Im TreHen des Wesentlichen ist es nicht minder
hervorragend.
Der niederdeutsche Kopf mit den furchigen,
wie holzgeschnitzten Zügen charakteristisch hansea-
tisch, an Schiffertypen erinnernd, spricht uns lebendig
an, aber die ersten beiden Bilder interessieren durch
ihren menschlichen Inhalt und durch die sprühende
Epigrammatik der Formulierung naturgemäß stärker.
Ein weiteres Werk Liebermanns stellt im Motiv
für seine Kunst etwas sehr Auffallendes dar. Es gibt
die Impression der päpstlichen Segensszene an die
Pilger der sixtinischen Kapelle. Den Künstler reizte
der fabelhaft malerische Eindruck dieses farben-
Hackemden Gewimmels, das Durcheinanderfluten der
bewegten buntscheckigen Menge, das Wehen der
Fahnen und das Gewirr der leidenschaftlichen Arm-
bewegungen, diese turbulente Menschenbrandung,
aus der die segnende Gestalt des Papstes ruhevoll
emportaucht.
Die Berliner Kunst ist auch sonst gut vertreten.
Porträte von Qualität gaben Hanke mit seiner
interessanten Studie des Schauspielers Schildkraut
als Shylock, Reinhold Lepsius mit einem Herrn- und
Damenbild von vomehmer Kultur, Sabine Lepsius
mit einem Kinderporträt, das in den stumpfgrauen Porzellanausslellung in Troppau. Franken-
Farben der Luft und dem Weiß des zwischen Blumen ""11" GWPPC "Teile!" d" Vmusm llfka
spielenden Mädchens sehr distinguiert ist. Verve '76" (K""N" 7")
haben Slevogts Charakteristiken, vor allem der weiße Kiirassier in dem tiefen farbig
schattierten roten Klubfauteuil. Und fein ist die malerische Auffassung in dern Bild, das
Konrad von Kardorff von seinem Vater, dem Parlamentarier, machte. Problematischer, aber
entschieden nicht gleichgültig wirkt die Porträtstudie von Leo von König, ein Mädchen.
schwarzgrau, in einem Empirestuhl gegen einen Spiegel gesetzt und von einem blauen
Bodenteppich abgehoben. In diesem Bild erkennt man viel Ringen um ein Besonderes,
man belauscht die künstlerische Mühe eines nicht gewöhnlichen Künstlers, der sich nicht
genug tun kann. Glückliche Vollendung zeigt dafür die sehr edle und rassige Wiedergabe
- ein wahres Porträt - eines Windhundes vor grauem Hintergrund.
Diese jüngeren Künstler haben einen sehr gewählten Geschmack für die Nuancen,
für die Einstimmung der Töne. Das erkennt man daran, daß sie eine große Vorliebe für
das Stilleben beweisen, nicht für das materielle farbenstrotzende Stilleben, sondern für das
feinfühlige Ensemble aparter Bric-ä-Bracs.
Kardoriis stiller Teetisch von leichtem altmodischen Aroma; Breyers Altmeißener
Terrine mit sparsamem Blumendekor und Altsilbergerät; die japanische Ecke von Heinrich
l-Iübner auf einen Grundton seidigen Gelbs gestimmt, haben solch bestrickenden Charme.
Leistikow läßt diesmal mit Landschaften in kreidigen und grau verschleierten
Atmosphären gleichgültig, seine Liebesinsel ist sehr kühl und neutral; besser das stille
Haus hinter den Bäumen des Parks.
Brandenburg und Baluschek bleiben in ihrer Art, ohne Überraschungen zu bereiten.
Baluscheck malt seine Vorstadttypen, Vagabunden- und Bettleridyllen, mit scharfem Blick
für das Physiognomische und dem illustrativ-anekdotischen Beigeschmack. Es sind immer
Szenen, denen man eine Unterschrift im Berliner Argot geben könnte.
Und Brandenburg erzählt Weiter etwas redselig seine Phantasieträurne: den „Weg
zum Licht", dargestellt durch ein grüngraues Geschöpf, das sich tastend zwischen