K. k. Fachschule in Zakopane. Ostgalizische Kerbschnittarbeit aus dem Krakauer Interieur
herstellen, wobei die ganze Kunstfertigkeit der in phantastischen Gestaltungen
sich ergebenden Gothik aufgewendet wurde. Von den ursprünglichen Formen
erscheinen leider nur mehr die Decke, die drei Thürumrahmungen und die
Wandbänke ziemlich gut erhalten, doch sind auch diese von einer in der
Mitte des laufenden Jahrhunderts mit geringem Verständnis durchgeführten
Renovirung vielfach entstellt worden.
Glücklicherweise fanden sich nach eingehenden Studien noch verlässliche
Anhaltspunkte und Musterstücke genug, um alle späteren Ergänzungen und
falschen Zuthaten in der Nachbildung derart zu ersetzen, dass der ursprüng-
liche Charakter des Kunstwerkes vollständig gewahrt erscheint.
Der schwierigste Theil bei der Durchführung der Copie lag in der
getreuenWiedergabe der in reichsterOrnamentik schwelgenden Schnitzereien,
die eine ausserordentlich kühne Schnitztechnik aufweisen; namentlich die
dünnlappigen, wirren Krabben, die reiche, langstielige Kreuzblume, die ganz
hohl geschnitzten Laubcapitäle der Säulchen, das krause Rankenwerk der
Zwickelfüllungen in der Thürbekrönung und die reichen, aus einem Stücke
geschnitzten Wangen der Sitzbänke stellten ziemlich hohe Ansprüche an die
Geschicklichkeit und Ausdauer der betheiligten Kräfte, Anforderungen, wie
sie heute wohl nur mehr selten vorkommen mögen. Das Object ist aus slavo-
nischem Eichenholz gefertigt; von einer Polychromirung und theilweisen
Vergoldung, wie sie das Original zeigt, wurde abgesehen und dem Ganzen
nur eine leichte Tönung durch Beizen gegeben, welche die Schönheit des
Materiales und die Reinheit der Arbeit voll zur Geltung kommen lässt.
Die zierlichen Beschläge sind von der k. k. Fachschule für Kunst-
schlosserei in Königgrätz in gediegener Weise verfertigt worden, während
das „Gewirre" des Schlosses vom k. und k. Hof-Kunstschlosser Karl Fiedler
in Salzburg hergestellt wurde. Mitarbeiter an dem Werke aus dem Lehr-
körper der Staats-Gewerbeschule Salzburg waren: Director Regierungsrath
Vitus Berger (Leitung), Professor Hans Dickel (Aufnahme der Holzarbeiten),
Professor Anton Spindler (Aufnahme der Beschläge), Professor Alois Kie-
bacher und Lehrer Anton Aicher (Überwachung der Bildhauerarbeiten),
Lehrer Matthias Thür und Vorarbeiter Michael jung (Überwachung der
Tischlerarbeiten); aus dem Lehrkörper der Fachschule in Königgrätz:
Director Ladislaus Hanäl (Leitung) und Werkmeister Miloslav Oehm
(Überwachung der Schlosserarbeiten).