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Volltext: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 8 und 9)

Besprechung verdient (Fig. 40). Zur Linken sehen wir das Zelt des assyri- 
schen Feldhauptmannes Holofernes, ihn selbst als Leiche im Hintergründe 
des Zeltes, an dessen Wand der Prunkharnisch befestigt ist. Vor dem Ein- 
gange stehtjudith in reicher Tracht und festlich geschmückt, mit der Rechten 
das Schwert schulternd, mit der Linken das Haupt des Ermordeten der hinzu- 
tretenden Magd Abra in den mitgebrachten Sack reichend. In einem zweiten 
Zelt treffen wir I-Iolofernes und judith bei der Mahlzeit. Ein drittes Zelt trägt 
an seiner Spitze ein kleines Fähnlein mit einem S - der Marke des Form- 
schneiders Soldan. Derselbe Buchstabe erscheint links von dem Wimpel des 
Hauptzeltes in einem Schilde und ist somit die eigentliche Signatur des 
Künstlers. Den Vordergrund der Mitte nehmen fünf zwischen Schanzkörben 
aufgestellte Belagerungsgeschütze ein. Ihre Mündungen sind auf die Juden- 
stadt Bethulien gerichtet. Weiter im Mittelgrunde sehen wir an einen Baum 
gefesselt die Figur eines Mannes. Es ist Achior, welcher von I-Iolofernes den 
Einwohnern von Bethulien ausgeliefert wurde. Im Hintergrunde sowie im 
Vordergrunde rechts wogt der Kampf zwischen den ausfallenden Belagerten 
und den durch den Tod ihres 
Führers in Verwirrung gebrachten 
Angreifern. Bezeichnend für die 
Arbeiten Philipp Soldans zum 
Frankenberg ist die Vorliebe für 
Einzelheiten, wie dies am vorliegen- 
den Beispiel am besten bei der 
Konstruktion und Ausschmückung 
der Zelte, dem Kostüm der Frauen 
und der Ausrüstung der Krieger 
zum Ausdruck kommt. Auch für 
die Architektur zeigt Soldan viel 
Verständnis, nur seine Bäume sind 
immer die gleichen bei regelmä- 
ßiger gabelförmiger Astbildung, 
die geradezu einBestimmungsmerk- 
mal Soldanscher Model bildet. In 
den Hüttenre chnungen des Klosters 
Haina wird die Judith-Platte noch 
im Jahre 163g als brauchbarer 
Modelgeführt: „Gegessen ein Ofen 
vom I-Iolofernes." 
Die zweite Platte Soldans 
bringt die Darstellung „josua läßt 
die fünf gefangenen Könige der 
Amoriter henken" (Fig. 41). Die 
Szene ist genau dem Buch Josua, 
 
Fig. 4x. Ofenplane mit der Hinrichlungsszene der fünf 
_ _ Am oriterkönige, Meister Philipp Soldan, aus der Schmelz- 
xo. Kapitel, entnommen. Im Hmter- hüue zu Hain: (Burg Kreuzenstein)
	        
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