in der Industrie oder in der Kunst, so werden wir immer
finden, dass keine schliesslich hält, was sie zuerst zu ver=
sprechen scheint, sondern jede vor der Zeit und ohne sich
erfüllt zu haben, abfällt und sogar, wenn einmal eine doch
alle Hemmungen bezwingt, die natürlichen Wirkungen
fehlen: es schliesst sich nichts an, man setzt ihr Werk nicht
fort, ihr ganzes Thun hat keine rechte Folge, weil, während
es die Stärke der anderen Nationen ist, dass die Schaffenden
eine Kette bilden, einander die Hände reichen und von Ge=
schlecht zu Geschlecht die Thaten übergeben, bei uns jeder
allein steht. Wer jemals versucht hat, sich an der Cultur
unseres Landes zu betheiligen, kennt auch aus eigener Er=
fahrung die Ursache. Er weiss, warum es bei uns umsonst
ist, Talent zu haben. Die Kraft allein genügt ja nicht, um zu
wirken: sie muss an die rechte Stelle, in die rechte Verbin=
düng, zum rechten Momente kommen, sie muss ausgebildet,
eingetheilt und angeführt werden, wie ein Soldat, dem aller
Muth, guter Wille und Gehorsam nichts nützen, wenn er
nicht unter das rechte Commando gelangt. Daran fehlt es
unserer Cultur: es ist kein Commando da. Wir haben nur
Freischärler, irreguläre Truppen, die durch Begeisterung,
Todesverachtung, ja Fanatismus nicht ersetzen können,
was nur die ruhige Führung nach einem grossen Plane ver=
mag. Jeder ergreift auf gut Glück eine alte Flinte und rennt
taumelnd hinaus. Da gibt es denn Beispiele von schöner
Bravour, dem Einzelnen zum hohen Ruhme, aber das
Ganze wird nicht gerettet, wir verpuffen uns alle. Es liesse
sich nachweisen, dass dies seit dem Ende der Josephinischen
Reform, des einzigen Versuches, in Oesterreich ein Com=
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