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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Nr. 22-
Fig. 2. Jabresuhr von Daniel Quare.
Auktion Mautner.
Bilder russ. Meister
von Sammler zu kauien gesucht.
Offerte mit genauer Beschreibung und
Preisangabe erbeten unter:
„Russische Meister“
an die Expedition dieses Blattes.
Blumenbuketten.« Der Bildteppich, der auf 20.000
Schilling geschätzt ist, wird mit 15,000 Schilling aus
gerufen werden, es ist aber zu erwarten, daß er einen
weit höheren Betrag erreichen wird.
Ein anderer flämischer Bildteppich aus der
selben Zeit (Nr. 76), wird mit 10.000 Schilling aus
geboten werden. Auch hier eine Baumlandschaft mit
weitem Ausblick, in deren Fond ein höfisches Paar
im Zeitkostüm um 1580 zu sehen ist. Die breite
Bordüre zeigt in den vier Ecken allegorische Frauen
gestalten (Justitia, Perseverantia etc.).
Neben den hier angeführten bringt die Auktion
noch eine Reihe herrlicher Bildteppiche, die gewiß
ihre Anziehungskraft auf Sammler ausüben werden.
Unter den Bildern wäre besonders das Damen
bildnis von Sir Peter L e 1 y hervorzuheben, das
unsere Abbildung (Fig. 1) zeigt. Gemälde dieses nicht
nur in England hoch geschätzten Meisters sind in
den letzten Jahren oft auf den Markt gekommen:
es war aber gewiß keines darunter, das so unberührt
von jeder restaurierenden Hand war, wie dieses.
Das prachtvolle Porträt Karls I. von England, das
der Katalog verzeichnet, kommt nicht zur Ver
steigerung. Die Witwe Mautners hat es zurückge
zogen. Die Expertise soll einer neuerlichen Ueber-
priifung unterzogen werden, da die Geschichte des
Bildes, das als „eine qualitätvolle, in der rechten
Hand nur angelegte Replik eines Originales von Van
Dyck charakterisiert wird, für die Ansicht der Re
stauratorin, Frau Minna H o e g e 1 und des Prof.
Muther spricht, daß es ein echter Van Dyck
ist.
Wir finden in der Sammlung noch Bilder von
Peter B r u e g h e 1 dem Jüngeren (Die Flucht nach
Aegypten), Biliverti (Das Liebesorakel), Robert
Ruß (Gebirgslandschaft), Jakob Emil Schindler
(Bachlandschaft), Franz von Stuck (Schlechte Mu
sik), Louis Tocque (Bildnis einer Dame in pelz
verbrämtem Seidenkleid), Philips W«ouwerman
(Markt), Zuccarelli (Landschaft mit Hirten) u. a.
Von den kunstgewerblichen Gegenständen zei
gen wir in einer Abbildung (Fig. 2) die schon er
wähnte Dielenuhr von Daniel Qua r e, von dem
nachweisbar außer dieser Uhr nur noch drei be
kannt sind. Die eine befindet sich im königlichen
Schlosse in Hampton Court, die zweite im Besitze
eines Mr. J. H. Arkwright, ebenfalls in Hampton
Court, und die dritte in der Wetherfield Collection.
JYcarcell von fernes.
Ueberraschend für alle, die ihn noch bei den
Figdor-Auktionen in Wien und Berlin anscheinend
in bester Gesundheit sahen, ist Marcell Nemes
von Janoshalma gestorben. Er, der prachtvolle
Schlösser in München, am Starnberger See und in
Venedig besaß, kam in seine ungarische Heimat,
nach Budapest, um sich einer schweren Operation
zu unterziehen, deren Folgen er erliegen sollte.
Marcell von Nemes, der 64 Jahre alt geworden
ist, stellte eine seltsame Mischung von Sammler und
Marchand amateur dar. Er sammelte mit einem
Fanatismus, der wenig Beispiele hat, brachte
Sammlungen zusammen, die die Bewunderung der
Welt erregten, um sie plötzlich auf den Markt zu
werfen und dann ebenso unvermutet wieder mit dem
Sammeln^ von vorne anzufangen. Erfreulich, daß in
diesem Wechselspiel schließlich der Sammler oben
auf blieb. Und so hinterläßt Nemes Kunstschätze
von ungeheurem Werte — sein Kunstbesitz in
Bayern allein wird von Kennern auf 3 0 <M i 1 -