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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Nr. 6
das Cattaro darstellt, und von den Malern Lasko und Z ü -
1 o w je vier Aquarelle anzukaufen. Auch soll dem Maler D o-
browsky ein Auftrag auf eine größere Arbeit nach eigener
Wahl erteilt, von Professor Powolny eine Keramik „Mäd
chen mit Taube", vom Maler B ö c k 1 das Bild „Stilleben mit
Ananas", von Hans Frank sechs Graphiken und von Erwin
Lang drei Holzschnitte angekauft werden. Schließlich wurde
beschlossen, den Ankauf von sechs Holzschnitten von Switbert
L o b i s s e r und den Ankauf der Zeichnung „Mutter und
Kind" von Artur Brusenbauch vorzuschlagen.
Der Gemeinderatsausschuß für allgemeine Verwaltur.gs-
angelegenheiten hat den Vorschlägen des Kunstbeirates zu
gestimmt und den Ankauf der vorgeschlagenen Kunstwerke
und die Vergebung der Aufträge beschlossen. Die Erteilung der
Aufträge an Kokoschka und Dobrowsky erfolgt unter der Be
dingung, daß jeder der beiden Künstler das Motiv seines Bil
des der Direktion der städtischen Sammlungen vor Ausführung
der Arbeit bekannt gibt und daß der Ankauf der Gemälde
erst als vollzogen gilt, wenn der Kunstbeirat m einem Schluß
gutachten die Werke geprüft und die Uebernahme durch die
Gemeinde Wien einstimmig gutgeheißen hat. Die ange
kauften Kunstwerke werden der Direktion der städtischen
Sammlungen übergeben werden.
HANDSCHRIFTEN.
(Ein Urkundenbuch der Stadt Innsbruck.) In der letzten
Sitzung des Innsbrucker Gemeinderates wurde die Frage des
Stadtjubiläums besprochen. Dabei kam auch eine inter
essante Anregung der historischen Kommission des Ferdinan
deums zuc Erörterung, die Herausgabe eines U.rikunden-
biuches der (Stadt Innsbruck als bleibendes histori
sches Denkmal des StadtjubiLäums. Das Urkundenibuch soll in
drei Teilen erscheinen und die für die Entstehung der
Stadt wichtigsten Urkunden und Regesten enthalten,
womit der wissenschaftlichen Forschung eine unschätzbare
Quelle erschlossen, fbezw. leichter zugänglich gemacht würde.
Der Gemeinderat begrüßte die (Anregung, so daß zu erwarten
ist, daß bis zum Jahre 1939 das Urkundenbuch der Stadt
Innsbruck zum Stadtjubiläum fertig vorliegen wird.
PHILATELIE.
(Hohe Preise für Ozeanflugpostmarken.) Aus London
wird uns berichtet: Hier wurden sechs Umschläge von Briefen
versteigert, die mit Ozeanfliegern als Luitpost über den Atlan
tischen Ozean geschickt worden waren. Eine schwarze, offi
zielle Luftpostmarke von Neufundland, auf sechzig Cents lau
tend und auf einem Kuvert klebend, das De Pinedo im
Jahre 1927 mitgebracht hatte, wurde für 225 Pfund Sterling
zugeschlagen. Ein Briefumschlag vom ersten Ozeanflug, ausge
führt von A 1 c o c k im Jahre 1919, erzielte siebzig Pfund. Ins
gesamt brachten es die sechs Stück auf fünfhundert Pfund
Sterling.
(Briefmarkenauktion in Wien.) Nach mehrjähriger Pause
veranstaltet das bekannte Wiener Briefmarkenhaus Rudolf
F r i e d 1 wieder eine Briefmarkenauktion. Sie findet vom 14.
bis 18, April (vor- und nachmittags) statt und bringt 2279 Lots.
Es sind, wenn man die ehemaligen deutschen Kolonien nicht
zu Afrika rechnet, durchwegs europäische Marken, darunter
eine Fülle von Seltenheiten, viele aus der berühmten Ferrari-
Sammlung, die in Paris in mehreren aufsehenerregenden Auk
tionen aufgelöst wurde.
VERSCHIEDENES.
(Tod bekannter Sammler.) Aus Kopenhagen wird
ans berichtet: Dieser Tage ist hier Generalkonsul Karl Clau
dius, der als hervorragender Kenner und Sammler alter
Musikinstrumente bekannt war, gestorben. Auf vielen und lan
gen Reisen in Italien und Deutschland fand er die seltsamsten
und schönsten Exemplare, Spinette, Lauten, Harfen, Hörner.
Er legte den Grund für die historischen Musikinstrumenten-
sammlungen in Stockholm und Kopenhagen. Seine eigene
Sammlung wird nun wahrscheinlich diesen beiden Museen zu
fallen. Kurz vor seinem Tode stellte Claudius einen großen
illustrierten Katalog seiner Kollektion zusammen und ließ ihn
drucken.
(Eine Christusreliquie als Piand?) Eine juwelemgeschmück-
te Reliquie, die angeblich aus der Habsburger Schatzkammer
stammen und Teile der Dornenkrone Christi enthalten soll, hat
zu einem lebhaften Meinungsaustausch Anlaß gegeben, als sie
in den Safes der New-Yorker Pfand'eihanstalt von einem
Händler hinterlegt wurde. Die Reliquie wurde übrigens nicht
auf Grund der Echtheit, sondern ausschließlich mit Rücksicht
auf den sehr hochgeschätzten Materialwert des Pfandes be-
liehen, Nach Mitteilungen der Beamter, der Leihbank ist die
Reliquie von einer kleinen Darstellung des auf einem Regen
bogen thronenden Erlösers gekrönt. Darunter gewährt ein
kleines Fenster die Aussicht auf die Stücke der Dornenkrone,
flankiert von zwei kleinen knieenden Figuren der Madonna und
Johannes des Täufers. Andere Figuren von Aposteln, Engeln
und des Herrn mit Zepter und Erdkugel sind auf dem Rahmen
des Kleinods dargestellt, der den Mittelteil im Kreise umgibt
und mit Smaragden und Perlen ausgelegt ist. Ein Smaragd von
zehn Karat ist in die Basis eingelassen. Das Haupt der Gott
vater verkörpernden Relieffigur ist mit einem Heiligenschein
aus Kristall geschmückt. In den Kreisen sachverständiger Ka
tholiken, die von den Presseberichterstattern über die Echt
heit der Reliquie befragt wurden, äußerte man Zweifel und
wies darauf hin, daß Reliquien, deren Echtheit der Vatikan
verbürgt, von einem Zeugnis mit dem päpstlichen Siegel be
gleitet sind, doch gibt man zu, daß in manchen Fällen ein
solches Dokument einmal in Verlust geraten sein mag.
(Dichter als bildende Künstler.) Der Heidelberger
Kunst verein bereitet eine interessante Ausstellung vor.
Er will Gemälde, Zeichnungen und Plastiken zusammenstellen,
die von Dichtern geschaffen wurden. In Aussicht genom
men sind Werke von Goethe, Gottfried Keller, Fitger, Mörike,
Raabe, Scheffel, Hesse, Hauptmann, Barlach, Unruh u. a.
(Kathe-Kollwitz-Aussteliung in Stockholm.) Eine Käthe-
Kollwitz-Ausstellung findet gegenwärtig in Stockholm im
Nationalmuseum statt. Sie ist von der Berliner Schriftstellerin
Louise D i e h 1 geordnet und zeigt eine große Anzahl charak
teristischer Radierungen, Lithographien, Holzschnitte und
Zeichnungen aus allen Entwicklungsstadien der Künstlerin.
(Schweizer Kunstgilde.) Die Architekten, Bildhauer und
Maler der Schweiz haben sich zu einer Vereinigung zu-
sammengsschloissen, die den Namen „Schweizer Kunst
gilde'' angenommen hat.
MUSEEN.
(Neuordnung der Städtischen Galerie in Nürnberg.) Aus
Nürnberg wird uns geschrieben: Die Neuordnung der Stadt.
Galerie, die als eine vollkommene Umgestaltung bezeichnet
werden darf, ist beendet. Die Galerie ist dem allgemeinen
Besuch wieder zugänglich gemacht. (Veranlaßt wurde die Neu
ordnung durch Herausnahme einer Anzahl von Bildern, Bilder
folgen und Plastiken von Nürnberger Künstlern, die in die in
Schaffung begriffene Fränkische Galerie in der Kunsthalle am
Marientor herübergenommen worden sind. Insbesondere han
delt es sich um Arbeiten von: Johann Adam Klein, Johann
Lorenz und Johann Dietrich Karl Kre u 1, Karl Haag,
Friedrich und Georg Michael Hahn, Heinrich Ludwig Pe
te rsen, Johann Sperl (1840 in dem eingemeindeten Buch
gekoren), Konrad Weigand, Heinrich Eberhard, Aka
demieprofessor Julius Diez, Professor Max H e i 1 m a i e r,
Professor Georg Mattes und Emanuel K i 111 e r. Der da
durch leer gewordene Raum wurde benutzt, um so manches
interessante Bild, das wegen Raummangels ins Depot gestellt
werden mußte, wieder herauiszu,holen, und vor allen Dingen
die mancherlei Neuerwerbungen der letzten Zeit aufzustellen.
Bei der Neuordnung wurde darnach gestrebt, nicht nur die
Schulen, sondern auch die einzelnen Künstler, welche mit meh
reren Werken vertreten sind, stärker zu konzentrieren. Es gilt
dies insbesondere von dem Pferdemaler Albrecht Adam, von
dem Tiermaler Johann Friedrich V o 1 z, von dem Wiener Fer
dinand W a 1 d m ü 11 e r, von dem Berliner Maler Albert
Hertel, von Anselm Feuerbach, von Hugo Freiherrn
von Hab ermann, von Leo Samlh'erg er, dem ganzen
Leibl-Krei;s, von Wilhelm T r ü b n e r, Plans T h o m a,
Lovis C o r i n t h, Max S 1 e v o g t und Anton Weisgerber.
Auch wurden die älteren größeren Bilder, weil sie zuviel Platz
in Anspruch nahmen, abgehängt und durch interessante, leben
dige kleinere Werke ersetzt. Unter den Neuerwerbungen be
ansprucht vor allen Dingen größere Bedeutung die fast in alt-
meisterlicher Art durchgeführte Skizze von Karl P i 1 o t y zu
seinem Monumentalibild »Seni an der Leiche Wallensteirs«
(1855) in der Neuen Pinakothek in München, das im Jahre
1876 entstandene, koloristisch außerordentlich interessante
Damenbildnis von Hugo Freiherrn von Habermann, das von
Eugen Spiro gemalte Bildnis des jüngsten Ehrenbürgers un
serer Stadt, Geheimrats Dr. Oskar von Petri (Geschenk des
Dargestellten), das durch die Eigenart der koloristischen Be
handlung bestechende Bildnis des Dichters Heinrich Mann
von dem Akademieprofessor Willi Geiger in Leipzig und
das virtuos ausgeführte Aquarell »Hockendes Mädchen« von
dem Düsseldorfer Akademieprofessor Heinrich Nauen.
Von den oberen seitlichen Kabinetten wurde eines mit
einer Auswahl der im letzten Jahre erworbenen Handzeich
nungen und Aquarelle ausgestattet. Eine Zierde der Samm-