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Über die Skulpturen ist nicht viel zu berichten. Man kann einige spanische und
marokkanische Typen von Daniel Bacque bewundern; auch eine Bronzebüste „a Rubin-
stein" von Bernstamm. Max Blondat hat zuweilen recht hübsche Einfälle, die Statuette
„l'Amour epuise" wird vielen gefallen. Am interessantesten sind die Entwürfe von Köpfen,
sehr originelle Studien, von Paul Francois Berthoud. Eine Schlangenbändigerin (Bronze-
statuette) von Landowski, sowie drei sauber ausgeführte Porträtbüsten von Charles Samuel
sind immerhin erwähnenswert.
In drei kleineren Sälen, ebenfalls bei Georges Petit, befindet sich die Ausstellung „La
Comedie humaine". Am besten kann man dort über die allerneuesten exzentrischen Moden
amüsante Betrachtungen machen. Wir sehen dieselben dort in karikaturenhafter Über-
treibung, manchmal trotzdem von pikantem Reiz, und wer weiß ob nicht gerade diese
Modebilder in vielen Fällen zur Nachahmung anspornen werden? Bekanntlich ist in der
Haartracht sowie in der Art, sich zu schminken, eine neue Geschmacksrichtung, ein wahrer
Umschwung der Schönheitsbegriiie eingetreten. Die Farbenkühnheiten gewisser Maler
sind vielleicht einigermaßen damit verkettet. Manche Frauen verwenden jetzt violetten
Gesichtspuder, tragen grüne und blaue Perücken und bestreichen die oberen Augenlider
bis zu den Brauen mit bläulicher Schminke, was dem Blick eine eigenartige Tiefe verleiht.
Als Anführer der Mode sind in der „Comedie humaine" Georges Lepnpe, J. Goje,
Ayres und Charles Schaller in erster Linie anzuführen. Sie haben einen halb modernen,
halb persischen Stil geschaffen, welcher offenbar viele Anhänger findet.
Wir sehen hier aber auch etwas gediegenere Arbeiten: die Namen Abel Faivre, Grün,
Jules Adler (Typen a la Steinlen) und eine Serie von humoristischen Affenbildern des
kürzlich verstorbenen, so beliebten Gaston la Touche.
Die Witzblattliteratur ist reichlich und sehr gut vertreten durch die glänzenden Ein-
fälle von Albert Guillaume, Devambez, Hemard, Wamod und die Namen der meisten
bekannten Mitarbeiter der Pariser illustrierten Blätter. Man findet dort reichlich Gelegenheit,
sich in der Schadenfreude zu üben und auch einigen KonversationsstoE zu sammeln. Die
Ausstellung erfreut sich stets einer ansehnlichen Besucherzahl.
Vor kurzem fand in Paris die Erößnung des Museums Jacquemart-Andre" statt, welches
die Kunstschätze vereinigt, die Madame Andre dem Institut de France testamentarisch
hinterlassen hat. Schon zu Lebzeiten der Madame lzldouard Andre erzählte man Wunder
von ihren Sammlungen und nur in den seltensten Fällen gelang es, von ihr die Erlaubnis
zu erreichen, dieselben zu besichtigen. Der Wert der von ihr vereinigten Schätze (über
xooo Nummern) ist von Sachverständigen auf viele Millionen geschätzt worden.
In dem ehemaligen Palais der edlen Spenderin ist laut deren Wunsch alles so
geblieben, wie es zu ihren Lebzeiten war. Man erhält daher den Eindruck einer vornehmen
Wohnstätte, in der jedes Einrichtungsstück ein seltenes Kunstwerk ist und wo alles und
jedes mit dem auserlesensten Geschmack an richtiger Stelle angebracht ist. Am besten
sind in der Sammlung Iacquemart-Andre die französischen Meister des XVII. Jahrhunderts
und die Epoche der italienischen Renaissance vertreten.
Wollte man auch nur die glorreichsten Namen nennen, so käme es zu einer endlosen
Aufzählung, denn es gibt hier nicht nur Bilder der berühmtesten Maler aller Zeiten, sondern
auch Skulpturen, Tapisserien, Möbel, Kunstgegenstände aller Art, aus den verschiedensten
Ländern und Epochen.
Die Stiftung des Musee Andre-jacquemart (x 58 Boulevard Haussmann) ist wie ein
herrliches Geschenk an alleMenschen, die sich fürKunstund Kunstwissenschaftinteressieren.
Th. de Kulmer
ROPPAU. LIECHTENSTEIN-JUBILAUMSAUSSTELLUNG. Anläßlich
der dreihundertjährigen Wiederkehr der Belehnung der Fürsten Liechtenstein mit
dem Herzogtum Troppau durch Kaiser Matthias (4. Jänner 1614) veranstaltete das Kaiser
Franz Joseph-Museum (Schlesisches Landesmuseum) in Troppau eine die Geschichte des