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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG 
Nr. 13 
lichkeit genommen, die Anfertigung von Druck 
stöcken damit zu entschuldigen, sie würden für 
Briefmarkenzeitschriften verwendet. Das amerikani 
sche Gesetz konnte übrigens auch dahingehend aus- 
gelegt werden, daß fremde Postwertzeichen gleich 
falls nicht abgebildet werden dürfen:. 
Der Zustand wurde allmählich unhaltbar. Das 
Fehlen von Vordruckalben ebenso wie von bebil 
derten Katalogen erschwerte das Sammeln unge 
mein und insbesondere die Weiterverbreitung der 
Philatelie. Man mußte sich mit weitschweifigen Be 
schreibungen behelfen, Mehr noch: .man begann zu 
befürchten, Canadla würde die Sachlage ausnützen 
und Alben, Kataloge und Zeitschriften mit Abbil 
dungen herstellen, um sie nach den Vereinigten 
Staaten zu schmuggeln. 
Durch die Verdienste eines bekannten Samm 
lers, Ernest R. Ackermann, in Zusammenarbeit 
mit Mora n, dem Leiter des Geheimdienstes des 
Schatzamtes, wurde schließlich im Jahre 1922 ein 
Gesetz durchgebracht, wonach das Verbot der Mar 
kenabbildung nahezu aufgehoben wurde. Nahezu — 
denn man konnte sich aus Gründen der Fälschungs 
möglichkeit nicht versagen, künftig alle Abbildun 
gen durch eine weiße Linie, die sie sofort als solche 
kennzeichnet, zu verschönern. — Und — Vorsicht 
ist die Mutter der Weisheit — die Postwertzeichen 
der Vereinigten Staaten dürfen nach wie vor nicht 
abgebildet werden. 
Nun muß man sich in amerikanischen Katalogen 
auf andere Weise helfen: man bildet lediglich die 
untere oder die obere Leiste der Marken ab, dafür 
in doppelter natürlicher Größe, wodurch die Marken 
wenigstens leichter zu bestimmen sind. In den Ver 
steigerungskatalogen kann man noch tollere Sachen 
sehen: da wird das Markenmittelbild, auch bei ge 
stempelten Wertzeichen, durch eine weiße Fläche 
überdeckt, selbst dann, wenn es sich um Abbildun 
gen in, abweichender Größe und in stark entstellen 
der Ra,stertypie handelt. 
1928 versuchte die Zeitschrift „Philatelie Gos- 
sip“ (Holton, Kansas) eine Aenderung des Gesetzes 
zu veranlassen, wobei auf die starke Werbewirkung 
der New-Yorker Ausstellung und auf die umfang 
reichen Markenverkäufe des New-Yorker Sammler 
schalters angespielt wurde. Aber alles ist beim alten 
geblieben. Noch heute ist es verboten, europäische 
Zeitschriften und Kataloge in die Vereinigten Staa 
ten einzuführen,. Da aber' der fremde Katalog, insbe 
sondere der englische Gibbons, wertvolle Winke für 
amerikanische Sammler bringt, und da er anderer 
seits nur in geschmuggelten Exemplaren teuer be 
schafft werden kann, hat eine amerikanische Zeit 
schrift mit Gibbons ein Abkommen getroffen, wo 
nach sie einfach den englischen Katalog fortsetzungs- 
weise ohne Abbildungen nach drucken darf, 
U, W. hat sich bisher lediglich ein deutscher 
Albenverleger an das amerikanische Gesetz ange 
paßt, um seine Erzeugnisse auch für dort einzuführen: 
jede Marke im Album ist durch einen weißen Strich 
„unschädlich" gemacht, ein für uns völlig ungewohn 
tes Bild. Auch die im August kommende „Mophila", 
Hamburg 1931, hat Vorkehrungen getroffen, weil sie 
eng mit amerikanischen Sammlern und Vereinen zu 
sammenarbeitet:: in die paar Markenbilder der 
Werbeschriften sind mit Mühe und Not weiße Stri 
che eingeritzt worden. 
Man hat eben schon zu schlechte Erfahrungen 
gemacht. Ein Brüsseler Sammler verkaufte seine 
Marken im Vordruckalbum nach Amerika. Das Al 
bum wurde durch den Geheimdienst des Schatzamtes 
beschlagnahmt, und der glückliche Empfänger mußte 
vor den Augen der Behörden die Marken, die noch 
dazu mit flüssigem Gummi auf der ganzen Fläche 
aufgeklebt waren, ablösen, damit die Albenseiten 
sofort vernichtet werden konnten. 
Glückliches Amerika! 
Chronik. 
BIBLIOPHILIE. 
(Bücherauktionen im Dorotheum,) Die Bücherabteilung des 
Dorotheums in Wien hält im Juli und August keine 
Versteigerungen ab, Hingegen werden in den Versteigerungen 
des Enlinger-, Dechau-, Kolowrat- und Ludwigstorff-Saales 
in den genannten Monaten auch Bücher und Musikalien aus 
geboten werden. 
(Eine Bibliographie über den Parlamentarismus.) Ueber 
Aultrag der Präsidien der Nationalversammlung hat die Direk 
tion deT Parlamentsjbibliotihek in Prag, an deren Spitze Sek- 
tionschef Dr. Tobolka steht, eine systematische Bibliogra 
phie über den Parlamentarismus und die verwandten Zweige 
zusammengestellt, Sämtliche in diese Bibliographie aufgenom 
menen Werke sind in der Parlamen'tsfoibliothek enthalten, 
(Aus dem Nachlaß Eduard Mayers.) Eduard Meyer, 
der ;im vorigen Herbste verstorbene Meister der alten Ge 
schichtsschreibung, hat, wie jetzt (bekannt wird, die 1924 be 
gonnene Neubearbeitung seiner monumentalen „Geschichte des 
Altertums" durch einen neuen Band noch um ein weiteres 
Stück fördern können. Dieser Band, die zweite Abteilung des 
zweiten Bandes der ganzen Reihe, wind demnächst bei Cotta 
erscheinen, aus Meyers Nachlaß von dem Berliner Privat 
dozenten Dr. Hans Erich Stier herausgegeben. Eduard Meyer 
zeichnet darin imit seiner universalhistorischen Methode das 
Bild der altorientalischen Welt und ihrer Geschichte vom Aus 
gange des zweiten vorchristlichen Jahrtausends bis zur Auf 
richtung des assyrischen Weltreiches durch T.iglatpileser III. 
Ausgehend von dem als Großmacht ndedersteigenden Aegyp 
ten, wendet sich Meyers Darstellung den handelsfreudigen 
Phöniziern und namentlich den Israeliten zu, deren kulturelle 
und politische Entwicklung durchleuchtet wird. Er schließt 
sein Werk mit der Geschichte des vielen Schwankungen 
unterworfenen assyrischen Reiches, 
BILDER. 
(Ein Jugendwerk Dürers in Chur?) Die alte Churer Dom 
kirche ist in den letzten Jahren einer gründlichen Wiederher 
stellung unterzogen worden, weil u. a. auch der Ende des 
15. Jahrhunderts vom Bischof Heinrich VI, von Höwen 
gestiftete Katharinen-Altar unter Befestigung barocker Zu 
taten wieder an seine ursprüngliche Stelle kam. Bei dieser 
Gelegenheit sind die Bilder des Altares noch einmal von 
sachverständiger Seite eingehend geprüft worden, Das Mittel 
stück, eine Kreuzigung, stach dabei gleich durch die Art der 
Darstellung besonders ln die Augen. Jetzt legt nun Erwin 
P o s c ih e 1 mit guten Gründen in der „Neuen Züricher Zei 
tung“ dar, daß es sich hier um ein Jugend werk Dürers 
handle. Er stützt sich däbei namentlich auf die überraschende 
Aehnlichkeit sowohl der Komposition als auch einzelner 
Figuren mit dem berühmten Holzschnitt der später (1498) ge 
schaffenen Großen Passion. Auch die Zeitbestimmung macht 
keine größeren Schwierigkeiten, denn 'die Tafel zeigt außer 
dem Wappen des obenerwähnten Stifters dasjenige Kaiser 
Maximilians, und zwar in einer Form, die deutlich eine An 
spielung auf seine Vermählung imit Maria Sforza enthält. Man 
kann also als EntstehungS'zeiit wohl mit Sicherheit den Winter 
1493—94 annehmen, was mit der ersten Wanderschaft 
Dürers wohl zu vereinbaren wäre. | l 
(Die Meisterwerke deutscher Romantik,) die im Mün 
chener Glaspalast verbrannt sind, werden in einem Tafelwerk 
vereinigt werden, das Dr. Georg Jacob Wolf bei Bruckmann 
herauisgefben wird. In einwandfreien, Nachbildungen sollen darin 
die Werke der Runge, Friedrich, Carus, Schadow^ Blechen, 
Schinkel, J. A. Koch, Olivier, Cornelius, Schwind, Richter u. a. 
gezeigt werden. Ein Teil des Ertrages fließt der Ausstellun.gs- 
leitung zur Unterstützung der beim Brande Geschädigten zu, 
(Ein Porträt von Goethes Vater.) In Wiener Privatlbesitz 
hat sich ein Porträt von Goethes Vater von Tisch-
	        
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