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Volltext: Monatszeitschrift XVI (1913 / Heft 6 und 7)

zurückgreifen. Der ergreifende Ernst, der tüchtige, aber maßvolle Naturalis- 
mus und ein scharf prägender Individualismus, die, verbunden mit der Freude 
an reicher, ab und zu phantastischer Gewandung und einer oft mehr 
malerischen wie plastischen Faltengebung, Pachers Altar in St. Wolfgang 
und seiner Schule und Nachfolge eignen, spiegeln sich auch unverkennbar 
im Kefermarkter Altar wider, nur daß dessen Figuren jener monumentalen 
Größe der Auffassung und der Tiefe der Empfindung ermangeln, die eben 
jenes Werk über alles Gleichzeitige hinausheben; möglich, daß zum Teil 
wenigstens die unterbliebene Fassung dafür haftbar ist. Der Kefermarkter 
Altar reiht sich in dieser Bewertung etwa Aßlingers Altar in Heiligenblut in 
Kärnten oder Schnatterspecks Hochaltar in Nieder-Lana an." 
Auch der Kefermarkter Gewandstil läßt sich in seiner Mäßigung der 
Knitterfalten und der Bevorzugung größerer geschlossener Faltenzüge ohne 
weiteres als eine Entwicklung aus dem St. Wolfganger Altar erklären. 
Mit der An- und Eingliederung des Kefermarkter Altars in den Pacher- 
schen Kreis steht auch der phantastische Kopf- und Helmschmuck des 
heiligen Christophorus und der beiden Ritterheiligen Georg und Florian 
(Ubell 21, 47, 49), der der fränkischen Kunst völlig fremd ist, im Einklang, 
und etwas Wesensverwandtes spricht auch aus den Gestalten der beiden 
Ritter, zumal aus dem lässig geschmeidigen Florian mit dem weich zur Seite 
geneigten träumerisch blickenden Kopf; hierin berühren sich die Ritter- 
heiligen der beiden Rivalen vielleicht am meisten. 
Noch ein paar Worte über die Flügel! Den kompositionellen Aufbau der 
Szenen, die Stellung und Anordnung der Figuren mehr in einer Ebene über- 
und zwischeneinander als in räumlicher Vertiefung hintereinander teilen sie 
mit der ganzen Alpenkunst von Südtirol bis Bayern hinein und vom Algäu 
bis Kärnten. Man vergleiche, um nur ein Beispiel herauszugreifen, die Kefer- 
markter Geburt Christi mit der des Altars von Gampern oder die Anbetung 
der Könige mit jener im Dominikanerkloster in Friesach." Echt alpenländisch 
und im besonderen bezeichnend für die Pachersche Richtung ist auch das 
architektonische Beiwerk mit dem reichen Apparat an zuschauenden Engeln, 
Halbfiguren und ähnliches. Wolfgang Aßlinger arbeitet in den Schrein- 
gruppen seines Bozener oder Traminer Altars genau mit den gleichen 
Mitteln. i" 
Eine ikonographische Merkwürdigkeit im Gebiete deutscher Plastik ist 
die gotische Halle, in der sich die Verkündigung Mariä abspielt. Völlig 
undenkbar ist sie für Schwaben, Franken und selbst für Bayern. Mögen die 
auf den Kapitälen stehenden Prophetentigürchen noch als Analogien zu 
ähnlichen Staffagen des Meisters E. S. angesprochen werden, so fehlen für 
die Anlage der Halle und namentlich für die mit Spitzblättern umkleidete 
und die diamantierte Säule alle Parallelen. Am meisten fühlt man sich bei 
" Leisching, a. i. 0., Taf. u, n, u. 
" Leisching, a. a. 0., Taf. 16 und 37. 
'"' Hans Semper, Michael und Friedrich Facher, Eßlingen x91 x, Abb. x17 und 118.
	        
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