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Volltext: Monatszeitschrift XVIII (1915 / Heft 6)

wirklich den neben Altdorfer wichtigsten Vertreter 
des Donaustils, den späteren Passauer I-Iofmaler 
Wolf Huber von Feldkirch in Vorarlberg, erblicken 
wollten, wofür aber bei der Häufigkeit des Namens 
durchaus keine Gewißheit besteht, so müßte dieser 
dem I-lauptrneister Altdorfer schon hinsichtlich 
des früheren Auftretens den Platz räumen. Einen 
Einfluß auf die Entstehung des sogenannten Do- 
naustils möchte ich aber aus der Tatsache der 
unmittelbaren Entlehnung des Altdorferschen 
I-Iolzschnittes nicht konstruieren, denn einmal 
läßt uns dieses Blatt nur eine Seite und nicht 
einmal die wichtigste des Stils erkennen, und zwei- 
tens tritt der Stil in früheren Werken der Brixener- 
Neustifter Schule bereits klarer und reifer in die 
Erscheinung. Als ein besonders charakteristisches Abb- 14- Yerkündisßns des Engels 
Beispiel ist vielleicht hier das Tafelbild „Christus a" l""'jf,',';,j,jjfjfg'j;fef- 4 w" 
und Pilatus vor dem Volke" im Ferdinandeum zu ' 
Innsbruck anzuführen, das Tietze zum ersten Male veröffentlichte} Nehme 
ich nun auch für die Kunst des frühen XVI. Jahrhunderts in Tirol keinen so 
weit versprengten Einfluß Altdorfers für die Entstehung des Donaustils an, 
so läßt sich andrerseits bei der gleichen Zielen zustrebenden Richtung der 
südtirolischen, besonders Brixener-Neustifter Schule annehmen, daß Alt- 
dorfers „gedruckte Kunst" der weiteren Entwicklung des Stils im Süden 
entgegenkam. Sollten sich für die Sippenszenen des Gossensaßer Barbara- 
Altars nicht noch graphische Vorbilder finden lassen, so könnte ich mir 
doch wohl vorstellen, daß des Regensburgers Kunst ihm wertvolle Anregung 
gegeben hätte. 
Altdorfers graphische Kunst scheint niemals die weite Verbreitung und 
Nachahmung durch Maler und Bildhauer gefunden zu haben wie etwa die 
Dürers. Außer dem Liebesbrunnenrelief des Kaiser Friedrich-Museums in 
Berlin," das im einzelnen eine freie Verarbeitung verschiedener Motive des 
Regensburger Meisters erkennen läßt, ist mir nur noch ein fragrnentarisches 
Relief bekannt, das deutlich seine Patenschaft verrät, die Verkündigung des 
Engels an Joachim in der St. Martinskapelle in Freising (Abb. I3), die auf 
den Holzschnitt B. 4 der Folge des Sündenfalls und der Erlösung zurückgeht 
(Abb. I4).""'"k Auch der Stil dieses Reliefs weist auf die Werkstatt Kölderers. 
Die gemalten Außenseiten der Flügel mit den Szenen aus der Kindheit 
Jesu stehen den Schnitzwerken der Innenseiten wie häufig an künstlerischem 
Werte erheblich nach (Abb. 15). Es sind ziemlich handwerkliche Leistungen, 
die jedoch gleichfalls beachtenswerte Aufschlüsse über den Werkstattbetrieb 
' Kunstgeschichtliches jahrbuch der k. k. Zentralkornmission Wien, II (1909), S. x. 
" Amtliche Berichte aus den Königlich Preußischen Kunstsammlungen XXIX (1907 -xgo8), S. 165. 
m" Richard Hofmann, Die Kunstaltenilrner im erzbischöilichen Klerikalseminar zu Freising. München 
1907, Nr. x40, hier irrtümlich als Vision Ezechiels gedeutet. 

	        
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