Harry Napper, Entwurf für ein Tintenfass aus Zinn
symbolisch: eine Schar geplagter Menschen, die eine ungeheure Last ziehen (man merkt
Henri Manzinschen Anklang), eine Anzahl weiblicher Akte, die „wimmeln" („Wie sie sind").
Auch hier ist immer Talent, aber es fehlt das Zwingende einer Urwüchsigkeit. jedenfalls
hat Otto Friedrich Eindruck auf die Kunstwelt gemacht und sich um etliche Stufen
höher gestellt.
RADIERKLÜB WIENER KÜNSTLERINNEN. Der Aufschwung, den das
moderne Radieren in Österreich genommen hat, bekundet sich auch in dem Zusammen-
schluss einiger weiblicher Talente Wiens zu diesem neuen Klub. In der Sphäre der „Kunst-
schule für Frauen und Mädchen" ist man den Werken der Mitglieder wiederholt mit Ver-
gnügen begegnet. Nun bieten sie bereits eine volle, reife Frucht, in ihrer Jahresmappe
(„Zwölf Originalradierungen. Erste jahresausgabe des Radierklub Wiener Künstlerinnen
1903"), deren Vertrieb die Firma Artaria übernommen hat. Ernst und Begeisterung sprechen
aus jedem Blatte. Es ist charakteristisch, dass die Damen sich durchaus nicht spielerisch,
sondern in einer gewissen arbeitsamen Weise mit der Nadel beschäftigen. Auch legen sie
Wert darauf, wenigstens die 25 ersten Drucke eigenhändig auf ihrer Presse herzustellen.
Auch wird man bemerken, dass sich die künstlerischen Individualitäten der Damen schon
ganz deutlich, nach Stoffwahl, Auffassung und Arbeitsweise, sowie in der Anwendung
verschiedener Farben, von einander abheben. Energie im Strich, kräftige Modellierung in
Licht und Schatten findet man bei Marie Spitz („Kind mit Katze"), Pikanterie der Kontraste
bei Joseiine Elbogen (Kapelle bei Schottwien), zartes Weben im Licht bei Lilly Hoffmann
(Hochwiese bei Baden), überraschenden Reichtum des l-Ielldunkels bei Anna Mik (aus der
Kirche Maria am Gestade), als Gegensatz davon die grösste Feinfühligkeit für die zarten
Vibrationen der Tageshelle und starken Sinn für Perspektive bei Marie Adler (Nieder-