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Seite 38 
INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG 
Nr. 5 
Die ®Auktion JSavon JCohner. 
Aus Budapest wird uns berichtet: 
Als ein bedeutendes gesellschaftliches Ereignis 
darf die Versteigerung der Kunstschätze Baron Adolf 
Kohners gelten, auf die die „Internat, Sammler- 
Zeitung'' hingewiesen hat. 
Der erste Tag versammelte im Ernst-Museum 
Vertreter unserer Kunstwelt,. Sammler, Kunstkenner, 
Künstler in großer Zahl. Im dichtgedrängten Saal 
waren auch Ausländer zu sehen, die der Auktion leb 
haftes Interesse entgegenbrachten, was sie auch 
durch ansehnliche Preisbietungen bewiesen, 
A.ls erste kamen die Gemälde ausländischer 
Meister unter den Hammer, Werke berühmter Fran 
zosen, Engländer, Italiener und Deutschen, große 
Namen und wertvolle Bilder. Nicht bloß die Neu 
gierde, auch die Kauflust war rege, die ziemlich mä 
ßig limitierten Preise stiegen rasch in die Höhe. Nur 
bei wenigen und sonderbarerweise auch bei Bildern 
sehr bedeutender Meister konnte der limitierte Preis 
nicht erzielt werden. Ein Delacroix und ein 
Degas blieben solchermaßen unverkauft. 
Auch Freunde und Gönner unseres Museums 
der bildenden Künste haben sich an der Versteige 
rung beteiligt und dank ihrem Eifer ist das Museum 
durch einige wertvolle Stücke der Kohner‘schen 
Sammlung bereichert worden. So kam das Bild 
„Mutter und Kind" von Pierre B o n n a r d um 5000 
Pengö in den Besitz des Museums. Den höchsten 
Preis erreichte am ersten Tag Courbets felsige 
Seelandschaft. Um 9400 Pengö ist es verkauft wor 
den. Das dunkelgetönte, typische Courbet-Gemälde 
„Jagdszene' 1 erlangte nur 4350 P, der „Gehängte" 
von Goya bloß 5000 P. Auch um die Bilder C o r o t s 
entspann sich ein lebhafter Wettkampf. Das präch 
tige Männerbildnis, eines der bedeutendsten Werte 
der Sammlung erzielte 5930 Pengö, eine Landschaft 
2350, eine andere 3450 Pengö. Ueberraschend niedrig 
war der Preis, den man für den „Meerhafen" B o u- 
d i n s, ein Meisterstück des Malers, gab: 1200 P. 
Gericaults „Braunes Pferd im Stall' kam mit 
dem Ausrufungspreis von 1500 Pengö zur Versteige 
rung. Es ist um 4100 Pengö verkauft worden. Die 
Renoir- Landschaft erreichte 6300 Pengö, ein 
Männerbildnis von Modigliani konnte 6900 P 
erzielen. Ein Pariser Kunstfreund wird als Ersteher 
genannt. 
Für den Feldblumenstrauß von Matisse zahlte 
man nicht weniger als 2500 Pengö und für Odillon 
Redons Blumenstilleben 8500 Pengö. Für beide 
ist auf Pariser Auftrag lizitiert worden. M o n t i c e 1- 
1 i s, des Farbenzauberers, blaß getöntes Koloritspiel 
verschleuderte man um 1950 Pengö. Ein Frauen 
bildnis von Berthe M o r i s o t erzielte den verhält 
nismäßig hohen Preis von 8300 Pengö, Theodore 
Rousseaus Landschaft ging mit 1200 Pengö weg. 
Und überraschend wenig bot man für die vier Con 
stable ; von 1000 bis 2550 Pengö zahlten ihre 
Käufer, die gut gekauft haben. Auch die kleinen, 
reizenden Pettenkofens konnten keine ihrem 
Wert entsprechende Preise erzielen. Für U h d e‘s 
Bild eines „Heideprinzeßchens“ gab man 3100 P, 
Radierungen konnte man zu ganz niedrigen Preisen 
erwerben, eine prächtige, große Brangwin-Radierung 
zum Beispiel ist um 50 Pengö an den Mann gebracht 
worden. 
Im großen und ganzen war der erste Tag der 
Versteigerung erfolgreich. Er brachte 1 2 5.000 P. 
Am zweiten Tage kamen Werke ungarischer 
Künstler an die Reihe. Gemälde, die Baron Kohner 
vielleicht mehr ans Herz gewachsen waren, als seine 
Bilder berühmter fremder Maler, Hatte er sie ja 
nicht nur als Kunstliebhaber, sondern auch als Freund 
der Künstler erworben. Und wieder war das Ernst- 
Museum zum Erdrücken voll. Neugierige, Kunstlieb 
haber und ernste Reflektanten auf die Kunstschätze 
saßen und standen da in dichten Reihen. Auch das 
Ausland beteiligte sich an diesem Bewerb um unga 
rische Gemälde, ernste Aufträge aus der Fremde 
hatten Anteil an den erfreulichen, zuweilen sensa 
tionellen Preisgestaltungen. Nicht selten ertönte 
Beifall, wenn ein Gemälde von Bedeutung einen ho 
hen Preis erzielte. 
Der höchste Preis ist für die „Butterrührerin" 
von Munkäcsy geboten worden, 12.500 Pengö, 
während man für sein monumentales Landschaftsbild 
5000 und für ein Frauenbildnis 4000 P zahlte, Ein 
kleineres Bildnis ging um 1400 P ab, das herrliche 
Bildnis der Gattin des Malers Chaplin erwarb das 
Mu seurn der Schönen Künste um 2600 P. Die Far 
benskizze „Mutter un-d Kind‘‘ erreichte 1000 Pengö. 
Das „Waldinneres“ von Ladislaus P a ä 1 erzielte 
4900 P, vier andere Landschaften von ihm 2800, 3100, 
2300 und 2100 Pengö. Eine große „Stille Landschaft" 
von Szinyei-Merse ist um 1550 P erstanden 
worden, eine andere aus seiner Frühzeit um 2000 P, 
Eine Böcklinsche Landschaft mit Figuren wurde von 
Kunstfreunden um 3100 P für das Museum der bil 
denden Künste angekauft. Drei kleinere Bilder des 
Meisters aus seiner Münchener Zeit erzielten 1000 
bis 1500 Pengö. 
Auch Rippl-Ronai, ebenfalls eine europä 
ische Marke, ist verhältnismäßig hochgewertet wor 
den. Das mächtige und dennoch intime Doppelbild 
nis seines Vaters und seines Bruders kam um 2150 
Pengö in die Galerie eines unserer kunstverständig 
sten Kunstsammler. Bonnards, des französischen 
Malers Bildnis, das jetzt in die französische Abtei 
lung des Museums der bildenden Künste eingereiht 
wird, ist um die verhältnismäßig geringe Summe von 
780 P verkauft worden. Für Geza Meszölys 
Meisterwerke, sechzehn Stück, gab man insgesamt 
17.000 P, für die große Balatoner Gegend 4000, für 
das Bild eines Gehöftes mit Figuren 2900, für eine 
intime Gegend 2750 P, für die anderen Preise von 
200 bis 850 P. Für Karl Lotzens „Amor und 
Psyche'* bot man 2600 P und für ein kleineres Bild 
«von ihm 460 Pengö. 
Gute Preise haben auch C s ö k s Bilder erreicht. 
Die „Vampire" fanden um 2500 P einen Liebhaber, 
zwei andere Gemälde um 800 und 780 P. Das museale 
Bild Louis Deäk-Ebners kam um 2750 P in 
den Besitz des Museums. Ein Bauernhof von Adolf 
F enyes mit zwei Figuren erzielte 1700 P, ein wei 
ßes, köstliches Stilleben 880 P; die übrigen Fenycs 
sind zum Preise von 260 bis 700 1 P verkauft worden. 
Neugierig war man, wie sich die Preise der Bilder 
Karl Ferenczys gestalten werden. Eines seiner 
tieftonigen, valeurkräftigen Nagybänyaer Bilder be 
zahlte man mit 1100 P, andere mit 400, 830, 570 und 
460 P, Die „Rosen im Teller", ein Meisterstück 
Ferenczys, konnte das Museum um 460 P erwerben.
	        
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