Weinlese verwertet wird, nicht, wie in französischen, der September, ist
leicht erklärlich.
Wir bemerken nun, um zu unserem Bilde zurückzukehren, unter jener
Darstellung den architektonischen Aufbau, rechts Micheas und Matthaeus
mit den Spruchbändern, links Paulus und Timotheus.
Die Pracht der Kalenderillustration ist eine Art Einleitung zu den
abwechslungsreichen Darstellungen ernsten und heiteren Inhaltes, die uns
auf allen 26x Blättern des eigentlichen Gebetbuches begegnen. Von den
köstlichen, auf die Ränder hingestreuten Drölerien geben die Reproduktionen
(Fol. 14a und Fol. 67a) eine Vorstellung. Der Humor, der zum Beispiel
aus der Zeichnung des Geistlichen (am Rande rechts) spricht, wetteifert
mit der Possierlichkeit der unterschiedlichen Mitglieder der Bärenfamilie.
Unter den Vollbildern verdient zunächst Blatt 48b besondere Beachtung;
die Einzeldarstellungen: Heimsuchung; Elisabeth, im Bette den kleinen
Johannes kosend; Johannes in der Wüste, auf das Lamm hinweisend; Taufe
Christi; Enthauptung des Johannes, rechts oben der Engel, der dem Zacharias
erscheint, unten eben derselbe schreibend, sind gar wohl gelungen. Diese
reiche illustrative Umrahmung bildet, wie Waagen (II, 72 f.) nachwies, ein
würdiges Gegenstück zu dem Randschmucke der bereits erwähnten Grandes
heures des Herzogs Jean de Berry.
Auf den beiden anderen, aus unserem Codex reproduzierten Vollbildern
sieht man (Fol. 70 b) die Anbetung der Könige, deren Köpfe vortrefflich
individualisiert sind - man achte auf die kontinuierende Darstellung im
Hintergrunde, welche das Heranziehen der Könige veranschaulicht - und
(auf Fol. 153) um das Hauptbild (David) einerseits Darstellungen der
Tugenden: „humilite, sobriete, chastete, souffisance, patience, diligence,
charite"; anderseits, zum Teile etwas absonderlich-"in den gewählten Bei-
spielen, die Laster: orgueil (ein Reiter, der vom Pferde stürzt),
gloutonnie (ein halbnackter Mann, auf dessen Antlitz sich Schrecken malt),
luxurie (ein liebend Paar), avarice (ein mit Geldzählen beschäftigter Mann),
yre (eine Frau, die sich ersticht), peresce (wie bei gloutonnie ein halbnackter
Mann, der sich die Haare rauft), envie (eine Frau, die einem Hunde einen
Knochen wegreisst).
Ein bisher nicht beachteter Umstand rückt dem eben beschriebenen
Prachtwerke den Codex 1840 - gleichfalls ein Gebetbuch - vom Stand-
punkte der Werkstätte aus nach einer Seite hin sehr nahe und gibt Gelegen-
heit, die Verschiedenheit der beiden, in den zwei hervorragendsten Wiener
Proben der Heures-Illustration vertretenen Meisterwerkstätten deutlich vor-
zuführen. Schon Waagen und nach ihm P. Durrieu (Jacques de Besancon,
S. 65 f.) haben darauf aufmerksam gemacht, dass Blatt 27 (Verkündigung)
der Handschrift 1840 von einem anderen Meister gemalt sei als die übrigen
Illustrationen der Handschrift. Waagen präzisierte sein Urteil sehr scharf,
indem er hervorhob, dass das erwähnte Blatt von einem niederländischen