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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Nr. 4
Costa-Ri ca 1923 anläßlich des panamerikanischen Kon
gresse ausgegebene 10 - Centesimes - Marke auif, deren Bild
Kolumbus darstellt, der die spanische Königin um Unterstützung
bittet. Dasselbe Bild zeigt eine amerikanische Kolumbusserie.
Die Costa-Rica-Marke läßt nun durch die Unterschrift „Zur
Erinnerung an den ersten panamerikanischen Postkongreß” die
Annahme möglich erscheinen, daß die Darstellung jenen Post
kongreß betrifft. Im Handbuch von Kohl wird die Darstellung
ausgelegt „Kolumbus sucht Hilfe bei den Indianern". Außer
dem trägt die Marke die Jahreszahl 1921 zweimal, trotzdem
der Kongreß erst 1923 stattfand und clann erst die Marke er
schien. Nun hat, um die Komödie der Irrungen zu erweitern,
der Kongreß nicht in Costa-Rica, .sondern in Buenos Aires
stattgefunden.
VERSCHIEDENES.
(Vereinigung der Antiquitäten- und Kunsthändler Wiens.)
Wir erhalten von der Vereinigung der Antiquitäten- und Kunst
händler Wiens folgende Mitteilung: In der am 11. Februar
unter Vorsitz des Kommerzialrates Rudolf Berger stattgefun
denen ordentlichen Vollversammlung erstattete Sekretär Doktor
Paneth einen ausführlichen Tätigkeitsbericht, in dem insbe
sondere die Bestrebungen der Vereinigung zwecks Durchfüh
rung der iF i g d o r - S a m m 1 u n g in Wien, die Aktion betref
fend die Kunstabteilung des Dorotheums, ferner die Be
günstigung der Verbandst«itglieder bei den Auktions-zuschläg-en
und die Intervention zwecks Ermäßigung der Feilbietungsabgabe I
hervorgehoben wurden. Nach einem Hinweis des Vizepräsiden
ten Oberländer auf die Verdienste des Präsidenten
Glückselig sowie nach ergänzenden Aufklärungen des
Vorsitzenden, Kommerzialrat Berger, wurde der Tätigkeits
bericht wie auch der von Kassier iPick erstattete Kassabericht
genehmigt. Bei den anschließend stattgefundenen Wahlen wur
den gewählt: Zum Präsidenten Kommerzialrat Rudolf
Berger, zu Vizepräsidenten Max Oberländer und Ignatz
Pick, zum Kassier Albert Kende, zu Ausschußmitgliedern
Egon Ephron, Dr. Otto Fröhlich, Max Glückselig,
Edwin Grossmann, Dr. Franz K i e s 1 i n g e r, Willy K u r t z,
Anton P e n :i z e k, Arnold P o IT a k, Conrad Thomas, zu
Revisoren Julius Kohn und Walter W int e r ni tz,
(Schwungharter Handel mit gestohlenen Altertümern.) Aus
Innsbruck wird uns geschrieben: Vor dem Innsbrucker
Schöffengericht hatten sich :in zweitägiger Verhandlung der
38jährige Bäcker Franz Fr eis eisen, der 48jährige Partie
führer Franz Kreisern, der 19jährige Tischlerlehrling Karl
Maderbeck, der 28jährige Mechaniker Alois F reis eisen,
der 26jährige Karl Eisendle und die 25jährige Händlersgattin
Julianne Fr eis eisen wegen Gewohnheitsdiebstahls zu ver
antworten. Die Beschuldigten beschäftigten sich laut Anklage
seit langer Zeit mit dem Verkaufe gestohlener alter Kunstgegen
stände. Sie durchstreiften ganz Nordtirol, spürten die entlegen
sten Winkel auf, wo sie nicht ohne Sachkenntnis in Kirchen,
in Kapellen am Wege und hie und da auch in alten Bauern
höfen nach Zeugnissen alter kirchlicher Kunst Umschau hielten.
War so eine wertvolle Schnitzerei oder Heiligenfigur entdeckt,
dann wurde sie zumeist schon in der folgenden Nacht gestohlen
und verschleppt. Zur Entdeckung, dieser vielen Diebstähle führte
die Entwendung einer besonders schönen, altgotischen Marien
statue aus einer Feldkapelle in B i r g i c z, die in der Nacht
zum 16. September vorigen Jahres entwendet wurde. Der Dieb
stahl war am folgenden Tage entdeckt worden. Die sofort ein
geleiteten Erhebungen führten zunächst zur Verhaftung des
Franz und der Jiulianne Freiseisen, die sofort ein Geständnis
ablegten. Bei Freiseisen fand man Korrespondenzen mit Alter
tumshändlern in München, deren Angaben die Feststellung der
anderen Mitschuldigen ermöglichten. Die weiteren Erhebungen
führten zur Aufdeckung einer großen Anzahl ähnlicher Dieb
stähle. So wurde die Entwendung einer Figur des heiligen
Florians in Aldrans festgestellt, ferner einer Brunnensäule in
Gries, von Samtvorhängen aus der Pfarrkirche St. Peter, Hei
ligenfiguren aus der Kapelle des Enzenbergischen Besitzes in
Puch und von Altarleuchtern der Wallfahrtskirche in Heilig
wasser. Außer diesen Diebstählen konnten noch über zwanzig
andere festgestellt werden, bei denen den Dieben wiederholt
besonders schöne und .seltene Arbeiten in die Hände fielen.
Abnehmer des Diebsgutes waren zumeist Münchener Händler,
bei denen ein Teil der gestohlenen Stücke sichergestellt werden
konnte.
In der Verhandlung waren die Angeklagten geständig,
wobei sie sieh allerdings gegenseitig der Anstiftung beschul
digten. Alois Freiseisen sagte, daß ihm die Händler nichts ab
gekauft hätten, weil er schon wegen Diebstahls vorbestraft sei,
Franz Freiseisen dagegen erzählte, daß ihm ein Münchener
Händler erklärt habe: „Bringen Sie, was Sie wollen, ich frage
nicht, woher die Sache stammt.” Auch bezüglich anderer Käufer
kamen merkwürdige Dinge zutage, so daß sich Staatsanwalt
Dr. Hohenleitner deren Verfolgung wegen verdächtigen
Ankaufes vorbehielt. Nach durchgeführtem Beweisverfahren
verwies der Vorsitzende darauf, daß die Diebstähle der Ange
klagten nicht bloß einen schweren Verlust für die betreffenden
Eigentümer, sondern für das ganze Land Tirol bedeuten, das auf
diese Art seiner iKumstschätze schamlos beraubt werde. Franz
uid Julianne Freiseisen sowie Franz Kreisern erhielten je fünf
Jahre schweren Kerkers, Alois Freiseisen drei Monate, Karl
Eisendle einen Monat schweren Kerkers und Kar! Maderbeck
zwei Monate strengen Arrests bedingt.
(Sammlerhumor.) Der Patriot: Für diese Statuette
bat mir ein Amerikaner 50 Mille geboten. Sammler: Schon
möglich, aber ich kann Ihnen nur 50 Mark geben. Der Pa
triot: Nehmen Sie! Unsere Meisterwerke sollen nicht ins
Ausland gehen.
MUSEEN.
(Vorn Goethe-Museum in Frankfurt a. M.) Aus Anlaß
des hundertsten Todestages Goethes, im März 1932, wird
eine Erweiterung des Goethe- Museums in Frank
furt a. M. vorbereitet. Um die erforderlichen Mittel zur Ver
fügung zu erhalten und dem Freien Deutschen Hochstift in
Frankfurt die Verwirklichung des längst fälligen Planes zu er
möglichen, wollen das Reich, Preußen und die Stadt Frankfurt
durch eine Lotterie, durch Zuschüsse und durch öffentliche
Sammlungen Zusammenwirken.
(Albert-Steinrück-Ausstellung in München.) Im Theater-
musemm in München ist von der Klara-Ziegler-Stiftung eine
Ausstellung für Alibert Steinrück zusammengesteLlt worden.
Neben Bildnissen, Masken und Handschriften aus seiner Büh
nentätigkeit werden auch Oelgemälde, Pastelle und Zeichnun
gen Steinrüdks gezeigt. Albert Steinrück, der eine starke Mal-
begaibung hatte, beabsichtigte ursprünglich Maler zu werden
und hat diesen Zweig seines Könnens auch später neben seiner
schauspielerischen Tätigkeit weiter ausgebildet. Gelegentlich
der großen Gedächtnisfeier für Steinrück im Berliner Staats
theater war auch eine Kollektion von Bildern des allzufrüh
verstorbenen. Schauspielers ausgestellt,
(Diebstahl im Berliner Volkskundemuseum.) Aus dem
Berliner Volkskundemuseum wurde von unberkann
ten Dieben die Figur der javanischen Göttin Parvati ent
wendet. Die Figur wiegt annähernd zwanzig Pfund, Es handelt
sich um ein ziemlich seltenes Stück.
VOM KUNSTMARKT.
(103, Kunstauktion bei Albert Kende.) Die am 10. und
11. Februar bei Albert Kende in Wien abgehaltene Auktion
nahm bei reger Beteiligung von Sammlern und Kunsthändlern
einen flotten Verlauf. Betsonders gut gingen die Perserteppiche,
Namhafte Preise (in Schilling) erzielten:
Kollektion Claire Pollak (Baden).
130 Maria-Theresia-Trumeau, Mitte des 18, J 180
31 Zwei Barockstühle, Mitte 18. J 260
32 Tabernakelschrank, Mitte 18. J 1400
35 Garderobeschrank, Mitte 18. J 520
36 Inlarsierter 4ufsatz (einer Kommode), Mitte 18. J. . . 260
39 Meßkleid, 48. J 290
43 Sekretär aus Pyramidenmahagoni, um 1800 300
52 Mansfeld, Stilleben 140
62 Perserteppich, Kassak, 295X132 130
64 Fünf verschiedene Barockstühle, Mitte 18. J 260
67 Garderobeschrank, 18. J 950
68 Kommode, 18. J 220
88 Alt-Wiener Pr-unkteller, Porzellan, Wien 1805 .... 100
103 Meßkleid mit Kelchdecke und Manipel, Biedermeier . 170
107 Zwei Teile Karamanien 160
108 Kassak, 250X145 400
110 Kassak, 246X133 200
131 Empire-Bronze-Wan-da pp 1 ike, um 1800 270
142 Bronzeampel, um 1800 400
162 Tabernakelschrank, 18. J 1000
163 Palisander-Konsoltisch, um 1800 200
464 Zweitüriger Bücherschrank aus Mahagoni, um 1820 . . 223
225 Urnenförmige Vase aus Amethyst, um 1800 170
Nachlaß der Künstleriamili e Lieder.
311 Zwei Oelgemälde mit 41 Kopfporträts von Mitgliedern
der Familie Lieder, die mit 2000 S ausgerufen
wurden, fanden kein Angebot. Es interessierte sich
nicht einmal die -Stadt Wien dafür,
312 Fr. J. G. Lieder sen., Bildnis eines Chevalier
d Ellevaux de Limon, Aquarell 720