fähig sein, sonst wäre er gänzlich ungeeignet, einer Organisation anzugehören, wie sie
der Werkbund bilden muß.
Eine der größten Kraftquellen des Werkbundes bildet aber glücklicherweise die
Erscheinung, daß die Sturm- und Drangperiode der modernen Bewegung abgelaufen
und eine Periode reifen und zielbewußten Schalfens eingetreten ist. In der eigenen Sache
die allgemeine zu vertreten, ist das höchste Ziel persönlichen Wirkens.
Wie jedes einzelne hochstehende Kunstwerk die Verdichtung und Konzentrierung
mannigfaltiger Eindrücke und Funktionen darstellt, so muß die typische Kunst, wie Behrens
richtig sagte, das höchste Ziel jeder Kunstbetätigung bleiben. „Sie erstrebt die reifste,
aufgeklärteste von allem Nebensächlichen befreite Lösung" ihrer Probleme.
Mit der so vielseitigen Beleuchtung des Gegenstandes der Diskussion wurde auch
der Zündstoff der Gegensätzlichkeit unschädlich gemacht, und die ruhige Durchsicht der
im Druck vorliegenden Reden wird hoffentlich auch allseits die Klärung vollenden.
Den Schluß des Bandes bildet der Vortrag Friedrich Naumanns „Werkbund und
Weltwirtschaft".
Nun sprach der Volkswirt, der Organisator kommerzieller Kräfte, sein maßgebendes
Won zur Frage der Weltstellung deutscher Arbeit und insbesondere jener des Werkbundes.
Seine Ausführungen mündeten in das Ergebnis, daß zu den Zielen des Werkbundes auch
die Lösung eines der wichtigsten volkswirtschaftlichen Probleme gehöre. Wenn er aus-
führte, daß nur durch allmähliche Überwindung und Zerstörung des alten eingewurzelten
Glaubens an die Überlegenheit französischer Architektur, französischen Kunstgewerbes
Raum geschaffen werden kann für die Machtstellung deutscher künstlerischer und gewerb-
licher Arbeit im Auslande, so wies er damit zugleich auf eine wichtige Aufgabe des
Werkbundes hin, dem bei der Zerstörung dieser Legende eine große Rolle zufällt. Naumann
selbst und mancher Vorredner hatte darauf hingewiesen, daß in Zeiten von wirtschaftlichen
Krisen und in Kriegszeiten zuerst die künstlerische Arbeit als entbehrlich unterbrochen
wird; daß das Leben weiterfiutet, ohne der künstlerischen Mitwirkung zu bedürfen.
Die Ereignisse der letzten Zeit haben uns plötzlich in einen solchen Zustand versetzt.
Aber es muß gesagt werden, daß gerade die künstlerische Arbeit eine Ruhepause ohne
innere Schädigung sehr gut verträgt; daß sich oft nach einer solchen Sammlung ein Kraft-
zuwachs zeigt, besonders wenn sie dann vor neuen großen Aufgaben steht.
Die welthistorischen Kämpfe, welche sich derzeit abspielen, werden hoffentlich auch
für unsere freie und angewandte Kunst die Bahnen erweitern. Wenn die ruhigen Zeiten
friedlicher Entwicklung wiedergekehrt sein werden, hat die moderne Bewegung eine Fülle
von Aufgaben vor sich, an denen sie ihre Kraft siegreich betätigen kann. Dann wird
hoffentlich auch jene alte durch kein neues Leben begründete französische Legende
kräftiger und rascher unterdrückt werden durch die Verkündung erstarkter, kraftvoller und
weit ausgreifender deutscher und österreichisch-ungarischer Werktätigkeit. Dann wird
auch der neue Geist, die neue Lebenstätigkeit jene neuen Formen fordern, die zu schaffen
und zu entwickeln eines der Grundprobleme der Werkbundarbeit bildet. H. Fische]
ER „PRAKTIKUSÄW Dr. Paul Meißner hat ein handliches Büchlein von 228 Seiten
mit Ratschlägen angefüllt, die in vielen häufig vorkommenden Lebenslagen den
besten Weg weisen sollen, die eine Menge bequemer und erprobter Einrichtungen, Hand-
griffe erklären, welche unpraktischen Menschen unbekannt zu sein pflegen. Anschauliche
Zeichnungen ergänzen den Text. Dies Büchlein zu durchblättern ist ganz unterhaltend,
weil ja auch der praktische Mensch von einem andern Praktikus mancherlei lernen kann und
die große Zahl der Unbeholfenen aber sehr viel zu lernen hat. Namentlich das jugend-
liche Alter wird das Buch mit Erfolg benutzen können. Es gruppiert seine Unterweisungen
nach denRaumgattungen derWohnung und nach denBeschäftigungen des täglichen Lebens,
ist übersichtlich und nicht umständlich, so daß es vielen ein bequemer Behelf werden kann.
vs m. m..."