IE AKADEMIE DER KÜNSTE
UND DAS VERHÄLTNIS DER
KÜNSTLER ZUM STAATE. ©
==== = Die Aufgabe, die ich mir
hier gestellt habe, ist nicht, die wun
den Flecke der Akademie heraus
zufinden und anzugreifen. Es giebt
keine Sache, gute oder schlechte, die
sich nicht glänzend angreifen und
eben so glänzend vertheidigen ließe.
Wollte derjenige, dem wirklich eine
Verbesserung dieser Dinge am Her
zen läge, zu tadeln beginnen, wollte
er Einrichtungen und, was die noth-
wendige Folge wäre, Persönlichkeiten
dem Urtheil der öffentlichen Meinung unterwerfen, so würde daraus wenig
Ersprießliches erwachsen. Eine Menge hochgeachteter Namen werden als
Mitglieder der Akademie genannt. Manchem gekrönten Concurrenten ge
schah ein wirklicher Dienst mit seinem Reisegelde, Mancher lernte etwas
auf der Akademie und bewahrt ihr ein dankbares Andenken = trotzdem,
eine Reform ist nöthig, dies wird anerkannt; lassen wir deshalb die Aka
demie in ihrer jetzigen Gestalt völlig bei Seite, und fragen wir anders. An
genommen, es existirte eine solche Staatsanstalt noch nicht; es sollte eine
errichtet werden, Geld und guter Wille seien vorhanden, was wäre zu thun,
um dasjenige Institut herzustellen, das, den allgemeinen Wünschen und
den besonderen Bedürfnissen entsprechend, mit Recht den Namen „König
liche Akademie der Künste” führen dürfte? ©©©
© Welches würde seine Idee sein? = Die Idee eines öffentlichen In
stitutes ist die Summe der Absichten und Erwartungen, die man bei seiner
Gründung hegte oder die im Laufe der Zeit damit verknüpft wurden. Die
Findung dieser Idee ist die Quelle alles Uebrigen. Oft ist es sehr leicht, sie
mit deutlichen Worten zu sagen. = = Der Staat bedarf Beamte, Aerzte,
Gelehrte, Prediger, Soldaten, Architekten. Er sorgt dafür, daß diejenigen,
Aus einer
im Jahre 1859
erschienenen
Schrift von
Herman Grimm
Initial gez. von
Leopold Stolba
OM.
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