aus der Knabenzeit. Alles in allern also eine Ausstellung von ganz internationalem Interesse,
ein Denkmal österreichischer Weltgültigkeit.
ASAR KÜNVVALD. Bei Miethke machte man die nähere Bekanntschaft dieses
feinen und starken Malers, der auch schon in der „Kunstschau" vertreten war, wie
übrigens auch im Pariser Herbstsalon und in der Berliner Sezession. Kunwald ist 1870 in
Graz geboren, aber schon als Kind nach Wien gekommen. Er wurde Maschineningenieur
und war sogar schon Assistent an der technischen Hochschule zu Budapest, als er sich
(1902) der Kunst zuwandte. Bei Frithjof Smith in Weimar bekam er die Schule, nicht ohne
einige Preise, dann in Paris im Umgang mit Jacques Emile Blanche und Charles Cottet
die Freiheit von der Schule. In der Bretagne ging er der Natur nach und hat jetzt im
Grunewald bei Berlin sein Atelier. Seine ansehnliche Ausstellung bei Miethke zeigte ihn auf
den verschiedensten Pfaden: Als Freilichtrnaler in der Landschaft, bis in die Phantastik
eines Gewitters hinein, als Stubenmaler des Helldunkels wie des einfallenden Lichtstrahls,
als delikaten Gustierer im Grau (einmal sogar in einer bloßen Quadernstudie) und als
Harmoniker einer halbwachen Palette (welkende I-Iortensia). Bald ist er der energische
Naturalist, wie in der Porträtstudie eines Argentiniers, bald der Tonsucher von vor-
nehmer Leuchtkraft, wie in dem Kopfe des Pianisten v. Dohnanyi, oder er waltet großzügig
in Kreideporträten von reichstem Schattenleben. Es ist dies nicht eigentlich Eklektizismus,
sondern mehr das rastlose Experiment, das alles versuchen möchte und sich nach ver-
schiedenen Seiten entwickeln könnte. Erstaunlich für die kurze Frist sind seine Ergebnisse
und er wird gewiß in einigen Jahren ein anerkannter Name sein.
ILHELM TRÜBNER. Bei Miethke ist jetzt eine ansehnliche Zusammen-
stellung von Bildern dieses kernigen deutschen Meisters zu sehen. Sie reichen von
187! bis 1906, lassen also seinen Weg bequem verfolgen. Er selbst bekennt in dem Vor-
wort zum Katalog, daß er unserem Canon in Stuttgart (Oktober 186g bis Oktober 1870)
seine gediegene Schule zu verdanken hat; einen Extrakt alles durch die Überlieferung
festgelegten Malenkönnens. Noch einem anderen Österreicher bewahrt er dankbares
Gedenken: Karl Schuch, mit dem er im Kreise Wilhelm Leibls weitergedieh. An Leibl
erinnern seine frühen Köpfe deutlich. Von 1877 sieht man seinen Entwurf zu einem unaus-
geführten Deckengemälde: „Die wilde Jagd" und das Prachtstück: „Zentaurenschlachw,
nebst einer entsprechenden Gigantenstudie, die damals hier im Österreichischen Kunstverein
ausgestellt war. In dem Zentaurenbild spiegelt sich die idealistische Sehnsucht jener
ganzen Zeit, die aus Böcklin, Klinger und Feuerbach bestand. Später ging er immer eignere
Bahnen, zur reinen malerischen Malerei. Das sind denn seine Freilichtakte, in deren
Fleischton sich alles Blau und Grau der Luft ein Stelldichein gibt und seine immer häufiger
gewordenen Reiterporträte, stets en face, stets mit Waldesgrün ringsum, das den Teints
ein erhöhtes Leben gibt, und mit dem reichsten Reiiexleben in dem spiegelnden Fell der
Pferde. Man kann sagen, er ist der Spezialist dieser Art von Reiterporträten und diese selbst
heute eine Spezialität der deutschen Kunstausstellungen. Hinsichtlich des Aktes ist freilich
zu bemerken, daß schon sein „Christus im Grabe" (x 874) eine mächtige Studie von Fleisch
im Licht ist, wie sie damals so frei kaum einer malte. Im Sinne des Farbensinnes sieht er
auch die deutsche Landschaft an. Von seinem grautonigen Buchenwald (1876) geht er zu
immer grüneren, saftigeren Auffassungen über. Einige Partien aus dem Odenwald und
einige Ansichten des von ihm bewohnten Parkschlosses l-Iemsbach sind Stücke ersten
Ranges. Der Buchenwald mit seinen so koloristischen Jahreszeiten liegt ihm besonders.
Aber auch andre Töne sind angeschlagen, in früherer Zeit etwa in den vornehm kühlen
Bildern von Frauen-Chimsee (1895). Sein ganzer Lebenslauf ist ein Weg zur Farbe, aber
ein direkter, der durch die Natur, nicht durch die Bildergalerie führt. Die Alten bleiben
ihm darum doch die Alten. Er folgt eben ihrem Beispiel, denn auch siegingen durch
die Natur.