Sammlung aus einem westdeutschen
Schlosse versteigert vom 31. Oktober bis 2. November die
Firma Hollstein & Puppel in Berlin in ihren
schönen neuen Geschäftsräumen am Kurfürstendamm 220.
Die Sammlung umfaßt prachtvolle Handzeichnungen und
Kupferstiche alter Meister und wird gewiß nicht die An
ziehungskraft auf das internationale Publikum verfehlen.
Eine der größten Kostbarkeiten unter den Handzeichnungen
dürfte das Bildnis einer alten Frau von Baidung'-Grien
sein, eine Arbeit in schwarzer Kreide von ganz auserlesener
Qualität. Von demselben Meister eine Fortuna in Rotstift,
leicht getuscht. Von Boucher eine Rötelzeichnung von
ganz genialem Strich, eine Schäferszene darstellend, ein ka
pitales Blatt; noch eine Rötelzeichnung, jedenfalls zu dem
Singspiel „Rose et Colas" und noch fünf weitere Zeichnungen
des Meisters, Ein Blättchen, das Hans H o 1 b e i n d. J. nahe
steht, ein Christuskopf, sehr ähnlich dem Kopf des toten
Christus in Basel, in Silberstift; ein Frauenkopf von Albrecht
Dürer, ähnlich dem Kopf in London und aus derselben Zeit
wie die heilige Apollonia (1527) in Berlin, also um 1520. Von
Jordaens birgt die Sammlung acht Zeichnungen, sämtlich
in mehreren Kreiden, besonders hervorzuheben zwei Akte, die
als Studien zu der Susanna im Bade in Lille anzusehen sind;
ein weiterer Akt, wohl eine Eva, ein Flußgott mit einer Urne,
eine allegorische Szene mit einer Frau, die von einer Schlange
gebissen wird, eine Bauernfamilie beim Mahl und Studien
köpfe. Von Rembrandt bringt die Versteigerung eine
flotte Federzeichnung mit männlichem und weiblichen Akt
von hoher Qualität; von Köninck eine flotte Landschafts
zeichnung, 0 s t a d e ist mit vier wundervollen Zeichnungen
vertreten, Interieurs zum Teil mit Staffage. Höchst interessant
ist eine Zeichnung eines Paduaner-Meisters aus der
zweiten Hälfte des 15, Jahrhunderts. Von Tizian finden
wir eine schmissige Porträtzeichnung einer Dame in Feder;
von Veronese eine Familie des Darius vor Alexander dem
Großen, Entwurf zu dem Bilde in London. Jacob Ariaensz