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merksam gemacht wurde. Auch hier muB leider betont werden, daß kein großer Name vor
Enttäuschungen bewahrt.
Waldmüller hat dieses Werk offenbar in einer Zeit gemalt, wo von ihm die volle
Beherrschung der Lichtprobleme im Freien noch nicht errungen war. So ausgezeichnete
Einzelheiten namentlich die Figur des alten Herrn Kerzman zeigt, dem das stärkste Licht
zugewendet ist, die Figuren wachsen doch nicht alle ganz mit der Landschaü zu einer
Einheit zusammen und lassen den Eindruck des Erzwungenen nicht vergessen, der durch
den großen Maßstab verstärkt wird.
Das Bild bereichert unsere Kenntnis von dem Lebenswerk des Künstlers um eine
wertvolle Einsicht. Es zeigt den außerordentlichen Drang des Meisters zur Erweitenmg
seines Könnens. Eine Figurengruppe im Freien zu porträtieren galt im Jahre 1835 sicher
als ein unerhörtes Wagnis, besonders aber in so großem Format.
Daß ihm schon damals vieles so gelang, ist wohl höchst erstaunlich. DaB er noch
manches ungelöst und nicht bewältigt ließ, kann nicht überraschen. Jedenfalls ist das Werk
von hohem Interesse für die Kenntnis der Entwicklung des Künstlers und Zeuge Kir die
Kraft seines Auftriebes, der ihn sein ganzes Leben lang beherrschte. -
DaB er sich selbst vor neue große Probleme stellte und nicht erlahmte, bis er sie
bewältigen lernte, ist eine der schönsten Seiten seiner Künstlerschaft, die nicht bei
bequemen Erfolgen beharrte, sondern im Kampfe mit sich und den Zeitgenossen hohen
Zielen zustrebte.
GALERIE ARNOT. Moderne Franzosen. Eine gewählte Sammlung guter älterer
französischer Arbeiten und ein Zimmer voll neuer Arbeiten von Jacques Blanche geben
bei Arnot einen günstigeren Einblick in die französische Malkunst unserer Zeit, als es dies-
mal Miethke gelang.
Wenn man die Ralfaellis, und mehr noch, wenn man die Arbeiten Boudins sieht, die
nun schon ein halbes jahrhundert alt sind, begreift man die außerordentlich hohe Malkultur,
die nun seit zwei Generationen von Frankreich aus die Malerei beherrscht.
In Paris hat man bereits zu einer Zeit den geschmackvollen Naturausschnitt, die
feine Tonempfindung, den reizvollen malerischen Vortrag gepflegt, als man überall anders
noch in gegenständlicher Kleinmalerei oder in der akademischen Atelierkunst befangen
war. Und stets hat die Gegenwart guter alter Meisterwerke in den Galerien die französischen
Künstler davor bewahrt, den Boden ernster Kunstanschauung zu verlieren.
Interessant ist auch an Bildern von Blanche, die dieser Künstler während der
Krönungsfeierlichkeiten in London malte, zu erkennen, wie ein Talent in Paris auch nach
einigen inhaltslosen Arbeiten zu einer edleren Auffassung seiner Kunst zurücklindet; wie
gut sind wieder diese lebendigen Straßenausschnitte, diese feinen Strandbilder im Vergleich
zu früheren Arbeiten des Künstlers, den ein mondäner Erfolg zeitweilig verflachte.
Auf dem Gebiete der Malerei hat die Pariser Atmosphäre offenbar noch immer jene
veredelnde Kraft, welche sie in Architektur und Kunstgewerbe verloren zu haben scheint.
HELLER zeigt Arbeiten von Katharine Schaffner; graphische und textile Arbeiten.
Ihre Graphik stützt sich auf die symbolisierende und Stimmung machende Kraft der
Linie. Sie geht vom Tier- und Püanzenstudium aus und steigert den Extrakt einerseits zu
Rhythmen, die bestimmte Empfindungen und Gedanken auslösen sollen, andrerseits zu
grotesken Karikaturen, die charakterisieren und symbolisieren; ein Weiterspinnen der
Empfindungslinie. Manches glückt ihr dabei, manches versagt, vieles wirkt wie eine Re-
miniszenz aus vergessenen Strebungen der Jugendkunst. Am besten gelingt ihr das Über-
tragen dieses Linienkultus auf das textlile Gebiet, auf Batik, Stickerei und so weiter. Hier
hilft ihr Farbengeschmaek mit, reizvolle Arbeiten zu schaffen, denen kein tiefer Sinn unter-
geschoben werden kann, die durch sich allein wirken.