MAK
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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG 
stische des gewählten Motivs am stärksten empfin 
det. Aus Liers Schule stammt auch noch Josef 
W e n g 1 e i n, wovon seine wundervolle »Oberbaye 
rische Landschaft« ein schönes Zeugnis ist. Ludwig 
Dill sieht Venedig anders, als Schönleber, vielleicht 
ein wenig nüchterner, doch auch sein Bild, eines von 
den geschätzten frühen, hat eine eigene Note. 
Aus der Piloty - Schule ragen L e n b a c h und 
Diez hervor. Lenbachs »Döllinger«, der Mann des 
Kulturkampfes, darf mit vollem Recht als eine sei 
ner erstaunlichsten Leistungen auf dem Gebiete der 
Seelenmalerei gerühmt werden. Bis zu einem ge 
wissen Grade gilt dies auch für den »Bismarck«, des 
sen Wesen kein anderer Maler so erschöpfend erfaßt 
und geschildert hat, wie dieser Künstler. In dem 
»Napoleonischen Kürassier« 1812 hat man den gan 
zen Wilhelm Diez. Makarts »Venetianische 
Szene« ist »herrlich wie am ersten Tag«, Gabriel 
von Max' »Suleika« gibt in der anmutigsten Form 
20 Jahren, ein Zeichen für seine Frühreife als Maler. 
Ganz hervorragend auch das Stilleben »Alpenrosen 
und Edelweiß«. Kaulbachs »Guitarrespielerin« 
ist nicht ohne farbige Reize und das Porträt der 
»Guerero« zum mindesten eine ebenso stattliche wie 
elegante Leistung. Ganz nahe an der Trübnerschen 
Art stehen Carl Schuchs „Hauser in Olevano“. 
Leibis Intimus Johann S p e r 1 ist mit einem in der 
internen Wiedergabe der Wirklichkeit für ihn cha 
rakteristischen »Waldabhang* vertreten. Hugo 
Kauffmanns »Kriegserlebnisse« erfreuen durch 
ihre lockere Malerei ebenso sehr, wie durch den 
humorvollen Gegenstand. Sehr schöne Beispiele 
von Spitzwegs feinsinniger Naturschilderung uhd 
seiner delikaten Art zu malen, sind die beiden Land 
schaften »Mädchen im Gebirge« und »Sonntagsmor 
gen im Hochgebirge«. 
Von den Malern der Düsseldorfer Schule heben 
wir Oswald Achenbach hervor, dessen »Porta 
ffglfl 
Fig. 1. Munkacsy, Landschaft mit Wäscherinnen. 
jene Stimmung zwischen Wachsein und Träumen, in 
der er ganz einzig ist. Auch der »Mädchenkopf« 
darf nicht mit jenen Bildern verwechselt werden, 
die der Maler in Massen produzierte, um Mittel für 
seine anthropologischen Studien zu gewinnen. In 
Defreggers »Naturforscher auf der Alm« steckt 
ein Stück vorzüglicher Malerei, wie man sie auf sei 
nen Bildern nicht immer findet. 
Der Diez-Schüler Gotthard K u e h 1 zeigt sich in 
dem »Belauschten Stelldichein« als ein geschickter 
Nachahmer des Spaniers Fortuny, in dem Bilde 
»Beim Antiquitätenhändler« gibt er eine Kombina 
tion von Fortuny und Makart, in der »Augustus- 
brücke im Winter« erst erscheint er als der eigen 
artige Maler, als den man ihn schätzt. Welche Kluft 
zwischen ihm und Wilhelm T r ü b n e r, der auch 
kurze Zeit Diezschüler war, jedoch zugleich den Ein 
fluß Leibis erfuhr. Sein Bild des »Mannes mit rotem 
Bart im Pelz« ist künstlerisch vielleicht das wert 
vollste der ganzen Sammlung, in jeder Hinsicht ein 
vollkommenes Meisterstück an prachtvoller saftiger 
und breiter Malerei wie an Menschendarstellung. 
Es hat den Vergleich mit den besten Bildnissen der 
großen Alten nicht zu scheuen. Trübner selbst war 
stolz auf die Hand des Mannes, von der er behaup 
tete, es sei die vorzüglichste, die er gemalt. Den 
sehr schönen »Mädchenkopf« schuf Trübner mit 
Capuana« und die »Aetnalandschaft« außerordent 
lich bezeichnende und wertvolle Beispiele seiner 
effektvollen Kunst sind. Sein Bruder Andreas ist 
mit einer aus fürstlichem Besitz stammenden »West 
fälischen Mühle« von 1860 und der »Hafeneinfahrt 
von Enkhuyzen“ von 1879 vertreten, zwei ausge 
zeichneten Werken, von denen das eine sein anfäng 
liches Verhältnis zu Everdingen, das zweite seine 
persönliche und so beliebt gewordene Note reprä 
sentieren würde. Von Ludwig Knaus finden wir 
den „Tanz unter der Linde“, der nach vielen Jahren 
von Amerika, wohin er bald nach seiner Entdeckung 
entführt wurde, wieder heimgefunden hat. Wenn 
dieses Bild auch heute nicht das Ueberraschende 
von damals hat, so ist es doch eine an und für sich 
sehr stattliche Leistung und geschichtlich dadurch 
merkwürdig, daß es der Genremalerei jener Zeit eine 
neue und vor allen Dingen feinere Richtung wies. In 
eine frühere Periode der Düsseldorfer Malerei wei 
sen die Madonnen von Ittenbach und Carl 
Müller, die beide als Nachzügler der Nazarener 
gewürdigt werden wollen. Die Bilder sind aus dem 
Besitze der letzten französischen Kaiserin nach 
Deutschland zurückgelangt. 
Näher dem Empfinden der Gegenwart stehen 
die Düsseldorfer Landschafter und Tiermaler. Da ist 
in erster Linie der aus Norwegen zugewanderte Lud-
	        
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