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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
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den er zur Anschaffung eines Motorrades verwendet hatte,
noch den ganzen Kaufschilling, der dem Autiquariat zurücker
stattet wurde. Die Handschrift ist nun wieder auf ihrem alten
Platze in der Bibliothek. Hoffentlich wird man jetzt aul sie
besser acht geben.
NUMISMATIK.
(Eine Albert Einstein-Plakette.) Das Münzkabinett des
Kaiser-Friedrich-Museums in Berlin erwarb eine Albert
Einstein-Plakette, die der Bildhauer Artur Loe-
wental in jüngster Zeit vollendet hat. Der große Forscher
saß dem Künstler mehrere Male und signierte dann das Mo
dell der Plakette, die in Bronze ausgeführt ist und das Format
21 zu 18 Zentimeter hat. Das Werk ist eine hervorragende
künstlerische Leistung und bedeutet wohl das lebendigste und
ähnlichste plastische Bildnis, das bisher von Einstein geschaf
fen worden ist. Loewental erhielt übrigens von der Staatlichen
Münze in Berlin den Auftrag für eine Einstein-Medaille, die
von der Münze geprägt werden soll.
(Medaillen aus Weimar und der Goethe-Zeit.) Am 28.
April versteigert Rob. Ball Nachf. in Berlin eine bedeu
tende Sammlung von Münzen und Medaillen. Die Kollektion
kommt unter dem Titel „Weimar und die Goethe-Zeit" auf
den Markt. Für den Katalog dieses Besitzes schrieb Reichs
kunstwart Dr. Redslob das Vorwort.
PHILATELIE.
(Burgenländische Spezialitäten.) In Budapest wurde
eine Briefmarkenausstellung eröffnet, auf der die Sammlung
des Wiener Opernsängers D a v y, bestehend aus burgen
ländischen Spezialitäten, besondere Aufmerksam
keit erweckt.
(Schweizerische Soldatenbriefmarken,) Aus Bern wird
gemeldet: Das aargauische Landwehrinfanterie-Regiment 49
besteht seit dem Aktivdienst seinen ersten Wiederholungskurs.
Damals trug dies Regiment noch die Nummer 45. Es veraus
gabte Soldatenmarken in einer Auflage von über 8000 Stück,
von denen nun noch 3600 Stück vorhanden sind und mit einem
Aufdruckstempel zugunsten der Regimentsunterstützungskasse
verkauft werden sollen. Frankaturgültigkeit haben sie keine,
dagegen werden sie mit dem Feldpost-Stempel gezeich
net werden.
(Die erste internationale Luftpostausstellung), die vom
6,—16. November in Paris stattfindet, wirbt bereits mit
einem Prospekt, aus dem hervörgeht, daß der französische
Aeroklub die Ausstellung organisiert. Die Klasseneinteilung
ist einfach, sie umfaßt 6 Klassen für Generalversammlungen,
Spezialsammlungen, Stempelsammlungen, Ballonpostsammlun
gen, Jugendsammlungen und Luftpostliteratur. Auskunft erteilt
der Aeroclub de France, Paris, 8e (35 Rue Francois Ier).
(Fälschung jugoslawischer Postmarken.) In Agram wur
den die Briefmarkenhändler Konrad und Johann Gyuris ver
haftet, weil sie jugoslawische Marken in größtem Stile gefälscht
und gekauft haben. Sie verfälschten die außer Verkehr ge
setzten jugoslawischen Jubiläumspostmarken, weiter Hoch
wassermarken und Briefmarken im Werte von 10, 15, 20 und
30 Dinar. In ihrer Wohnung wurden eine komplette Fälscher
apparatur sowie eine Anzahl von Klischees gefunden. Die
meisten Falsifikate haben die Brüder nach Wien gebracht
und durch die Gattin des Johann Gyuris an Händler und
Sammler verkaufen lassen. Die Frau hat vor sechs Jahren
geheiratet, trennte sich jedoch vor drei Jahren von ihrem
Gatten und zog zu ihrer Mutter nach Wien. Ihr Mann und
ihr Schwager kamen öfters hierher, stiegen in einem Hotel
im zweiten Bezirk ab und übergaben der Frau, die keine
Ahnung hatte, daß sie Fälschern Beihilfe leistete, die Falsi
fikate zum Weiterverkauf. Bei einer Wiener Firma ließen sie
sich für die Marken Klischees und Holzschnitte machen und
erklärten, diese für Abbildungen in Musterkatalogen und zu
Reklamezwecken zu benötigen. Da die Brüder tatsächlich als
Briefmarkengroßhändler bekannt sind, führte die Firma den
Auftrag ohne Bedenken durch, versah jedoch die Klischees
mit einem Zierrand, den die Fälscher später entfernten.
VERSCHIEDENES.
(Tod bekannter Sammler.) In Wien starb der pen
sionierte Generalsekretär Dr. Emil K a d i s c h. Der Ver
blichene war als Bildersammler bekannt. Seine Wohnung in
der Marxergasse glich einer Galerie, in der viel wertvolle,
aber auch manche überschätzte Bilder hingen. Einzelne der
selben hat Dr. Kadisch, der unverheiratet blieb, Verwandten
und Freunden vermacht, der Rest dürfte demnächst in Wien
versteigert werden.
(Der Sammler Rehse.) Wir lesen in den »Münch. Neuest.
Nachr.«: Am 23. März feierte Friedrich Josef Maria Rehse,
geb. in Münster in Westfalen, und seit 1890 in München, der
sich als Gründer und unermüdlicher Bereicherer einer eigen
artigen Sammlung einen Namen gemacht hat, den 60. Geburts
tag. Zur rechten Zeit kam er auf den Gedanken, wichtige
Kriegsdokumenle zu sichern und möglichst lückenlos zu er-
werfsen; diese Tätigkeit setzte er in der Revolutions- und
Rätezeit fort. Was er da zusammenbrachte in München, in
ganz Deutschland und im Auslande an Zeitungsausschnitten,
Telegrammen, Maueranschlägen, Plakaten, Flugschriften und
sonstigem Material, darunter auch Briefmarken und anderen
zeitgeschichtlich wichtigen Dingen, wuchs allmählich zu Stößen
und Bergen, füllte Zimmer, so daß er in seinem Heim kaum
noch Platz fand. Aus seiner Sammlung gewinnen wir u. a.
einen lückenlosen Ueberblick über die Hetzpropaganda, die
von den Feindhundstaaten gegen Deutschland getrieben wurde,
es sind Akten der Anklage wie der Verteidigung. Der Sam
meltätigkeit opferte er den früheren Beruf, denn sie nahm den
ganzen Mann, in Anspruch. Daß zeitweise diese Sammeltätig
keit nicht ganz ungefährlich war, sei nur nebenbei erwähnt,
denn den einen oder anderen Anschlag konnte man sich in
der Revolutionszeit nur dadurch verschaffen, daß man ihn
irgendwo abnahm. Heute besitzen wir in den Bänden und
Akten, die Rehse zusammengetragen hat, das wertvollste und
lückenloseste Material aus dem Jahrzehnt der Kriegs- und
Nachkriegszeit, von der wir viel, nur allzu viel wieder ver
gessen haben, vor allem auch die Tage der Not, in denen Auf
rufe zur Sammlung von Lindenblüten, Brennesseln, Obstker
nen ergingen, der Hunger Tausende hart bedrängte. Man muß
dem Sammler Dank wissen, daß er so viel Zeit, Mühe und
Geld auf diese, dei Stadt München und dem bayerischen Staat
hoffentlich für immer erhalten bleibende Sammlung aufgewen
det hat. Zur Zeit ist ein lehrreicher Ausschnitt der Sammlung
im Gartengebäude Schellingstraße 46 zu sehen.
(Die Rüstung Bernhards von Sachsen-Weimar.) Ameri
kanische Zeitungen berichten, daß die historische Rüstung
Bernhards von Sachsen-Weimar, eines der erfolg
reichsten Feldherren des Dreißigjährigen Krieges, aus dem Be
sitz der Herzogin F e o d o r a von Weimar in nordamerika
nischen Besitz übergegangen sei.
(Eine historische Fahne wiedergefunden,) Im Rathaus
von F echenheim wurde bei Aufräumungsarbeiten auf dem
Dachboden die alte .schwarz-rot-goldene Fahne .der Fechen-
heimer Bürgerwehr aus dem Jahre 1848 aufgefunden. Die in
wertvoller Handarbeit ausgeführte Fahne trägt -die Inschriften
„Fechenheimer Bürgerwehr" und „Für Freiheit und Gesetz".
Es wird angenommen, daß während der Reaktionszeit nach
1848 die Fahne beschlagnahmt und auif dem Rathaus in Ver
wahrung genommen wurde. Für einige Tage wird das wert
volle, gut erhaltene Erinnerungsstück in Fechenheim ausge
stellt und dann im Frankfurter Historischen Museum aufge-
hängt werden,
(Die Rhages-Urne vernichtet.) In der Londoner Wohnung
von Edsel Ford, einem Sohne des Automobilkönigs Ford,
zerbrach ein Diener infolge einer ungeschickt ;n Bewegung die
berühmte Rhages-Urne, ein aus dem 14. Jahrhundert
stammendes berühmtes Kunstwerk, das von Ford seinerzeit
um 50.0C0 Dollar angekauft worden ist. Die Urne wurde nach
der alten persischen Stadt R h a g e s benannt, wo sie seiner
zeit aufgefunden wurde. Auf beiden Seiten der Urne waren
die Reliefs eines Königs und einer Königin zu sehen. Die Urne
zerschellte in lausend Stücke, so daß jede Möglichkeit einer
Rekonstruktion ausgeschlossen ist.
MUSEEN.
(Dr. Adolf Feulner.) Der Hauptkonservator am Münchner
Residenzmuseum. Dr Adolf Feulner, wurde als Direktor
des Kunstgewerbemuseums und des Historischen Museums
nach Frankfurt a. M. berufen.
(Ein Cranach-Zimmer auf der Wartburg.) Die Wartburg
stiftung in Eisenach hat aus dem Nachlaß des kürzlich ver
storbenen Oberburghauptmanns v. C r a n a c h, des letzten
männlichen Nachkommen Lucas Cranachs, eine Reihe von
wertvollen Objekten, so auch einige Cranach-Bilder,
erworben. Zwei Zimmer der bisherigen Wohnung des Burg
hauptmanns will man als Cranach-Zimmer einrichten.
(Eine Bohne als Museumsstück.) Die Altstadt von San
Antonio in dem nordamerikanischen Staate Texas, Alamo,
besitzt ein Museum, it. dem eine einzigartige Sehenswürdigkeit
bewahrt wird: es ist eine einsame weiße Bohne, die auf rotem
Samt in einem prächtigen, mit Maroquinleder überzogenen
Kasten ruht, VI ie kommt die Bohne, die von allen Besuchern
des Museums mit besonderer Andacht besichtigt wird, zu die-