In diesen handelte es sich immer nur darum, dass eine
Gruppe meist jüngerer Maler sei es mit den künstlerischen
Absichten der älteren Gruppen nicht einverstanden war,
sei es sich durch sie geschäftlich geschädigt fühlte und sich
also von ihnen trennte, um künftig ihre eigene Kunst zu
machen und selbst ihre Geschäfte zu besorgen. Dabei hing
nun natürlich die Wirkung ganz vom Werte der einzelnen
Talente ab. Waren diese stark und wurden sie durch eine
solche freiere Entfaltung noch bestärkt, so hatte die Gruppe
recht. Sahen dies die älteren ein und bequemten sie sich
nun, den „Jungen” die geforderte Freiheit und einen besseren
Antheil am Gewinn zu geben, so konnten sie sich auch
wieder versöhnen. Bei unserer Secession war es anders:
es handelte sich hier nicht um irgend eine „Richtung”, nicht
um eine blosse „Gruppe”, sondern darum, dass, während
sich bisher die Maler bemüht hatten, in Verhältnissen,
welche jedes künstlerische Leben der Nation ausschlossen,
wenigstens Geld zu verdienen, sich plötzlich einer Schar
von verwegenen Jünglingen die Leidenschaft bemächtigte,
neue Verhältnisse zu schaffen, durch welche auch bei uns
die Kunst möglich werden sollte. Durch unser unrühm=
liches Dasein beschämt, ihrer Kräfte bewusst, von reiner
Gesinnung erfüllt, das Geheimnis unserer Noth erkennend
oder doch empfindend und bereit, alles zu wagen, unter=
nahmen sie es, nachzuholen, was der Staat versäumt hat,
und die Vorbedingungen für eine künstlerische Cultur des
Volkes zu erfüllen. Wie Grosses niemals aus klaren Be=
griffen, sondern durch starke Instincte geschieht, wird das
wohl anfangs bei ihnen kaum ein deutlicher Plan gewesen
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