mit welch unsicheren Vorbedingungen wir
uns abfinden müssen, um wenigstens an-
nähernd ein Stück bestimmen zu können.
Mit Sicherheit vermögen wir aber über
unsere Figur nur zu sagen, daß sie eine
venezianische Arbeit aus dem Anfang des
Cinquecento ist, die dem Typus nach in der
Malerei der Art Palma Vecchios entspricht,
während die gesicherten Werke Tullios und
auch die des Antonio - etwa die Reliefs in
der Cappella del Santo zu Padua - mit der
Kunst Cima da Coneglianos parallel gehen.
Wenn wir nun noch die Dido genannte
junge Frau mit dem Dolche (im Kaiser-
Friedrich-Museumi) anführen, welche früher
als ein
Werk des
Bellano
galt, jetzt
aber zu
dessenArt
gehörigbe-
zeichnet
wird, so
haben wir
eine Rei-
he weib-
licher Fi-
guren vor
_
Abb. 8. Bacchus, venezianisch, Mine des
XVI. jahrhunderls
Abb. g. Bacchus, venezianisch, Mitte des
xvx. jahrhunderts
uns, die ungefähr den gleichenTypus vorstel-
len, an dem wir aber ein stetes Fortschreiten
in der Formenbehandlung wahrnehmen
können: die Dido, die sogenannte „Allegorie
der Liebe" und unsere Frauenstatuette.
Auch für Venedig ist im XVI. Jahr-
hundert Michelangelo das Ereignis; aller-
dings nur ein vermittelter Michelangelo.
Hauptvermittler war Jacopo Sansovino,
ein von Michelangelo nur Berührter, nicht
Bezwungener. Jedoch der Repräsentant
einer neuen Richtung, welche die bereits
in sich gebrochene naturalistische Tendenz
der Paduaner, die archäologisierende der
i" Gnldschmidt, a. a, 0., Tafel 18, Nr. 40.