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I. DIE MARCANOVA-GRUPPE.
Dazu lassen sich bis jetzt nur zwei bekannte Bände einreihen, beide
außerordentlich kostbar und wenn auch durchaus nicht gleichartig, so doch
durch eine technische Besonderheit in enger Beziehung. Beide Bände zeigen
nämlich teils auf das durchbrochene Leder, teils auf den Grund aufgesetzt
glasartig glänzende, kleine
Halbkugeln oder Perlen von
rubinroter Farbe. Weder
das Wesen dieser Masse
ist bisher bekannt, noch die
Art ihrer Applikation unter-
sucht.
Die Handschrift der
Estensischen Bibliothek in
Modena a. L. 5. x5, ent-
haltend joh. Marcanovas
zweite Redaktion seiner
Inschriftensammlung, ist ein
Folioband. Die Holzdeckel
sind mit dunklem Maroquin
überzogen. Die Außenseite
zeigt im rechteckigen Innen-
feld in der Mitte ein kreis-
förmiges Ornament, in den
Ecken Viertelkreise. Die
von diesen eingeschlossenen
Flächen und die Umrah-
mung sind mit Schnur- oder
Knotenwerk gefüllt. Die
Umrahmung ist beiderseits
von einer Silberlinie einge-
faßt. Im leeren Raum des
Innenfeldes sind Rosetten
von je sieben kleinen Kreis-
_ _ _ _ stempelngebildet,eineGrup-
Fig. i. Detail in natürlicher Größe von der Außenseite des Marca- . .
nova-Bandesin Modena. 1465 plerungv die auch auf den
Lederbänden des Königs
Matthias Corvinus erscheint. Den orientalischen Einfluß verraten hier die
welligen Fortsetzungen der Eckstücke und die auf den kleinen Halbkreisen
des Mittelornaments sitzenden Strahlen, die zum Teil abgerieben und
nicht mehr sichtbar sind (Fig. I). Die richtigen Maße des Bandes sind
24x i 3'8 Zentimeter, die der Photographie 2z'5)( 13 Zentimeter.
Wesentlich verschieden ist jedoch die Innenseite gearbeitet (Fig. z).
Das Mittelfeld zeigt durchbrochenes, rotbraunes Leder auf blau gemaltem