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Man hat diesmal den Trioniis unmittelbar ein Werk der I-Iochrenaissance
benachbart, ein Stück aus dem großgearteten Orleyschen Abraham-Zyklus
und damit die Wesensunterschiede zum spätgotischen Bildteppichstil, der
noch in den Trioniis nachlebt, besonders sprechend vor Augen treten lassen.
Beigezogen erscheint heuer die Kunst jenes großen Meisters, der für
die Entwicklung der Gobelinkunst geradezu zum Schicksal wurde. Zwei
Stücke der berühmten Tapetenfolge Raffaels mit Szenen aus der Apostel-
geschichte - der Wunderbare Fischzug und die Steinigung des heiligen
II. Gobelins-Ausstellung irn Belvedere zu Wien. Venumnus und Pomona.
Brüssel, XVI. Jahrhundert
Stephanus - werden gezeigt, allerdings in einer an die Höhe der Original-
entwürfe nicht heranreichenden Wiedergabe aus dem Ende des XVI. Jahr-
hunderts. Dann sieht man eine 1765 in der Pariser königlichen Manufaktur
von Cozette ausgeführte, kunstgeschichtlich bemerkenswerte Übertragung
seines „Parnaß" in die Gobelintechnik. Bei vorzüglicher technischer Durch-
führung bildet letzten Endes dieses Werk künstlerisch einen Fehlschlag.
Völlig auf gleicher Stufe mit dem entsprechenden Teil der vorjährigen
Darbietung entfaltet sich die Gruppe der Brüsseler Renaissancewirkereien.
Man gewinnt neuerdings eine vollwertige Vorstellung von dem hohen, klaren
Künstlertum und der vollendeten Technik der Arbeiten jener Zeit. Die Abra-
ham-Serie haben wir bereits erwähnt. Zu ihr gesellen sich neue Stücke aus